Das gelbe Haus

Roman | »Mieko Kawakami revolutioniert gerade die japanische Literatur.« DIE WELT
528 Seiten, Hardcover
€ 26.8
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ISBN 9783832168346
Erscheinungsdatum 12.08.2025
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag DuMont Buchverlag
Übersetzung Katja Busson
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HerstellerangabenAnzeigen
DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG
Amsterdamer Straße 192 | DE-50735 Köln
herstellung@dumont.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Die siebzehnjährige Hana träumt von einer besseren Zukunft für sich und ihre Mutter, doch das Leben meint es nicht gut mit ihr. Es ist kurz vor der Jahrtausendwende, und in Japan ist die Wirtschaft ins Stocken geraten. Als die ältere Kimiko Hana unter ihre Fittiche nimmt, wird sie Teil einer neuen, selbst gewählten Familie: einer bunt zusammengewürfelten Gruppe von jungen Frauen, die am Rande der Gesellschaft leben. Unter der Führung von Kimiko übernehmen sie eine Bar, und zum ersten Mal in ihrem Leben fühlt Hana ein gewisses Maß an Freiheit und Sicherheit. Doch als das Geld zur Neige geht, sieht sie keine Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt ehrlich zu verdienen, und so rutscht Hana immer tiefer in eine kriminelle Parallelwelt, aus der es scheinbar kein Zurück mehr gibt.
In ihrem neuen Roman erzählt Mieko Kawakami eindringlich von der Hoffnung, die eine Wahlfamilie verspricht, und widmet sich scharfsinnig der Illusion des freien Willens und der Frage nach menschlicher Würde.

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ISBN 9783832168346
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FALTER-Rezension

Kampf um Würde und Sake zum Frühstück

Karin Cerny in FALTER 42/2025 vom 15.10.2025 (S. 22)

Der Yen ist gerade schwach, das macht Japan zu einem erschwinglichen Reiseziel. Die sozialen Medien sind voll mit Geschichten, in denen die verfeinerte Kultur dieses Landes zelebriert wird – und natürlich die besten Ramen-Hotspots abgefeiert werden. Die sozialkritische Popliteratur von Mieko Kawakami, 48, hat mit diesem Postkarten-Japan wenig gemeinsam. Wie zum Trotz macht sich die Protagonistin ihres Romans „All die Liebenden der Nacht“ gleich auf der ersten Seite einen Topf Spaghetti mit Fertigsauce.

Fuyuko ist Mitte 30 und freiberufliche Korrekturleserin, sie arbeitet von zuhause aus, gilt als verlässlich, genau und pünktlich. Früher, als sie noch in einem Verlag angestellt war, wurde hinter ihrem Rücken getuschelt, sie hätte gar kein Leben. Als sie sich eines Tages zufällig in einer Fassade gespiegelt sieht, stellt sie ernüchtert fest: „Nicht bedauernswert oder elend, nein, richtig erbärmlich sah die Frau in der Glascollage aus.“ Und schon im nächsten Absatz hat diese ein Alkoholproblem: „Mit nur einer langsam geleerten Dose Bier, einem Wasserglas Sake gelang es mir, nicht mehr ich zu sein.“

Es zählt zu den Stärken dieser lakonischen Erzählweise, dass man nicht mit Psychologie oder damit gelangweilt wird, dass es mit dieser einsamen Frau von nun an bergab ginge. Ganz im Gegenteil: Sie wird aktiv und trägt sich für Kurse in einem Kulturzentrum ein, muss allerdings am Eingang zur Toilette kotzen und stößt dabei mit einem Mann zusammen. Aus der denkbar peinlichen Situation entspinnt sich eine zarte Freundschaft. Die beiden treffen einander regelmäßig in einem Kaffee, wobei sie das Faible entwickeln, sich über das Phänomen Licht zu unterhalten.

Scheinbar farblose Figuren gewinnen nach und nach an Tiefe. Mit schlichten Sätzen erzielt Kawakami große Wirkung, verleiht ihrem Roman, der zugleich perfekt komponiert und überaus offen ist, eine große Leichtigkeit

So plötzlich Fuyuko zu trinken begonnen hat, hört sie auch wieder auf. „Herr Mitsutsuka, haben Sie einmal daran gedacht, mit mir zu schlafen?“, erkundigt sie sich unvermittelt.

Spoiler Alert: Aus der schrägen Liebesgeschichte wird nichts, und statt in ein banales Happy End zu münden verläuft der Roman wie ein langer, ruhiger Fluss, getragen von einer schönen Melancholie. „Hatte ich mich jemals für etwas entschieden, hatte ich jemals selbst gewählt?“, fragt sich die Protagonistin. Nein, die Dinge sind ihr passiert, so wie es einem traditionellen Frauenbild entspricht, das wenig persönlichen Spielraum lässt. Am Ende beginnt Fuyuko an einem Buch zu schreiben, das den Titel trägt: „All die Liebenden der Nacht“.

Auf subtile Weise erzählt Kawakami von überkommenen Geschlechterrollen und einer toxischen Kultur der Arbeit. Sobald jemand stirbt, tuscheln alle: Es war bestimmt Selbstmord. In ihrem jüngsten Roman „Das gelbe Haus“, der Elemente der Sozialreportage mit einem Kriminalfall verbindet, porträtiert sie Tokios Unterschicht in den 1990er-Jahren. Im Zentrum steht Hana, die eines Tages mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird. Eine gewisse Kimiko ist angeklagt, eine Frau in ihrer Wohnung festgehalten und gequält zu haben.

Das setzt bei Hana einen Prozess der Erinnerung in Gang: Aus einem schwierigen Elternhaus geflohen, hat ihr Kimiko vor 20 Jahren Halt gegeben. Gemeinsam hatten sie eine Bar gegründet, mit anderen Frauen in einer WG gelebt.

Als das Etablissement eines Tages abbrennt, driftet Hana allerdings ins kriminelle Milieu ab. Man erfährt viel darüber, wie die japanische Mafia arbeitet, wie junge Frauen angeworben werden für Kreditkarten-Betrügereien. „Geldesel“ nennt man Jungs und Mädchen wie Hana, die keine Familie haben und nach denen niemand sucht, falls sie verschwinden.

Der über 500 Seiten starke Roman baut geschickt Spannung auf – und hält ein überraschendes Ende parat. An vielen Stellen ist die Reise durch ein von zwielichtigen, ums Überleben kämpfenden Figuren bevölkertes Japan allerdings gar ausufernd geraten. Dass die Beschreibung ihres Kampfes um Würde nie in den Kitsch abdriftet, ist ein Pluspunkt des Romans, der trotzdem streckenweise zu sehr nach Sozialreportage klingt.

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