

Auch eine, die Zauberhut trägt, arbeitet
Sebastian Fasthuber in FALTER 11/2021 vom 17.03.2021 (S. 32)
Mit entwaffnender Fröhlichkeit ist Teresa Präauer in den Literaturbetrieb geplatzt, der sich bisweilen immer noch allzu ernst nimmt. Wie ein knallbunt gekleideter Partygast, den niemand eingeladen hat, über dessen Erscheinen man aber doch froh ist, weil er ein bisschen Schwung in die Veranstaltung bringt. Präauer scheint sich auch ganz gut zu amüsieren, sie ist geblieben.
Auf dem Cover ihres neuen Buches ist die österreichische Autorin und Künstlerin bei der Arbeit zu sehen, offenbar kiefelt sie an etwas. Der Laptop steht auf einem improvisierten Schreibtisch, das Arbeitszimmer wirkt wie die Abstellkammer eines Ateliers. Was will uns das Bild sagen? Vielleicht: Die Fantasie und der Assoziationsreichtum, die Präauers Texte auszeichnen, kommen nicht von allein. Auch eine, die Zauberhut trägt, muss sich anstrengen, um Ideen einzufangen.
In „Das Glück ist eine Bohne“ betreten wir das Labor der Autorin und schauen ihr über die Schulter. Es handelt sich um eine Sammlung von Kurztexten, darunter kleine autobiografische Skizzen, Zeitbilder und Kolumnen sowie die eine oder andere Kurzgeschichte. Die Themen sind breit gestreut: Mode, Musik, Gender, Bibliotheken, Kunst, Wintersport. Präauer denkt an ihre Zeit als jugendliche Snowboardlehrerin zurück und setzt der bedrohten Kulturtechnik des Après-Ski ein Denkmal. Es gelingt ihr, das Saufen und Tanzen in Skischuhen bei aller Grauslichkeit auch irgendwie reizvoll erscheinen zu lassen.
Anderswo verschwimmt die Grenze zwischen Realität und Fantasie vollends. Eines Tages steht Britney Spears im Garten der Erzählerin. Die Sängerin, die schon so viel erleiden musste, friert jetzt auch noch, ist sie doch für die Winterzeit gänzlich unpassend gekleidet. Also rein mit ihr in die gute Stube, wo sie gleich den Weihnachtsbaum aufputzt – American Style, Kitsch as Kitsch can.
Man kann sehr gut blättern in diesem Buch, wird immer wieder an kurzweiligen Texten hängen bleiben – und ist am Schluss erstaunt, dass es bereits vorbei ist. Wie oft kommt das schon vor?