Jahre unter ihnen

Roman
126 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783835300828
Erscheinungsdatum 18.08.2006
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Wallstein Verlag
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HerstellerangabenAnzeigen
Wallstein Verlag GmbH
Geiststr. 11 | DE-37073 Göttingen
info@wallstein-verlag.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Sein »autobiographischstes Buch« nennt der Autor diesen Roman. Fast nichts stimmt dem Leben nach; aber alles ist gerade so durchlebt.

Als Architekt hat der Bruder ein Leben lang gearbeitet, bevor er »auffällig« wird. Er fälscht Urkunden, überzieht Gerichte mit Klagen, veruntreut Gelder und vertreibt Gerichtsvollzieher mit dem Jagdgewehr. Und weder Banken, Versicherungen, Gläubiger und Behörden noch Richter und Staatsanwälte entnehmen seiner Post die einfache Botschaft, nämlich, daß er längst den Verstand verloren hat. Im Gegenteil, die Regeln, nach denen sie den Fall verwalten, tragen selbst Züge des Wahnsinns.
Aus einem halben Dutzend Pappkisten mit Briefschaften rekonstruiert der Erzähler die letzten Lebensjahre des Mannes, der von Kindheit an ein glühender Verehrer Friedrichs des Großen von Preußen gewesen ist und bis zuletzt hofft, etwas Rettendes wie das »Mirakel des Hauses Brandenburg« von 1763 könne auch ihm widerfahren.
Der Bruder stirbt an Alzheimer. Seine letzten Klagen gelten dem Staat, dem »kommunistischen« Pfleger, der Forstwirtschaft.
In einem fremden Land lebt der Erzähler weiter. Hier ist Arbeit »Mangelware«, und in hohem Ansehen steht, wer sie »schafft«. Eine Architektin entscheidet sich für ein besseres Leben: als Taxifahrerin. Eine Liebe geht zu Ende und läßt den Erzähler verwüstet zurück. In einem Dorf im Süden freundet er sich mit einer geisteskranken Frau an. Es ist Sommer und Nacht, als auch er das Pferd umarmt. In der einen Welt kommt nur, wer Geld hat, überall hin, aber nicht mehr raus.

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FALTER-Rezension

Internierte im neoliberalistischen Wahnsystem

Sabine Gruber in FALTER 11/2009 vom 13.03.2009 (S. 21)

So wird der Schrecken ohne Ende langsam normales Leben."
Dieser Satz des frühverstorbenen Nicolas Born dürfe nicht unwidersprochen eintreten, schreibt Hermann Peter Piwitt (Jahrgang 1935) in seinem 2000 erschienenen Aufsatz "Gott und der Dichter". Piwitt wies bereits 1981 auf die Auswirkungen der Globalisierung hin, er beklagte früh das Verschwinden geistiger und materieller Alternativen zum "katastrophal Bestehenden". In seinem gesamten Werk sucht er auf höchstem stilistischem Niveau emphatisch und sorgend neugierig nach einem Weg, sich diesem "Schrecken ohne Ende" zu widersetzen.
In seinem 2006 erschienenen Roman, "Jahre unter ihnen", kriegt der Bruder des Erzählers sein Leben nicht mehr in den Griff. Wo der Wahnsinn beginnt und die Normalität endet, lässt sich längst nicht mehr ausmachen. Der ehemalige Architekt, der ein Faible für Friedrich den Großen hat, fälscht Bauaufträge und führt in seinem ganz persönlichen Wahnsinnskrieg Banken und Beamte in die Irre.

Wie schon Kaiser Friedrich unterliegt auch der Bruder in "Kunersberg", so der Titel des ersten Teils des insgesamt zweiteiligen Romans. Er hofft wie sein "Dynast" bis zum Schluss auf Rettung, doch die Feindesseite antwortet mit immer unverständlicheren "Vollstreckungsbeschlüssen". Dem Bruder bleibt nichts anderes, als sein "Sprachgefieder" zu sträuben, den Rest erledigen Staat und Anstalt.
Hier sind wir mitten in Piwitts Poetologie. "Mich interessiert an Büchern Stil als Form, die dem zugemuteten Leben passioniert abgearbeitet ist, Stil als Lebensrhythmus provozierten Lebens." Piwitt hat die Forderungen, die er an das Werk anderer stellt, selbst eingelöst. Als Internierte im neoliberalistischen Wahnsystem, sagt Piwitt, kommen wir mit etwas Geld "zwar noch überall hin, aber nicht mehr raus".

Der Verlust der Utopie führt zur Fragmentierung der Sprache und der Wirklichkeit. Die Ordnung verfällt, und dieser Prozess wird an der Romankonstruktion ablesbar: poetische Miniaturen, eine Liebesgeschichte, Augenblicke aus dem Leben von Passanten – man erfährt nur scheinbar Zusammenhangloses, denn der Roman spart auch am Schluss nicht mit erhellenden Verweisen: Da umarmt der Erzähler ein Pferd.
"Um verrückt zu werden, genügte es, dass man lebte", sagt er einmal. Um beglückt zu werden, genügt es, dass man Piwitt liest. Der Wallstein-Verlag legt dankenswerterweise all dessen großartige Romane wieder auf.

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