Faber. Der Zerstörer

432 Seiten, Hardcover
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Reihe Quartbuch
ISBN 9783803132888
Erscheinungsdatum 25.08.2017
Genre Belletristik/Erzählende Literatur
Verlag Wagenbach, K
Übersetzung Birgit Leib
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HerstellerangabenAnzeigen
Verlag Klaus Wagenbach GmbH
Emser Str. 40/41 | DE-10719 Berlin
mail@wagenbach.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Der junge Faber war cool, schlau, ein bisschen gefährlich und ziemlich unnahbar. Das Idol der ganzen Schule und ihre erste große Liebe. Doch als Madeleine ihn in seiner armseligen Hütte in den Pyrenäen wiederfindet, erkennt sie ihn kaum wieder. Er ist verwahrlost und offenbar verrückt. Etwas größenwahnsinnig war er schon als Jugendlicher, ein verführerischer Rebell, mitunter buchstäblich besessen. Mit Basile bildeten sie damals ein unzertrennliches Trio, träumten von Gerechtigkeit und Glück und kämpften einen gefährlichen Kampf. Das alles ist fünfzehn Jahre her. Madeleine nimmt Faber also mit zurück an den Ort ihrer Jugend, wo sie noch immer lebt, versucht gemeinsam mit Basile, ihn zu retten – doch in Wahrheit geht es um Rache. Bald schon um Leben und Tod. Was haben die drei einander angetan?
Dieser große Roman erzählt von der Suche nach Halt und Zukunft, von Träumen und Verführung, von der Jugend und ihren Idealen. Der raffiniert gebaute Text ist selbst bis zur letzten Seite auf der Suche nach Fabers Geheimnis.

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ISBN 9783803132888
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FALTER-Rezension

Ein Volvo voller Narren

Thomas Leitner in FALTER 41/2017 vom 13.10.2017 (S. 8)

Tristan Garcia und Christophe Boltanski versuchen sich beide am Roman – mit unterschiedlichem Ergebnis

Der Auftritt Frankreichs als Gastland bei der Frankfurter Buchmesse bestätigt es wieder: Erfolgreiche Philosophen, Intellektuelle und Journalisten der Nation Voltaires wollen es früher oder später wissen und versuchen sich am Roman. Wie eh und je mit unterschiedlichem, oft bescheidenem Erfolg.
Tristan Garcia (Jg. 1981), akademisch arrivierter Philosoph (er lehrt an der Universität Lyon), ist als Autor einem breiteren Publikum bekannt und erfolgreich – auch im deutschen Sprachraum, hatten ihn doch die Frankfurter Allgemeine Zeitung und der Spiegel schon zum Philosophen bzw. Denker „der Stunde“ erklärt, dieses Epitheton allerdings auch mit einem Fragezeichen versehen. Die scheinen auch mehr als angebracht, gerade angesichts seines im Frühjahr bei Suhrkamp erschienenen Bandes „Das intensive Leben“.
Nach „Der beste Teil des Menschen“, einer Story in der Homosexuellenszene, erscheint nun sein 2013 erschienener Roman „Faber“ als zweiter literarischer Text auf Deutsch. Was ist aus dem charismatischen Herrscher des Schulpausenhofs in einer grauen Provinzstadt geworden, der 1995 die Gymnasiastenrevolte anführte und dann verschwand? Seine beiden engsten Adepten, inzwischen in die kleinbürgerliche Lebenswirklichkeit eingegliedert, machen sich 25 Jahre später an die Aufarbeitung des großen Mirakels ihrer Jugendzeit.

Die elegante Konstruktion des Romans, der die Zeitebenen ineinanderschiebt und die drei Ich-Erzähler kontrastiv zu Wort kommen lässt, baut allmählich Spannung auf – was leider auch schon das einzig Positive ist, was sich sagen lässt. So ganz missglückt ist nämlich der erzählerische Versuch, den pubertären bzw. postpubertären Protagonisten eine Stimme zu verleihen. Tristan Garcia sieht sich selber als „klassischer“ Erzähler – umso mehr müsste ihm bewusst sein, wie schwer es ist, die Gedanken von Kindern und Jugendlichen schlüssig in der Ich-Form wiederzugeben. Glaubhafter wären diese Gestalten als Filmfiguren, man denke an Leos Carax, André Téchiné oder Mathieu Kassovitz. Ironischerweise scheiterte Garcia mehrmals an der Aufnahmeprüfung der Filmhochschule.
Wenn dann gar noch die realistische Ebene verlassen und aus Faber, dem Konstrukteur jugendlicher Träume, der Zerstörer dieser Hoffnungen wird, der zu einer Luziferhalluzination gefriert, wird es vollends peinlich. Im Schlussteil erhebt sich in einer Herausgeberfiktion eine vierte Stimme. Ein gewisser Tristan, ein genialer Jugendlicher der späteren Zeitebene, behauptet, den vorgefundenen Text geglättet und verbessert zu haben. Man kann sich ein boshaftes Grinsen nicht verbeißen …

Ganz anders Ton, Anspruch und Erzählhaltung in „Das Versteck“ von Christophe Boltanski (Jg. 1962), Kriegsberichterstatter, langjähriger Korrespondent von Libération und Nouvel Observateur, Autor eines Buches über Arafat und Herausgeber des Reportagemagazins XXI, und (noch) nicht der berühmteste der „Bolts“, wie die Familie in Frankreich mit einer Abbreviatur genannt wird. Christophes Vater Luc, aus der Schule Bourdieus und dessen antikolonialer Kampfgruppe im Algerienkrieg, ist einer der profiliertesten Soziologen Frankreichs. International noch bekannter ist Lucs Bruder Christian, der, Maler zunächst, als Installationskünstler zu einem Star der Erinnerungskultur wurde.
Wenn es ungewöhnlich erscheint, in die Verwandtschaftsverhältnisse eines Autors einzuführen, muss gesagt werden, dass diese hier Inhalt des Buches, einer Familienchronik, sind. Anfangs stößt man sich an der oft missbräuchlichen Verwendung des Terminus „Roman“, allerdings zu Unrecht, wie sich schon auf den ersten Seiten zeigt. Wie sich der Erzähler behutsam in einem Biotop vortastet, sein Gedächtnis befragt, die Schichten eines Palimpsestes abträgt, sich schrittweise von einem vielgliedrigen Wesen löst, von dem er sich erst langsam als Individuum unterscheidet, spricht auf raffinierteste Weise eine Wahrheit aus: Das Leben ist ein Roman.

Das Konstruktionsprinzip ist nicht ganz neu. Wie in Georges Perecs großem Werk „Das Leben. Gebrauchsanweisung“ ist es der Plan eines Hauses (hier ein bürgerliches Palais im eleganten siebten Arrondissement), das Zimmer für Zimmer abgeschritten wird und sich mehr und mehr als Käfig voller Narren entpuppt. Beides ist recht wörtlich zu nehmen. Der Autor begibt sich selbst in die schützende Aura dieses Käfigs, fügt sich auf liebevolle Weise in die Familiengemeinschaft genialer Narren ein, macht sie ironisch lebendig, wie das nur jemand kann, der sehr nahe ist und dabei doch erzählerische Distanz schaffen kann. Der Käfig ist gleichzeitig ein Versteck, in dessen tiefstem Inneren sich noch etwas befindet (das weiter zu erläutern ein unstatthafter Spoiler wäre).
Vier Generationen haben hier Unterschlupf gefunden, mit einer so vitalen wie invaliden Großmutter als Zentrum. Der Antisemitismus im Odessa des späten 19. Jahrhunderts ist der Anlass des Aufbruchs, bleibt aber immer fühlbar: Die Mitglieder der Familie kleben aneinander, sodass trotz der großzügigen Dimensionen des Palais in einem Zimmer in Schlafsäcken fast übereinander geschlafen wurde.
Auch auf den Kontinente umspannenden Reisen im Familienvehikel, das gleichsam die mobile Variante des Käfigs darstellt, wurde dieses kaum verlassen. Die Schilderung der Verrenkungen bei den Familienübernachtungen im Volvo 144 gehören zu den unvergesslichen Momenten des Buches. Eine andere Reise führt den Autor nach Odessa, wird dort zur Odyssee: die Spuren der Familie verlieren sich in einer Stadt ohne Juden.

In dieser Rezension ebenfalls besprochen:

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