Die ersten Suchmaschinen

Adressbüros, Fragämter, Intelligenz-Comptoirs
176 Seiten, Hardcover
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Reihe Allgemeines Programm - Sachbuch
ISBN 9783803136541
Erscheinungsdatum 27.01.2015
Genre Geschichte/Neuzeit bis 1918
Verlag Wagenbach, K
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HerstellerangabenAnzeigen
Verlag Klaus Wagenbach GmbH
Emser Str. 40/41 | DE-10719 Berlin
mail@wagenbach.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Was heute Dating- Apps, Tauschbörsen, Finanzmakler, Jobcenter und Carsharing- Anbieter übernehmen, leistete früher eine einzige Institution: das Adressbüro. Wer im 17. Jahrhundert etwas kaufen oder verkaufen wollte, Arbeit, Wohnung, ein Hausmädchen oder einen Arzt suchte oder zu vermitteln hatte, konnte dort sein Anliegen gegen Gebühr in ein Register eintragen lassen oder Auszüge aus
diesem Register erhalten. Solche Adressbüros gab es in vielen europäischen Städten, etwa in London die registry oder das intelligence office, in der Habsburgermonarchie die Frag- und Kundschaftsämter und in anderen deutschsprachigen Städten Adresscomptoirs und Berichthäuser.
Anton Tantner schreibt eine Ideengeschichte des Sammelns, Organisierens und Weitergebens von Informationen und Wissen – aus der Perspektive unserer Gegenwart, in der wir ohne google kaum mehr leben können, social media scheinbar alles und – andererseits – Datenschutz ein zentrales Thema ist. Dass man aber die richtige Form für das Vermitteln von Information kaum unterschätzen
kann, beweist Tantners eigener, bisweilen vergnügt erzählender Stil.

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ISBN 9783803136541
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FALTER-Rezension

Informationsaustausch und Überwachungsstaat

Oliver Hochadel in FALTER 11/2015 vom 13.03.2015 (S. 35)

Geschichte: Anton Tantner erzählt die Geschichte der Fragämter und Adressbüros als die der ersten Suchmaschinen

Information ist das neue Schlagwort in der Geschichtsschreibung. Historiker fragen vermehrt danach, wie Informationen zirkulierten, gesammelt, genutzt und – ja – auch gehandelt wurden. "Die ersten Suchmaschinen" heißt das neue Buch des Wiener Historikers Anton Tantner. Der Untertitel erklärt, worum es geht: "Adressbüros, Fragämter, Intelligenz-Comptoirs".
Diese Einrichtungen waren privatwirtschaftliche Informationsumschlagstellen. Wer einen Dienstboten, eine Mitfahrgelegenheit, eine Wohnung oder eine bestimmte Ware anzubieten hatte oder suchte, ließ sein Anliegen gegen Gebühr in den Registern der Adressbüros eintragen.

Tantner spricht von Entzeitlichung und Enträumlichung der Kommunikation. Entzeitlichung, weil die Information gespeichert wurde und meist einige Wochen verfügbar war. Enträumlichung, weil die Comptoirs häufig auch eigene Publikationen herausgaben, die entsprechenden Anfragen und Angebote somit auch anderswo verfügbar waren.
In der gedruckten Form tritt einem die ganze Fülle, aber auch die Mondänität des frühneuzeitlichen Alltags entgegen. Aus diesen "Intelligenzblättern" entwickelten sich im 19. Jahrhundert die Anzeigenabteilungen der Tageszeitungen.
Die Stärke von Tantners Buch liegt in der chronologischen und geografischen Breite. Seine Untersuchung reicht vom frühen 17. bis ins 19. Jahrhundert und wandert von Paris und London in den deutschsprachigen und habsburgischen Raum, nach Wien, Prag, Preßburg (Bratislava), nach Frankfurt und Preußen, aber auch nach Basel und Zürich.
Ende des 18. Jahrhunderts gab es fast in jeder größeren Stadt ein Comptoir. Neben dem "Kerngeschäft" fungierten manche Adressbüros auch als Lesekabinett oder Leihbibliothek oder sogar als, wie wir heute sagen würden, Bildungseinrichtung. Auch Armenfürsorge stand gelegentlich auf der Agenda.
Die Geschichte der Fragämter ist aber, das zeigt Tantners Tour d'Europe, vor allem auch die Geschichte ihres Scheiterns. Zahlreiche Projekte sind nicht über das Planungsstadium hinausgekommen, weil die Obrigkeit das Ansuchen ablehnte oder die Fragämter nach kurzer Zeit den Informationshandel wieder einstellten.
Hinzu kam der Widerstand jener Akteure, die die Adressbüros als direkte Konkurrenz fürchteten, sprich: die traditionellen Arbeitsvermittler wie auch Händler aller Art. Denn die zu verkaufenden Gegenstände wurden häufig nicht nur registriert, sondern auch in den Geschäftsräumen aufgestellt.

Tantner schreibt flüssig und jargonfrei, trotzdem ist die Lektüre des an sich dünnen Büchleins etwas ermüdend. Über weite Phasen erschöpft sich der Text in der bloßen Aufzählung der Adressbüros und ihrer Betreiber, bleibt zu sehr im Empirischen stecken und bemüht sich zu wenig um theoriegetriebene Analyse.
Dies lässt sich zum Teil durch die widrige Quellenlage entschuldigen. Oft haben sich wenig mehr als die Ankündigungen der Adressbüros erhalten, über deren Tagesgeschäft wissen wir mangels Register in der Regel gar nichts.

Gleichwohl: Die Pionierarbeit ist verdienstvoll. Und auf einen spannenden Punkt weist Tantner immer wieder hin: Die Adressbüros, die ja dem Informationsaustausch von Privatpersonen dienen sollten, wurden von Anfang an vonseiten der Obrigkeit als mögliches Kontrollinstrument wahrgenommen.
Einerseits versprachen die Adressbüros ihren Kunden "Datenschutz", dienten sich aber andererseits auch als Meldestelle etwa für Reisende an. Darf man hier Parallelen ziehen zu den Mesalliancen zwischen Betreibern von Suchmaschinen und dem datenhungrigen modernen Überwachungsstaat? Tantner findet ja.
Und hat wohl recht: Wer systematisch personenbezogene Informationen sammelt, wird wohl immer die Begehrlichkeit der Herrschenden wecken.

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