

Trachtenlook
Julia Kospach in FALTER 28/2017 vom 14.07.2017 (S. 38)
Wie man Bienen auch auf Balkon und Terrasse einen nektarreich gedeckten Tisch präsentieren kann
Es gibt Kinderbücher, aus denen auch Erwachsene in äußerst kompakter Form das Wesentliche zu einem Thema erfahren. Das ist einer der Gründe, warum man das großformatige Kinderbuch „Bienen“ von Piotr Socha gar nicht genug loben kann. Kurz und bündig und extrem kurzweilig wird hier alles verhandelt, was einem rund um Bienen, Imkerei, Honig und Kulturgeschichte des Zusammenlebens von Mensch und Biene nur einfallen könnte. Dazu gesellt sich eine ebenso einfallsreiche wie humorvolle zeichnerische Umsetzung. Auf der Doppelseite zum Thema Trachtpflanzen erfährt man hier unter anderem: „Würde man ein Fußballfeld komplett mit Oregano bepflanzen, bekämen alle Spieler beider Mannschaften zehn große Gläser Honig. Und Schiedsrichter und Ersatzbank wären auch noch versorgt.“
Weitergedacht bedeutet das: Will man Bienen anlocken und ihnen den Nektartisch reich decken, wird man nicht nur unten am Spielfeld, sondern auch oben auf städtischen Balkonen und Terrassen mit einigen Töpfen blühendem Oregano mitten ins Schwarze treffen.
Sollte es jemanden geben, dem die Bedeutung des Wortes Tracht- oder Bienentrachtpflanze noch nicht so geläufig ist, hier die Definition: Bienentrachtpflanzen, auch Bienenweiden genannt, sind Pflanzen, deren Blüten (für die relativ kurzen Mundwerkzeuge von Honigbienen gut zugänglich sind und) besonders viel Nektar und Pollen produzieren, die von den Bienen gesammelt und in den Stock nach Hause gebracht werden – als Futterbasis fürs Bienenvolk. Bei ihren Blütenbesuchen sorgen die fleißigen Bienchen auch gleich für die Bestäubung der Pflanzen.
So weit, so löblich. Nur hat nicht jeder bienenförderungswillige Gartenmensch Raps, Phazelien-, Sonnenblumenfelder oder blühende Lindenbäume zu Hause. Auch die vielen wunderbaren Blumensamenmischungen für Bienenweiden, die man inzwischen vielerorts käuflich erwerben kann, werfen das kleine Problem auf, dass sie eben für Weiden, also Flächen von zumindest einigen Quadratmetern ausgelegt sind. Hat man ganze Gartenwiesen zu bespielen, die man nicht niederzumähen braucht, ist das ideal. Muss man sich jedoch mit Balkon- und Terrassentrögen und -töpfen bescheiden, funktionieren die klassischen Mischungen aus ein- und mehrjährigen nektar- und pollenreichen Wildkräutern, Blühstauden und Klee nicht besonders gut.
Jedoch sind einige der klassischen Bienenweiden auch gut für die Topfkultur geeignet – und machen zugleich optisch etwas her. Hier eine kleine Auswahl aus der Gruppe der Kräuter.
Auswachsen lassen, damit sie auch Blüten ansetzen, ist allerdings Voraussetzung! Darunter leidet – zugegeben – etwas die Qualität der Würzblätter. Besonders angetan haben es den Bienen neben Oregano auch die ebenfalls kleinen lila Blüten vom Thymian oder die großen gelben bzw. weißen Blütendolden von Dillkraut und Koriander. Wenn man auch Lavendel zu den Kräutern zählen will: Von seinen duftenden Blütenähren fühlen sich Honigbienen magisch angezogen. Ebenso von Ysop, Zitronenmelisse und den wunderschönen blitzblauen Sternblüten des Borretsch, dessen Blätter man allerdings nicht wahnsinnig häufig zum Kochen brauchen wird, wenn man nicht gerade Gurken sauer einlegt (hingegen kann man die Blüten spitzenmäßig einzeln als Deko in Eiswürfel einfrieren, was in Sommergetränken extrem viel hermacht).
Ganz anders sieht es da schon mit den orangen Ringelblumenblüten aus: Die Bienen lieben sie, der Mensch liebt sie auch – als Vasenblumen, als Langblüher im Topf, als essbare Blüten oder als Basis für Heilsalben. Dasselbe gilt für Sonnenblumen im Topf!
Aber Achtung: Es gibt von Ringelblumen und Sonnenblumen Sorten mit gefüllten und Sorten mit einfachen, ungefüllten Blüten. Die Bienen brauchen ungefüllte Blüten, denn gefüllte sind – so beliebt sie sonst auch sein mögen – keine guten Bienenweiden, weil sie kaum Nektar und Pollen produzieren.
Und für den Fall, dass manche Balkongärtnerinnen und -gärtner sich fragen, woher denn mitten in der Stadt die Bienen geflogen kommen sollen, für die sie so vorausschauend blühende Futterpflanzen kultivieren? Keine Sorge: Bienen suchen in einem Flugradius von drei und mehr Kilometern nach Futter und in und um Wien stehen hunderte Bienenstöcke. Wo eine nektarreiche Blüte, da eine Biene, die sie findet!
Das Bienenbuch
Nina Horaczek in FALTER 50/2016 vom 16.12.2016 (S. 53)
„Dieses Buch über die Biene ist eine Kulturgeschichte für die ganze Familie“, schwärmt Schweizer. Bienentänze, Honiggewinnung und die Bedeutung der Biene für die Menschheit erklärt dieses lehrreiche Hochformat, das viele Jahre Spaß macht.