

Kirstin Breitenfellner in FALTER 21/2024 vom 24.05.2024 (S. 28)
Nur wenige Autorinnen betreten die literarische Bühne als Vollendete. Felicitas Prokopetz gehört dazu. Der Debütroman der 1977 in Wien Geborenen erzählt in gekonnten Zeitsprüngen und einer stupenden Ökonomie von der Alleinerzieherin Valerie, die in eine existenzielle Krise gerät, als zuerst der Verlust ihres Sohnes droht und dann noch ihre Mutter eine Krebsdiagnose erhält.
Die toxische Mutter-Tochter-Beziehung bekommt eine Tiefendimension in der Geschichte der Großmütter Martha und Charlotte. Während Erstere in den 1950ern in der Schweiz mit ihrem Muttersein haderte, gehörte Charlotte in Wien zu jenen Frauen, die auch als Mütter berufstätig waren. In Prokopetz' Erzählstil, lapidar und dialogreich, philosophisch und lebensprall, unbarmherzig und zärtlich zugleich, möchte man ganz viele weitere Bücher lesen.