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Reihe Quartbuch
ISBN 9783803133694
Erscheinungsdatum 15.08.2024
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Wagenbach, K
Übersetzung Barbara Kleiner
LieferzeitDerzeit nicht lieferbar
HerstellerangabenAnzeigen
Verlag Klaus Wagenbach GmbH
Emser Str. 40/41 | DE-10719 Berlin
mail@wagenbach.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Die Lombardei im Zweiten Weltkrieg: Die Menschen suchen Zuflucht vor ständigen Bombenangriffen, deutsche Besatzer jagen Partisanen, das Essen wird rationiert. Die 13-jährige Giada wohnt bei ihrer Tante, einer gläubigen Faschistin, Gewalt und Entbehrung prägen den Alltag. Also träumt sich Giada fort, träumt vom »Großen A«: Afrika, wo ihre Mutter Adele in den italienischen Kolonien angeblich ein abenteuerliches, unabhängiges Leben führt.
Und wirklich: Nach Kriegsende holt die Mutter sie zu sich nach Eritrea. Doch die großen Erwartungen werden enttäuscht: Dauerhitze und die Arbeit in Adeles Bar am Rand der Wüste haben so gar nichts Märchenhaftes an sich. Und sogar der Kaffee schmeckt nach Salzwasser. Eritrea ist auf dem Weg in die Unabhängigkeit, die verbliebenen Kolonisten ringen um eine Zukunft unter den neuen Machtverhältnissen. Und die schillernde Mutter erstickt jeden Freiheitsdrang, bis Giada den charmanten, aber undurchsichtigen Giacomo kennenlernt.
Atmosphärisch und mit störrischer Poesie erzählt Giulia Caminito von zwei widerspenstigen, willensstarken Frauen, die auf sehr unterschiedliche Weise zur Selbstbestimmtheit finden.

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ISBN 9783803133694
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FALTER-Rezension

A wie Adele, Asmara und Addis Abeba

Leopold Federmair in FALTER 42/2024 vom 16.10.2024 (S. 8)

Italien war unter den Kolonialmächten ein kleiner Spätling. Umso aggressiver verhielt sich in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts das italienische Militär, das von Eritrea aus Äthiopien annektierte. Mussolini und die Seinen träumten von einem großitalienischen Reich.

Als Giulia Caminito sich des im kollektiven Bewusstsein nur schwach verankerten Themas annahm, war sie in ihren Zwanzigern und hatte noch kein Buch veröffentlicht. Zu Hilfe kam ihr bei der Arbeit die Tatsache, dass ein Teil ihrer Familie im damals sogenannten Abessinien gelebt hatte. Die zahllosen Geschichten und Geschichtchen, die sie in ihrem Erstlingsroman – zwei weitere sind bereits ins Deutsche übersetzt – erzählt, hat sie von ihrer Großmutter gehört, die sie eigens interviewte. Ein Anlass, ein Hoch auf die Großmütter auszurufen: Schon Gabriel García Márquez hatte seine „Hundert Jahre Einsamkeit“ aus den oftmals fantastischen Geschichten seiner Oma gezogen. „Das große A“ braucht den Vergleich mit dem berühmten kolumbianischen Roman nicht zu scheuen, auch wenn der Anteil des Phantastischen hier doch etwas geringer ist.

Um aus den Großmuttergeschichten einen Roman zu machen, braucht es schriftstellerische Disziplin. Über diese verfügt die studierte Enkelin. Zugleich bewahrt sie den erzählerischen Schwung, die Fabulierfreude, die aus den alten kolonialen Zeiten herstammen mag: Wenn nicht von der Großmutter, dann vielleicht von deren Mann, über den es im Buch heißt, seine Geschichten seien mit „nie gesehenen kostbaren Bildern angereichert“, sodass sie am Ende „besser als jedes Buch“ wirken würden.

Die Oma ist im Roman ein junges Mädchen, das die Kriegszeit in der Nähe von Mailand durchsteht und später nach Afrika geschickt wird, wohin ihre Mutter Adele geflüchtet ist – geflüchtet nicht vor den Faschisten, sondern vor der Enge der Ehe mit ihrem aus Sizilien stammenden Mann.

Diese Mutter ist nicht gerade das, was man treusorgend nennt, aber die Bande zu ihr sind stark, und so baut sich Giada mit ihrer Hilfe in Abessinien eine Existenz auf, zuerst in Assab, dann in Asmara, zuletzt in Addis Abeba: lauter A, größere und kleinere.

Caminito zündet in ihrem Roman mithilfe der Familienüberlieferung, aber noch mehr mithilfe der eigenen Imaginationskraft ein regelrechtes Feuerwerk aus Detailbeschreibungen, Situationen, Geschichten, atmosphärischen Eindrücken. Über Afrika und die Afrikaner, zuletzt auch über ihre Aufstände gegen den äthiopischen Negus und die Kolonialherren erfahren wir wenig; umso mehr über die Italiener und Engländer, die in Abessinien koloniale Enklaven bildeten.

Zu einem einzigen Afrikaner entwickelt Giada eine etwas engere Beziehung, sie bringt ihm im Café der Mutter, wo die beiden jungen Leute kellnern, Lesen und Schreiben bei. Ansonsten aber: italienische Clubs, italienischer Kaffee (wenn auch salzig), italienischer Ehemann (wenn auch mit spanischem Nachnamen), italienische Firma, italienische Zeitschriften, italienische Mode. Dazu ab und zu ein griechischer Freund, eine französische Freundin.

Mehr oder weniger träge geht die Kolonialzeit zu Ende, und das Finale des Romans spielt in Italien, wo das Wirtschaftswunder bereits am Abebben ist. In Rom, wo die Olympischen Spiele von 1960 gerade vorbei sind, wird nach wie vor fleißig gebaut, die Hauptstadt wächst rapide.

Caminito hat mit ihrem Erstling einen weitgehend blinden Fleck auf der literarischen Landkarte sichtbar gemacht, den Fleck des Kolonialismus; so wie Antonio Pennacchi in „Canale Mussolini“ einige Jahre zuvor ein anderes stiefmütterlich behandeltes historisches Thema sichtbar gemacht hatte: die Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe.

Beide Bücher werfen ein etwas anderes Licht auf den Mussolini-Faschismus, als dies die auf den Heroismus der Resistenza fixierten Erzählungen der Jahrzehnte nach dem Krieg getan haben. Mussolini hatte in der Bevölkerung einen breiten Rückhalt, ohne den manch eine Kraftanstrengung des Regimes nicht möglich gewesen wäre.

Caminito erzählt sprudelnd und oft kursorisch kreisend, setzt bewusst Wiederholungen ein, neigt zu Aufzählungen, manchmal etwas selbstverliebt gegenüber den eigenen Einfällen und der Sprache mit den überraschenden Bildern. Der Kritiker lässt sich gern von der Großzügigkeit des Erzählens anstecken und sieht ein, dass gewisse Nachlässigkeiten unvermeidlich sind, wenn in der Leere der Wüste oder der Kargheit von Kriegszeiten nach paradiesischer Fülle gestrebt wird.

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