

Sebastian Gilli in FALTER 35/2019 vom 30.08.2019 (S. 36)
Es war sehr lustig im 18. Jahrhundert. Man scherzte und lachte, man frönte der jugendlichen Leichtigkeit und huldigte dem griechischen Lyriker Anakreon, der als verlässlicher Bezugspunkt in Sachen Wein, Weib und Lebensfreude gilt. Der Scherz, nur teilweise mit dem heutigen Witz vergleichbar, ist Ausdruck der heiteren Seite der Epoche der Aufklärung und ein wesentliches Element der damals so besonderen Geselligkeitskultur. Auf die Spitze der anakreontischen Dichtung trieb es Johann Wilhelm Ludwig Gleim, der zum Literaturstar avancierte.
Ihm zu Ehren und weil heuer sein 300. Geburtstag ansteht, brachte der Kunsthistoriker Reimar F. Lacher einen gelungenen Katalog zur Ausstellung in der Gleimstadt Halberstadt heraus. Das Großformat im Hardcover versammelt wissenschaftliche Beiträge, Beschreibungen der ausgestellten Werke mit Bildmaterial sowie eine Anthologie scherzhafter Gedichte.