

Sebastian Fasthuber in FALTER 10/2017 vom 08.03.2017 (S. 28)
Ein außergewöhnliches Erzähldebüt legt die deutsche Autorin Juliana Kálnay vor. Ihr Roman ist eine Sammlung kurzer Szenen und Bilder, die durch ein höchst merkwürdiges Haus mit ebensolchen Bewohnern führt. Im Souterrain wohnt eine Familie, die Tageslicht völlig meidet und sich nur nachts aus der Wohnung wagt. Im Lift lässt sich ein höflicher junger Mann samt Topfpflanze nieder. Ein anderer scheint im Schrank zu leben. Und für manche Bewohner öffnen sich Türen und Gänge, die die meisten nie zu sehen bekommen.
Über allem wacht Rita, die längst 100 sein müsste und auf die Welt gekommen ist, als ihre Eltern als erste Bewohner in das Mietshaus einzogen. Der wahre Held von Juliana Kálnays Buch aber ist das Haus selbst. „Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens“ lotet auf surreale Weise die Grenzen zwischen Realität und Fiktion aus – und das sehr unterhaltsam.