Edward Gorey – Großmeister des Kuriosen

Vorgestellt von Walter Moers | Limitierte Edition: mit Original-Edward-Gorey-Fälschung von Walter Moers als Beilage
432 Seiten, Hardcover
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Reihe Sonderbände der Anderen Bibliothek
ISBN 9783847704850
Erscheinungsdatum 11.11.2024
Genre Sachbücher/Kunst, Literatur/Biographien, Autobiographien
Verlag AB - Die Andere Bibliothek
Designed von Oliver Schmitt
Herausgegeben von Walter Moers
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Kurzbeschreibung des Verlags



»Jeder Satz ein Juwel, jede Zeichnung ein Meisterwerk!« WALTER MOERS 


Absurd, komisch, düster, nostalgisch, versponnen, grotesk, makaber, boshaft, raffiniert – mit einem Wort: goreyesk! Das ist die Welt des Autors, Zeichners und Illustrators Edward Gorey. Seine Geschichten sind bevölkert von seltsamen Kreaturen, viktorianischen Sonderlingen und Kindern, mit denen es das Schicksal nicht immer gut meint. 


In diesem Prachtband führt Walter Moers anlässlich des 100. Geburtstags des amerikanischen Kultautors durch den Kosmos Edward Goreys und präsentiert seine Lieblingsgeschichten wie »Eine Harfe ohne Saiten«, »Die Kleinen von Gashlycrumb« und »Der fragwürdige Gast«, alle von ihm neu übersetzt, sowie ein Gorey-Abecedarium zur Einführung. Eine Verneigung vor einem großartigen Künstler, dessen Werk zeitlos modern ist. 



Exklusive Beilage in der ersten Auflage: Mit einer Original-Edward-Gorey-Fälschung von Walter Moers


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Reihe Sonderbände der Anderen Bibliothek
ISBN 9783847704850
Erscheinungsdatum 11.11.2024
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FALTER-Rezension

Ein kultivierter Kinderkiller

Klaus Nüchtern in FALTER 21/2025 vom 23.05.2025 (S. 28)

Als Edward Gorey am 15. April 2000 im Alter von 75 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts verstarb, erfuhren viele seiner Fans erst durch die Nachrufe, dass er überhaupt noch am Leben gewesen war. Nicht wenige von ihnen waren nämlich davon ausgegangen, dass es sich bei dem Illustrator und Verfasser abgründig-abstruser Bildgeschichten um einen Landsmann und Zeitgenossen von Charles Dickens oder Arthur Conan Doyle handeln müsse.
Tatsächlich hatte der aus Chicago gebürtige Gorey diesem Missverständnis Vorschub geleistet und es vermutlich sogar gutgeheißen. Seine so penibel schraffierten Federzeichnungen erinnern jedenfalls an große Grafiker des 19. Jahrhunderts wie den Franzosen Gustave Doré oder den durch seine "Alice in Wonderland"-Illustrationen bekannten englischen Karikaturisten John Tenniel.

Aber auch die Interieurs, in denen Goreys Storys spielen -ausgestattet mit schweren Vorhängen, gemusterten Tapeten und posamentierter Meublage -, sowie Kleidung, Haar-und Barttracht des Figurenpersonals verströmen das Flair des Viktorianismus. Der deutsche Comiczeichner, Illustrator und Fantasy-Autor Walter Moers, der nun einen 430 Seiten starken, eineinhalb Kilo schweren Prachtband zum Œuvres seines berühmten Kollegen herausgegeben hat, hält darin fest, dass die historisch jüngsten modischen Details in Goreys Bildgeschichten das Jazz-Age der Roaring Twenties zitieren.

Stil und Settings dieser fantastischen Welten zeichnen sich von Anfang an durch monolithische Geschlossenheit aus. Es gibt keine Entwicklung, keine Stilperioden. Gorey ist sozusagen das Gegenteil von Picasso, dessen Werk er im Übrigen verachtet hat wie ansonsten nur jenes des US-britischen Schriftstellers Henry James sowie Früchtekuchen. 1953 wird zum Schlüsseljahr für Gorey. Er, der in Harvard französische Literatur studiert hat und nach seinem Tod eine 25.000 Bücher umfassende Bibliothek hinterlassen wird, zieht von Boston nach New York, das er nicht besonders mag. Er bekommt eine feste Anstellung im Verlagshaus Doubleday, wo er Buchumschläge unter anderem für Werke von Kafka, Proust und Henry James gestaltet. Er besucht erstmals das New York City Ballet, von dem er der Legende nach keine einzige Aufführung unter dem legendären Choreografen George Balanchine versäumt; der Besuch von zumindest 5000 Vorstellungen ist jedenfalls durch die Tickets belegt, die sich im Nachlass des manischen Sammlers - unter anderem von Eisenteilen, Treibholz und Stoffpuppen -finden.

Und schließlich erscheint 1953 auch Goreys erstes eigenes Buch. "Eine Harfe ohne Saiten" handelt vom britischen Schriftsteller C.F. Earbrass und der Achterbahnfahrt der Gefühle, die dieser zwischen Verfassung und Veröffentlichung des titelgebenden Werkes durchmacht. Niemand geringerer als der Schriftsteller Graham Greene attestiert dieser Graphic Novel avant la lettre, sie sei "der beste Roman, der jemals über einen Romancier geschrieben wurde".

Mit nur 28 Jahren tritt Gorey als fertiger Künstler ins Licht der Öffentlichkeit, die vorerst aus den sprichwörtlichen "Happy Fews" besteht. Ein breiteres Publikum ist ihm erst zwei Jahrzehnte später beschieden, als 80 seiner vielfach längst vergriffenen Werke in preisgünstigen Sammelbänden aufgelegt werden, die unter dem Titel "Amphigorey" bis heute erhältlich sind.

Ebenfalls anfangs der 1970er gelingt Gorey ein weiterer ökonomischer Durchbruch: Er besorgt die komplette Ausstattung für eine Bühnen-Adaption von Bram Stokers "Dracula" am Broadway. Die Kostüme werden mit einem Tony Award, quasi dem Bühnen-Oscar, ausgezeichnet, und mit den Tantiemen kann Gorey ein jahrhundertealtes Kapitänshaus auf Massachusetts Halbinsel Cape Cod erwerben, in dem er - gemeinsam mit sechs, auch testamentarisch bedachten Katzen -seine letzten fünfzehn Lebensjahre verbringen wird.

Katzen ist im Kosmos Goreys ein entschieden freundlicheres Schicksal beschieden als Kindern. Letztere werden nämlich hauptsächlich zu Tode gebracht und zwar systematisch: vom Bären verzehrt, vom Feuer verbrannt oder vom Teppich verschluckt - wie in "Die Kleinen von Gashlycrumb". Es handelt sich dabei um das grausamste von Goreys immerhin sechs Abecedarien, einer dem Ordnungsprinzip des Alphabets folgenden Textgattung.

Charmant und absolut jugendfrei hingegen ist "Der andere Zoo", den Clemens J. Setz kongenial ins Deutsche übersetzt hat. Der Zweizeiler "The Kwongdzu has enormous claws: It's character is full af flaws" wird beim Büchnerpreisträger aus Graz zu: "Der Kwongzu hat sehr große Klauen / Und mangelhaftes Weltvertrauen."

So brillant und makellos wie als Illustrator ist Gorey auch als Dichter, der mit dem Zeichnen erst nach Vollendung des Textes begann. Und um den Witz und die Eleganz der Texte zu erhalten, braucht es einen Könner wie Setz, der bereits vier Gorey-Geschichten übersetzt hat, zuletzt "Die unbekannte Rübe".

Den dreihebigen Swing der Reime von "Der fragwürdige Gast" ins Deutsche zu transferieren, ist bislang gescheitert. In dieser archetypischen Geschichte stiftet ein pinguinartiges Wesen mit langem Schal und knöchelhohen Sneakern Unruhe in einer Familie: Es ist ihr zugelaufen, um zu bleiben. Die Freundin, der Gorey die Geschichte gewidmet hat, hatte diesem das Verhalten ihres zweijährigen Sohnes geschildert, "der nie was Vernünftiges sagt und niemals verschwindet". Damit ist wohl klar: Obwohl ausnahmsweise leichenfrei, ist "Der fragwürdige Gast" kein Kinderbuch, sondern eines gegen Kinder.

In dieser Rezension ebenfalls besprochen:

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