
Alles über die Scham und den Mut
Andreas Kremla in FALTER 15/2020 vom 08.04.2020 (S. 31)
Wer schämt sich schon gerne? Dass gerade dieses unangenehme Gefühl hohen Wert für unser Selbst und unser Miteinander hat, zeigt der Psychiater Daniel Hell. Er betrachtet die Scham als eine „Türhüterin des Selbst, die aber auch als Beschützerin der Gemeinschaft dient“. Denn Scham ist ein Warnsignal, das uns daran hindert, Dinge zuzulassen, die unsere Würde oder unsere Integrität gefährden.
An Fallbeispielen seiner Patienten demonstriert der ehemalige Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, wie Scham erst auf dem Fundament von Ich und Selbstwert entstehen kann. Seine Beobachtungen untermauert er mit zahlreichen Studien. Mit etlichen Zitaten von Philosophen und Literaten zum Thema blickt er in die Kulturgeschichte des unschönen Phänomens. Was ursprünglich als Fachbuch für Kollegen gedacht war, wird zum leicht lesbaren, Horizont erweiternden Sachbuch.



