Bugatti taucht auf

Roman
208 Seiten, Hardcover
€ 20.5
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ISBN 9783835310544
Erscheinungsdatum 03.03.2012
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Wallstein Verlag
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HerstellerangabenAnzeigen
Wallstein Verlag GmbH
Geiststr. 11 | DE-37073 Göttingen
info@wallstein-verlag.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Dea Lohers Roman nimmt Existenzielles in den Blick, er fragt nach dem Sinn des Lebens angesichts eines vollkommen sinnlosen Todes und findet Bilder von großer Eindringlichkeit.

Zwei Handlungskreise verknüpft Dea Loher miteinander, denen beiden reale Begebenheiten zugrunde liegen: Ein junger Mann wird während der Fasnacht 2008 in Locarno von einer Gruppe Jugendlicher geschlagen, getreten und schließlich umgebracht. Aber je minutiöser die Rekonstruktion der Tat aus dem Puzzle der Zeugenaussagen versucht wird, umso schillernder und unschärfer wird, was wirklich (und warum) geschehen ist. Die oder den Schuldigen zu finden ist trotz der klaren Beweislage schwieriger als gedacht, und gesühnt ist die Tat damit bestenfalls ansatzweise.
Ein Freund der Familie des Opfers sucht einen anderen Weg: Er erinnert sich an ein Autowrack, das seit 75 Jahren auf dem Grund des Lago Maggiore liegt: Ein Bugatti Brescia 22. So sagt man wenigstens. Alle bisherigen Versuche der Bergung waren nicht von Erfolg gekrönt. Und nun wird das Tauchen in die Tiefen auch der eigenen Abgründe ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang.
Keine deutschsprachige Dramatikerin wird in ihrer Heimat und weltweit häufiger und erfolgreicher auf die Bühne gebracht (mehr als 300 Inszenierungen, Übersetzungen in 31 Ländern) als Dea Loher. Nach ihrem hoch gelobten Erzählungsband »Hundskopf« (Wallstein 2005) legt sie nun ihren ersten Roman vor.

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2012

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ISBN 9783835310544
Erscheinungsdatum 03.03.2012
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
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FALTER-Rezension

Ein ertränktes Auto für einen erschlagenen Jungen

Sigrid Löffler in FALTER 15/2012 vom 13.04.2012 (S. 35)

Dea Loher befasst sich in ihrem Debütroman "Bugatti taucht auf" mit einem unmotivierten Mord, der tatsächlich geschehen ist

Die Gegend um den Lago Maggiore ist ein geradezu paradiesischer Landstrich. Alles ist so schmuck und so geruhsam, das Klima so milde, die Landschaft so schön, der Wohlstand so maßvoll. Eine solche Idylle kann einem schon gehörig auf die Nerven gehen.
Jordi jedenfalls, der in Ascona ein Unternehmen für Unterwasserarbeiten betreibt, empfindet die Tessiner Atmosphäre mitunter als "gasig, lähmend, durchpestend". Manchmal ertappt er sich bei der wilden Sehnsucht, "eine Springflut würde hervorbrechen und das ganze Tal überfluten und alle Häuser, alle Bewohner mit sich reißen und ertränken".

Eine böse Sturmflut kommt dann auch tatsächlich aus heiterem Himmel und ruiniert um ein Haar Jordis Firma. Das größte Übel, das in dessen Welt einbricht, ist allerdings menschengemacht und trifft seine besten Freunde: Deren einziger Sohn, der Student Luca, wird während der Fastnacht in Locarno von drei jungen Schlägern totgetreten. Die neueste Gewaltmode, das völlig grundlose Tottreten zufälliger Passanten durch angetrunkene Jugendliche, ist nun auch über die heile Welt des Tessin hereingebrochen – und damit ist das Thema von der Lokalchronik der Zeitungen erstmals in die Literatur gewandert.
Ihrem Roman "Bugatti taucht auf" legt Dea Loher, eine der erfolgreichsten und meistgespielten deutschen Dramatikerinnen, zwei reale Ereignisse zugrunde: den unmotivierten Mord an einem jungen Mann während der Fastnacht von 2008 in Locarno und die Bergung eines alten Bugatti-Rennwagens, dessen erstaunlich gut erhaltenes Wrack nach 80 Jahren 2009 in Ascona vom Seegrund gehoben wurde. Zwischen diesen beiden Ereignissen stiftet die Autorin einen literarischen Zusammenhang – und ihre Brückenfigur ist Jordi.

Jordi will der sinnlosen Gewalttat und der fremdenfeindlichen Hysterie um die Täter, drei zugewanderte Burschen vom Balkan, "etwas gutartig Schönes" entgegensetzen, "etwas Unfertiges, Fragendes", das die Fantasie anregt, "ein Riesending, ein Zartes". Er beschließt, zum Gedenken an den toten Luca das Wrack des Bugatti aus dem Lago Maggiore zu bergen und es dem Toten zu widmen: "Ein ertränktes Auto für einen erschlagenen Jungen."
Nicht nur um das versunkene Wrack selbst, auch um dessen Konstrukteur, den genialen Autopionier Ettore Bugatti, und seinen Bruder, den Tierbildhauer Rembrandt Bugatti, ranken sich Mythen und
Legenden. Deren Entstehung nachzuspüren, mit deren Aura zu spielen und deren Wahrheitsgehalt zu überprüfen macht einen besonders reizvollen Erzählstrang des Romans aus. Wir erfahren die sagenhafte Geschichte des Rennwagens, wer ihn gefahren hat, wem er gehört hat und warum er im See versenkt wurde; wir lesen Teile aus einem fiktiven Tagebuch des unglücklichen Rembrandt Bugatti, der sich 1916 mit 30 Jahren umbrachte; und wir lernen Tauchfanatiker, Autofreaks und Oldtimersammler kennen, in deren Bugatti-Wissen sich Fakten und Fiktionen unentwirrbar mischen.
Diesem lebhaften Erzählgeflecht stellt Dea Loher das beklemmende Großkapitel "Der Mord" gegenüber. Streng auf Basis der Polizeiprotokolle und Gerichtsakten sucht sie den Tathergang während jener Fastnacht zu rekonstruieren, wobei sie sich jeder Wertung enthält und alle Widersprüche unkommentiert nebeneinander stehen lässt. Das Unheimliche an diesem acte gratuit dreier halt- und ratloser Gewalttäter: wie eine zufällige und beiläufige Schubserei unter Jugendlichen wie zwangsläufig in einen Mord mündet, bei dem alle zuschauen und keiner eingreift.

Was Lohers Roman im Innersten zusammenhält, ist ein Leitmotiv, das so unauffällig wie durchgängig eingesetzt wird: Vor den Vätern sterben die Söhne. Einen Sohn zu verlieren – wie Lucas Eltern, wie Ettore Bugatti und andere Väter im Roman, wie auch die Migrantenfamilien der drei Mörder – ist unnatürlich und trostlos. Solche Untröstlichkeit durchwirkt diesen klug komponierten Roman aufs Zarteste und Feinste.

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