Schlafgänger

Roman
142 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783832197421
Erscheinungsdatum 13.03.2014
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag DuMont Buchverlag
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DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG
Amsterdamer Straße 192 | DE-50735 Köln
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Kurzbeschreibung des Verlags

Irgendwo tief im europäischen Wald begegnen sie sich. Grenzgänger, Schmugglerinnen, Flüchtlinge, Arbeiterinnen, Asylbewerber, Kontrolleure, Künstlerinnen, Instrumentalistinnen, Schauspieler, Journalisten, Stipendiaten, Logistiker, Studentinnen, Geister. Sie kommen von überall. Sie alle sind Stellvertreter unserer Zeit, und sie führen ein Gespräch. Über Herkunft und Gerechtigkeit, über Körper und Staat, Import und Export, Heimat und Migration, über Glück, Musik und den Tod.
Dorothee Elmiger hat einen Roman geschrieben, der die brisanten Fragen unserer Gegenwart ausleuchtet. Und sie findet dafür eine Sprache, wie sie zuvor in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur noch nicht zu hören war.

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ISBN 9783832197421
Erscheinungsdatum 13.03.2014
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FALTER-Rezension

Die Luzidität der Grenzgänger

Björn Hayer in FALTER 11/2014 vom 14.03.2014 (S. 20)

Dorothee Elmiger entwirft in ihrem zweiten Roman "Schlafgänger" eine tagtraumartige Poetik der Zwischenräume

Wie nah ist die Wirklichkeit dem Traum? Mit ihrem zweiten Roman "Schlafgänger" entführt uns Dorothee Elmiger in schimmernde Zwischenreiche aus Halluzination, Erinnerung und Phantasmagorie. Der Leser lauscht einem Gespräch unter Lebenskünstlern, wirren Köpfen und Hobbyphilosophen, das ihm einen schier unendlichen Erzählkosmos eröffnet. Statt auf eine lineare Handlung setzt die junge Autorin von Anfang an auf skurrile Miniaturgeschichten, die sich dem Leser wie ein funkelnder Scherbenhaufen darbieten.
Geradezu leitmotivisch führen die ­tranceartigen Ausführungen eines nicht näher benannten Logistikers in das Geschehen ein. Als wäre ihm nach Tagen der Schlaflosigkeit das Realitätsvermögen entglitten, beschreibt er, wie auf einmal verschiedene "Schlafgänger" seine Wohnung bevölkern und seither dort als inzwischen von ihm akzeptierte, aber immer noch gespenstische Zeitgenossen hausen. Der "Student aus Glendale", ein weiterer Gesprächsteilnehmer, weiß hierzu ebenfalls von einem Amerikaner zu berichten, "der vor gut fünfzig Jahren rund zweihundert Stunden ohne Schlaf zugebracht habe. Am fünften Tag habe der Mann behauptet, er sähe Spinnen, die aus seinen Schuhen kröchen."

Was sich diesen skurrilen Berichten, deren Surrealität an die Methode des automatischen Schreibens denken lassen, entwindet, sind literarische Einladungen zur Verführung durch Sprache und Geist, zur Assoziation und vor allem zu luziden Grenzgängen. Sinnbildlich daher auch immer wieder die Rede von Städten in Übergangsbezirken wie beispielsweise Texarkana (eine Kontamination aus Texas und Arkansas) oder Mexicali, "deren Name Mexico und California verbindet".
Indem die Figuren in einer endlosen Suade von ihren Reiseerfahrungen sprechen, überwinden sie nicht nur die geografischen Kartografien, sondern gleichsam jene der Vorstellungskraft. Das Ensemble, darunter auch rätselhafte Erscheinungen wie Fortunat und A. L. Erika, begründen einen poetischen Raum, der reale Orte auf magische Weise in Kunstzonen überführt.

Wenn etwa A. L. Erika von den Einbildungen eines verwirrten Buspassagiers in Los Angeles spricht, wird die Metropole an der amerikanischen Ostküste selbst zur illusionären Kulisse. Die 1985 in der Schweiz geborene Schriftstellerin erweist sich dabei mit ihrer Begeisterung für den Konjunktiv und Zitate wie ihrer Vorliebe für eine alles vereinnahmende Collage als wahre Magierin in Sachen Wortalchemie. Die Sprache scheint nur vorhanden, um aus ihr Vision und Transzendenz herauszuzaubern.
Ähnlich der Programmatik Daniel Kehlmanns oder Sibylle Lewitscharoffs verspricht auch Elmigers Euphorie für die wundersamen Übergangwelten eine utopische Kraft, die sie bereits in ihrem gefeierten Debüt "Einladung an die Waghalsigen" (2010) beschwörte.
Um aus der Tristesse einer postapokalyptischen Wüstenregion auszubrechen, begeben sich darin zwei Mädchen auf die Suche nach einem mirakulösen Fluss namens ­Buenaventura, dessen Existenz lediglich einige vergilbte Schriften bezeugen – ein schillernder Appell zum Aufbruch einer perspektivlosen Jugend, der das Potenzial zum Generationenroman in sich trägt.

Während der Leser hierin jedoch eine enge Verbindung zu den Protagonistinnen aufbauen kann, bleiben die zahllosen Figuren ihres aktuellen Prosabandes unzugänglich und artifiziell. Dennoch glaubt Elmiger an das Erzählen. Es dient nicht nur dazu, die Welt zu erfassen, sondern sie gleichsam poetisch mit juveniler Passion zu revolutionieren. Dass die Autorin nicht nur die Grenzen der Sprache und unserer Fantasie im elektrostatisch aufgeladenen Luftraum zwischen Tag und Traum sprengt, zeigt sich nicht zuletzt in ihrer dezidierten Schweiz-Kritik.
Der von ihr diagnostizierten fremdenfeindlichen Angst der Eidgenossen vor den "Zigeunerbanden" und einfallenden Asylanten stellt Elmiger mutig das Modell einer gewachsenen Menschheitsfamilie entgegen, deren geheimer Bund eben nicht in der gemeinsamen, sondern in der Vielzahl ihrer Geschichten zu bestehen scheint. Ein mondänes, hellsichtiges Buch.

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