Bitter

Roman
237 Seiten, Hardcover
€ 20.5
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ISBN 9783835313873
Erscheinungsdatum 02.02.2014
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Wallstein Verlag
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HerstellerangabenAnzeigen
Wallstein Verlag GmbH
Geiststr. 11 | DE-37073 Göttingen
info@wallstein-verlag.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Ein hochpolitischer Roman über das bewegte Leben eines Kriegsverbrechers, über seine Untaten wie seine erfolgreichen Bemühungen, sich nach 1945 aus der Verantwortung zu stehlen.

Bis zu seinem Tod Ende der fünfziger Jahre ist Bitter immer elegant davongekommen, nun wird ihm endlich im Erzählen der Prozess gemacht. Ludwig Laher zeichnet - minutiös recherchiert - in verschiedenen Tonlagen den bemerkenswerten beruflichen wie privaten Werdegang des Gestapo-Chefs von Wiener Neustadt und Massenmörders von Charkow nach (der in Wirklichkeit anders hieß). Manchmal ist der Erzähler distanziert wie ein Chronist, an anderer Stelle ganz nah am Geschehen, sodass er fast in den Kopf seines Helden steigt, dann wieder hält er diese Nähe nicht aus und verschafft sich in Ausbrüchen Luft. Wert legt Laher auf die kleinen, sonst oft übersehenen Details, etwa wenn er erzählt, wie Bitter nach dem Krieg ausgerechnet von einem prominenten jüdischen Anwalt verteidigt wird, dessen Eigentum er Jahre zuvor arisiert hatte, inklusive der großen Limousine, die er stolz durch Wiener Neustadt steuerte.
Das moralische Urteil kann keinem Zweifel unterliegen, und doch gestattet Lahers erzählerischer Zugriff, dass man diesem Mann und den Verhältnissen, in denen er sein Unwesen trieb, ganz nahekommt.

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ISBN 9783835313873
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FALTER-Rezension

Fritz Bitter, das war Ihr Leben!

Sebastian Fasthuber in FALTER 11/2014 vom 14.03.2014 (S. 13)

Ludwig Laher spricht in "Bitter" einen Nazi-Verbrecher, der sich nach dem Krieg rauswand, posthum schuldig

Dem Österreicher Ludwig Laher, Verfasser etwa des Asyl-Romans "Verfahren", haftet das Etikett des engagierten Literaten an. Zumindest greift er gern zeitgeschichtliche oder politisch brisante Stoffe auf. Allerdings handelt es sich bei Laher um keinen Polterer, sondern um einen vorsichtigen, zurückhaltenden Autor, der sorgsam mit seinem Material umgeht und seine Urteile fein abwägt. Nur manchmal wird er zornig, und dann aus gutem Grund.
In "Bitter" erzählt Laher die Geschichte eines Polizisten und späteren Juristen, der sich sehr früh Hitler anschloss und unter ihm im Zweiten Weltkrieg sogar eine ziemlich große Nummer wurde. Und danach? Nun weiß man, dass es das Österreich der Zweiten Republik mit der Aufarbeitung und Aufklärung von Nazi-Verbrechen nicht so hatte. Wie Lahers "Held" sich trotz erdrückender Beweise für seine Verbrechen mit dreisten Lügen und Ausreden rauswinden konnte (er "wird es in der Kunst der Relativierung nach dem Krieg zu höchster Meisterschaft bringen") und praktisch ungeschoren davonkam, ehe er früh verstarb, überrascht einen an dieser Geschichte dann aber doch.

Der Mann, um den es hier geht, war ein österreichischer NS-Kriegsverbrecher mit erheblichem Wirkungskreis und u.a. als Gestapo-Chef in Wiener Neustadt, Charkow und Verona tätig. Man muss ihn sich als sympathischen Zeitgenossen vorstellen, der fast überall gut ankam. Bitter, so wird er genannt, war ein geselliger Typ und dem Alkohol, Männerbünden wie auch Frauengeschichten schon seit frühen Jahren sehr zugeneigt. Wenn er wollte, konnte er charmant sein – vor allem, wenn es darum ging, auf der Karriereleiter Schritt für Schritt nach oben zu kommen.
Um seine Familie, die Frau und die beiden kleinen Töchter kümmerte er sich umso weniger. Die Pflicht ging vor, was für Bitter praktisch war, da ihm die Pflicht sehr viel Spaß machte ("wirklich lieben tut Fritz die Bewegung"). Aus dem realen Vorbild Friedrich Kranebitter wird dabei im Buch Fritz Bitter. Der Name wird verkürzt "wie ein erzähltes Leben, noch dazu ein so schillerndes".
Langsam wird bei der Lektüre ersichtlich, für wie viele Verbrechen – Enteignungen, Folterungen, bald auch Ermordungen bis hin zu Massenerschießungen – dieser Mann verantwortlich oder zumindest mitverantwortlich war. Dass er sich dafür nie wirklich verantworten musste, ist das unfassbar erscheinende Faktum, um das "Bitter" stets kreist: "Zu Lebzeiten wird Dr. Friedrich Bitter es sich ersparen dürfen zu kommentieren, was sich zusammentragen lassen wird über ihn als veritablen Massenmörder. Niemand wird ihn je danach fragen, niemand."
Laher verfolgt mit seinem Roman nun durchaus das Anliegen, den Protagonisten für dessen reales Vorbild posthum schuldig zu sprechen. "Niemand will selbstgefällig zu Gericht sitzen auf den folgenden gut zweihundert Seiten", schreibt er in der Vorbemerkung, "doch ist es nötig, dem Mann nicht alles durchgehen zu lassen und einen Ton dafür zu finden, den er versteht. Sonst wickelt er einen um den Finger."

Das will der Autor tunlichst vermeiden. Mitunter fühlt er sich daher bemüßigt, als Erzähler an den Leser heranzutreten und ihm etwas ins Ohr zu flüstern. So heißt es über Bitters Nachkriegsjahre, in denen er als Versicherungsinspektor unterkam: "Muss extra betont werden, dass die Provisionen ordentlich fließen, dass der große Charmeur und Charismatiker, der ewige Tausendsassa diesem seinem Arbeitgeber schnell so viel Freude bereitet wie vordem jenem, in dessen Namen er verbrennen ließ?" Anscheinend ja. Dieser Hang zum Erklären kann man dem Buch als Schwäche auslegen.
Überhaupt wirkt vieles in dem akribisch recherchierten Roman nicht gerade formschön, aber nach Eleganz zu streben, dürfte auch nicht Lahers Motivation gewesen sein. Dies zeigt sich vor allem an der oft geradezu hölzernen Sprache, in der die schrecklichen Taten der Hauptfigur aufgerollt und rekapituliert werden, ohne dass daraus eine runde Erzählung, ein vollständiges Bild der Person entstehen würde.
Bitters Nazi-Karriere verdient keine schönere Sprache, als die, die Laher ihm zugesteht.

Lesung: 7.4.., Wien, Alte Schmiede

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