Anansi Boys

416 Seiten, Taschenbuch
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ISBN 9783847906506
Erscheinungsdatum 28.09.2018
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Eichborn
Übersetzung Karsten Singelmann
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Bastei Lübbe AG
Schanzenstr. 6-20 | DE-51063 Köln
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Kurzbeschreibung des Verlags


Fat Charlie Nancy lebt in London, arbeitet als Buchhalter, ist nicht besonders beliebt, nicht besonders gutaussehend, nicht besonders witzig.
Sein überschaubar spannendes Leben nimmt eine rasante Wendung als Charlies Bruder auftaucht. Spider ist das krasse Gegenteil zu Fat Charlie. Gutaussehend, witzig, überheblich, selbstverliebt, und er hat die göttlichen Fähigkeiten ihres gemeinsamen Vaters Anansi geerbt.

Eine Brüdergeschichte, eine Göttergeschichte, eine Geschichte über Träume und Märchen, voller schräger Wendungen und ungeheuerlichen Begebenheiten. Und eine Geschichte über Familienbande, Freundschaft und Liebe.


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FALTER-Rezension

Götter jenseits von Gut und Böse

Rainer Gross in FALTER 41/2018 vom 10.10.2018 (S. 25)

In seinem Roman „Anansi Boys“ recycelt Neil Gaiman Mythen und schubst die Realität ein bisschen rum

Der Engländer Neil Gaiman ist ein immens produktiver und vielseitiger Autor von Graphic Novels, Fantasy-Romanen und Kinderbüchern. Spätestens seit der TV-Serie „American Gods“ ist er auch bei uns berühmt. Im Gegensatz zu vielen Fantasy-Autoren ist seine Sprache nicht bedeutungsvoll-raunend, sondern einfach und klar, im Ton wechselnd zwischen lyrischen und selbstironischen Passagen. Gaiman vermischt gern die Genres und erzählt alte Mythen neu oder weiter – so auch in „Anansi Boys“.

Der Roman beginnt mit dem Tod des aus „American Gods“ bekannten Mr. Nancy. Im Gegensatz zu diesem schillernden Gott lebt dessen Sohn Charlie als durchschnittlicher, farblos-langweiliger Buchhalter ganz „ungöttlich“ in London. Nur widerwillig reist er nach Florida zum Begräbnis seines Vaters, von dem er sich nie geliebt fühlte, der ihm immer peinlich war. Dort erfährt er von den uralten Nachbarinnen seines Vaters (vier wunderbar geschilderten Hexen), von der Existenz eines Bruders, und die Handlung nimmt Fahrt auf.

Bruder Spider bringt Charlies Leben völlig durcheinander. Er verführt dessen Verlobte, und der arme Tölpel wird sogar verhaftet – allerdings von einer ausnehmend netten Polizistin. Dann aber entdeckt Charlie überrascht an sich unvermutete Kräfte, die ihm helfen, zum Helden zu reifen, sich selbst, seine Verlobte und auch den Bruder zu retten. Dabei kommen die beiden Brüder einander natürlich auch näher – und jede weitere Information wäre schon ein Spoiler.

Geboten werden uns neben der rasanten Handlung noch mehrere Liebesgeschichten, zwei starke Frauenfiguren, ein rachsüchtiges Gespenst, eine liebevolle Aussöhnung und, als Zugabe, eine leicht hingetupfte Erzählung von der Entstehung der Welt und des Erzählens: Denn Anansi ist auch der Gott der Geschichten!

Zum mythologischen Hintergrund ist zu sagen, dass Anansi ein westafrikanischer „Trickster“ ist, den die Sklaven auch nach Amerika brachten. Trickster sind Götter jenseits von Gut oder Böse. Sie handeln konsequent nach dem Lustprinzip und folgen völlig amoralisch ihren Emotionen und Triebwünschen. Der große Mythenforscher Joseph Campbell beschrieb den Trickster als „Über-Schamanen“ wie folgt: „ein Narr, grausamer und geiler Betrüger, die Unordnung in Person – dennoch auch Kulturbringer“.

Paradebeispiel dafür ist der Rebell im griechischen Pantheon: Prometheus. Die Figur des Tricksters lebt weiter in den Legenden als Kobold, im Theater als Hanswurst und Pulcinell – und im Christentum als Teufel. Oft erscheint er in Tiergestalt, als Kojote, Hase, Rabe oder Fuchs. Anansi aber ist ein Spinnengott – und laut Gaiman sind ja auch Geschichten wie Spinnen.

Im afrikanischen Trickster-Mythos gehören zu Beginn der Welt alle Geschichten dem grausamen Tigergott. Dessen Geschichten sind voller Blut und Gewalt. Anansi aber überlistet Tiger und stiehlt ihm die Geschichten – und seine Spinnengeschichten leben vom Witz, vom subversiven Lachen, von der List der Schwachen gegen die mächtigen Raubtiere und Autoritäten. Wie alle Trickstergötter hat auch Anansi überhaupt nichts von einem gütigen oder strengen Gottvater. Aus psychoanalytischer Perspektive entspricht er eher einem strahlend gierig-neugierigen und polymorph-perversen Kind.

In Interviews hat Gaiman die Funktion von Geschichten durch deren Macht zu verzaubern erklärt: „Die Welt will nicht entzaubert werden.“ Wir brauchen die Geschichten zum Überleben, brauchen neben dem Logos auch den „Mythos, der die Welt so lange genährt hat“ (Claude Lévi-Strauss).

In „Anansi Boys“ skizziert Gaiman leichthändig seine Kosmologie und Poetik. Jeder Mensch solle sein Idiom, seine individuelle Melodie singen, erst dadurch werde er als Individuum lebendig und könne vielleicht sogar seine Welt in Ordnung bringen: „You sing the song, you fix things.“ Und so lässt sich der Roman auch als ein mythisches Self-Empowerment des Underdogs Charlie lesen.

Seinem Autor zufolge ist „Anansi Boys“ auch ein Roman darüber, „wie man Familie überleben kann“, also eine kreative Option zur Bewältigung familiärer und ödipaler Probleme: Wie löse ich mich aus der ambivalenten Beziehung zum übermächtigen Vater? Wie glückt mir der Abschied? Wie ertrage ich die Eifersucht gegenüber dem vom Schicksal bevorzugten Bruder? Wie entscheide ich mich zwischen zwei geliebten Frauen?

Diese großen Fragen verhandelt Gaiman in seinem überaus lesbaren Roman im Plauderton und man kann das Buch auch ohne Kenntnis des mythologischen „Überbaus“ genießen.

Gaimans Sound ist nicht leicht zu übertragen und Karsten Singelmanns Übersetzung deutlich getragener, ja behäbiger als das federnd-leichtfüßige Original. „Life is a rock, but the radio rolled me“, lautet auf Deutsch: „Das Leben gehört zu den härtesten, aber die Zeit heilt alle Wunden.“ Na ja.

„Anansi Boys“ Roman ist auch als Einstieg für all jene zu empfehlen, die Fantasy nur als billigen Eskapismus verachten. Besonders geeignet aber ist er für all jene jungen Männer, die immer schon lässig und cool sein wollten und davon träumten, zu singen, zu tanzen und Frauen zu verzaubern – obwohl ihre Realität leider ganz anders aussieht. Die Empfehlung des Autors lautet: „to push reality around a little“.

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