

Ein Sponti-Diplomat in Kabul
Veronika Seyr in FALTER 48/2011 vom 02.12.2011 (S. 19)
23 Monate war Tom Koenigs, der frühere Sponti und grüne Kommunalpolitiker aus Frankfurt am Main, als UN-Menschenrechtsbeauftragter in Afghanistan. Darüber hat er nun, vier Jahre später, ein Buch in Briefform verfasst.
Dass die internationale Diplomatie hauptsächlich aus Pendelmissionen und Höflichkeitsbesuchen besteht, ist nichts Neues. Wie Tom Koenigs darüber schreibt, aber schon: unheroisch, ironisch, selbstkritisch. Er verschweigt nicht seine Ängste vor Vorträgen und Interviews, sein Unbehagen vor Interventionen, deren Ausgang niemand kennt, seine Verzweiflung hinsichtlich der unübersichtlichen Lage in Afghanistan und der Widersprüche zwischen militärischer Mission der Nato und humanitärer Mission der Uno.
Angesichts der afghanischen Tragödie hinterlässt das Buch des Diplomaten-Quereinsteigers doch einen unangenehmen Nachgeschmack von Sponti-Unernst: die Sprache oft zu flapsig, der Stil schludrig. "Rabumm-rabumm-rabumm – wieder Bomben hochgegangen in Kabul."