

Kirstin Breitenfellner in FALTER 36/2020 vom 04.09.2020 (S. 36)
Der Tourismus gehört zu den Branchen, die in der Corona-Krise am meisten gelitten haben. Valentin Groebner hat 2018 in „Retroland“ die vergebliche Suche des Touristen nach Authentizität untersucht und nimmt die neue Situation zum Anlass, die Praxis des Reisens noch einmal zu hinterfragen. Sein kleines Büchlein liefert in weiten Strecken eine Einführung in die Geschichte des touristischen Dilemmas: der künstlichen Herstellung von Ursprünglichkeit und der Planung von Abenteuer. Tourismus wird dabei definiert als eine Jagd nach Vorhergewusstem und Wunscherfüllung.
Aber was bedeutet es, wenn die Nahzukunft nicht mehr planbar ist? Groebner kann den Folgen des „großen Stillstands“ durchaus etwas abgewinnen: eine Erlösung vom Aufruf, Projekte zu machen, und eine neue Offenheit für das Unvorhergesehene. Zur Lektüre empfohlen vor, während oder nach dem Urlaub, der dieses Jahr zumeist ein wenig anders abläuft.