

Petra Sturm in FALTER 8/2024 vom 21.02.2024 (S. 20)
Nation Building per Radsport Die ersten großen Radsportevents nach 1945 waren kollektive Selbsterfahrungstrips eines Landes, das sich als Nation erst finden musste. Gemeinsam mit den "Giganten der Landstraße" überwanden die Fans Zonengrenzen und schlechte Straßenverhältnisse. Der Volkssport bot "überregionale Identifizierung" und machte "das neue Österreich" sprichwörtlich "erfahrbar", so die Autoren des Bandes. Im Zentrum der Inszenierung der "Österreich-Rundfahrt" stand, ähnlich wie im Heimatfilm, die Landschaft mit dem Glockner als Höhepunkt, ein Grundstein für das spätere Selbstverständnis Österreichs als "Alpenrepublik".
Die Biografien der Radsportler spiegeln die politische Komplexität der Nachkriegszeit. "Ferry" Dusikas NS-Vergangenheit ist bekannt, dass mit RIH-Inhaber Franz Hamedl ein KPÖ-Mitglied führender Radsportfunktionär ist, weniger. Mit dem Sieger der ersten "Tour d'Autriche" (1949), Richard Menapace, wird ein "Italiener", Südtiroler Optant mit zeitweilig deutschem Pass, zu einem der ersten Nationalhelden der Zweiten Republik. Fundiert und umfassend -eine Leseempfehlung nicht nur für Radsportfans.