Sachbuch-Bestenliste Mai 2021

Antisemitismus: Eine deutsche Geschichte

Von der Aufklärung bis heute
640 Seiten, Hardcover
€ 35
-
+
Lieferung in 2-5 Werktagen

Bitte haben Sie einen Moment Geduld, wir legen Ihr Produkt in den Warenkorb.

Mehr Informationen
ISBN 9783827500670
Erscheinungsdatum 19.04.2021
Genre Sachbücher/Geschichte
Verlag Siedler
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
Neumarkter Straße 28 | DE-81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags


80 Jahre nach dem Holocaust: Ein Buch, das uns die Augen öffnet


Der Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019 hat nicht nur gezeigt, wie gefährlich die Lage für Juden in Deutschland geworden ist – die Debatte hat auch offengelegt, dass antijüdische Einstellungen schon lange in der Mitte der Gesellschaft existieren. Peter Longerich, renommierter Historiker und Mitautor des 2012 veröffentlichten ersten Antisemitismusberichts des Deutschen Bundestags, zeigt, dass wir den gegenwärtigen Antisemitismus in Deutschland nicht begreifen können, wenn wir ihn vor allem als Sündenbock-Phänomen verstehen, wie es hierzulande in Schule und Hochschule gelehrt wird. Denn der Blick in die Geschichte offenbart, dass das Verhältnis zum Judentum bis heute vor allem ein Spiegel des deutschen Selbstbildes und der Suche nach nationaler Identität geblieben ist. Ein brisantes Buch, das mitten in die aktuelle Debatte stößt.

Mehr Informationen
ISBN 9783827500670
Erscheinungsdatum 19.04.2021
Genre Sachbücher/Geschichte
Verlag Siedler
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
Neumarkter Straße 28 | DE-81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
FALTER-Rezension

Antisemitismus als Teil des deutschen „Wir-Gefühls“

Christine Zeiner in FALTER 24/2021 vom 18.06.2021 (S. 19)

Steine, die auf Synagogen in Bonn und Gelsenkirchen fliegen, und Menschen, die „Scheiß Juden“ rufen: In den vergangenen Wochen wurde vielerorts in Deutschland nicht nur die israelische Politik kritisiert – der Krieg zwischen Israel und der palästinensischen Hamas war Anlass für viele, Antisemitismus offen zu zeigen.

Dass antisemitische Einstellungen, Äußerungen und Taten heute in erster Linie der Bevölkerung mit muslimischem bzw. arabischem Hintergrund zuzuschreiben sind, stimmt nicht. Auch darüber schreibt der Historiker Peter Longerich in „Antisemitismus: Eine deutsche Geschichte“. Longerich ist ausgewiesener NS- und Holocaust-Experte. In seinem jüngsten Werk geht er gründlich auf die Wurzeln des deutschen Antisemitismus ein und verfolgt den Anspruch, Linien in die Gegenwart aufzuzeigen.

Der historische Teil macht den größten Umfang aus, es sind zugleich die besten Seiten. Dem Blick auf die Gegenwart fehlt diese beachtliche Tiefe. Über das Ausmaß des gegenwärtigen muslimischen Antisemitismus wisse man nicht verlässlich Bescheid. Zugleich würden Medien verstärkt auf einen angeblichen Anstieg aufmerksam machen.

Worauf Longerich unaufgeregt aufmerksam macht, lässt er im Folgenden selbst vermissen: Er schreibt von „großen Teilen der muslimischen Bevölkerung“, die Juden „so scheint es eher oberflächlich“ abwerten. Hier fehlt ein Hinweis zur Quelle. Inhaltlich passe diese Abwertung zu dem extremen und ideologisch begründeten Antisemitismus der Islamisten, schreibt Longerich. Hierzu gehören insbesondere die Gleichsetzung von Israel mit „den Juden“, verschwörungstheoretische Szenarien und die Rückkoppelung an eine antisemitische Auslegung des Islam.

Wann begann das Phänomen Antisemitismus in Deutschland? Laut Longerich im Übergang vom Absolutismus zur Aufklärung und nicht etwa mit dem Mittelalter. Er begründet das mit dem Beginn der jüdischen Emanzipation. Vertreter der Aufklärung machten die jüdische Gleichberechtigung gegen Ende des 18. Jahrhunderts zum Thema; in der Folge wurden etliche Verbote und Benachteiligungen schrittweise aufgehoben.

So richtete sich „die Polemik der Judenfeinde nicht mehr primär gegen die Juden als Religionsgemeinschaft, sondern als ‚Nation‘ bzw. als fremde ethnische Gruppierung“.

Von der Bildung der deutschen Nation kommt Longerich über den Ersten Weltkrieg und die Weimarer Republik unvermeidlich zur NS-Zeit und zum Holocaust. Auch zeitgeschichtliche Ereignisse handelt Longerich ab – darunter Antisemitismus in BRD und DDR und im wiedervereinigten Deutschland inklusive der skandal­trächtigen Rede Martin Walsers in der Paulskirche 1998.

Auch ein interessanter Aspekt: Der Sechstagekrieg brachte einen Stimmungsumschwung in der bundesdeutschen Bevölkerung: „Der als brillant wahrgenommene schnelle militärische Sieg der Israelis, der in der deutschen Presse häufig Vergleiche mit dem ,Wüstenfuchs‘ Generalfeldmarschall Rommel auslöste, trug erheblich dazu bei, das traditionelle Bild vom ganz und gar unmilitärischen Juden zu verdrängen.“

Ein „neues positives Israel-Bild“ sei so entstanden. Andererseits: „Die negative Einstellung zu den Juden gehört seit langem zum deutschen Wir-Gefühl.“ Dies allerdings steht im Gegensatz zur deutschen Staatsräson – Kritik an Israel gehört nicht zur offiziellen Politik. Auch von einem Jüdinnen und Juden ablehnenden „Wir-Gefühl“ der Mehrheit der Deutschen kann man so kaum sprechen.

Longerich hat dennoch Recht, wenn er schreibt: „Der Antisemitismus in seinen verschiedenen Erscheinungsformen und Abstufungen ist in der Gesellschaft weit verbreitet.“

weiterlesen