

Sebastian Fasthuber in FALTER 50/2021 vom 17.12.2021 (S. 32)
"Der Dicke war an allem schuld, das würde er ihnen sagen." Ein guter erster Satz allein ist wenig wert, aber er kann auf das Folgende einstimmen. Der lässig-lapidare Einstieg in "Paradais" deutet schon das böse Ende dieser Geschichte an. Doch von Anfang an: Der Dicke ist Franco, ein wohlstandsverwahrloster junger Mann, der bei seinen Großeltern in einer Gated Community lebt. Der, der spricht, ist Polo. Der jugendliche Gärtner muss sich Francos Sexfantasien anhören, wenn sie sich gemeinsam zudröhnen. Der Dicke ist besessen von einer schönen Nachbarin.
Die mexikanische Autorin Fernanda Melchor hat einen atemlos schnellen Text geschrieben, der sich von der ersten Seite an beklemmend liest, weil er vor Machismo und Frauenhass nur so vibriert. Er entfaltet aber auch eine derartige Sogwirkung, dass man das Buch bis zum finalen Gewaltausbruch nicht weglegen kann.