

In die Freiheit gelangt man auch unterirdisch
Kirstin Breitenfellner in FALTER 12/2024 vom 20.03.2024 (S. 25)
Wie gehen Jugendliche damit um, in einem Regime zu leben, bei dem es keine Meinungsfreiheit gibt und auf unliebsame Äußerungen der Verlust des Studienplatzes oder gar Gefängnis drohen? Diese Frage ist nicht neu und dennoch brandaktuell. Die Flucht aus der DDR wurde schon mehrmals zum Sujet für Filme oder Romane. Maja Nielsens Version für Jugendliche nimmt sich einer wahren Geschichte unmittelbar nach dem Mauerbau im Jahr 1961 an. Das macht den gut erzählten Roman noch glaubwürdiger.
Nachdem sein Freund Lampe durch ein Missverständnis inhaftiert wird, flüchtet der 19-jährige Achim mit einem gefälschten Pass von Ostberlin in den Westen. Seine Schwester und ihre Freundin wollen nachkommen.
Nur bei seiner Beinahe-Freundin Chris scheint nicht sicher, auf welcher Seite sie steht. Dann wird Chris gezwungen, als Informantin für die Stasi zu arbeiten.
Bald wird es unmöglich, mit falschen Dokumenten auszureisen. Aber Achim gibt nicht auf. Er schließt sich einer Gruppe an, die Tunnel in den Osten gräbt. Ein Abenteuer und gleichzeitig ein spannend aufgearbeitetes Stück Geschichte, zu dem die Autorin auch eine Chronik und ein Glossar liefert.
Anders als viele andere Fluchtgeschichten geht diese gut aus. Aber es gibt trotzdem einen Toten. „In dieser verdammten Geschichte gibt es keine Helden, nur Opfer. Auf beiden Seiten. Im Westen wie im Osten.“