

Der alte neue Präsident
Nina Horaczek in FALTER 23/2022 vom 10.06.2022 (S. 20)
Ja, er will. Bundespräsident Alexander Van der Bellen tritt bei den Präsidentschaftswahlen im Herbst wieder an. Allen, die sich die Zeit bis zum Wahltag mit einem Buch vertreiben und erfahren wollen, was Van der Bellen mit Mike Hammer verbindet und was sein Verständnis von Liberalität und Demokratie ist, sei diese Autobiografie ans Herz gelegt.
Van der Bellens Lebensprinzip
Barbaba Tóth in FALTER 17/2016 vom 29.04.2016 (S. 22)
Seine Kandidatur war noch nicht offiziell, da legte Alexander Van der Bellen ein kleines, feines Buch mit dem Titel „Die Kunst der Freiheit“ vor. Jetzt, wo er gegen FPÖ-Kandidat Norbert Hofer in der Stichwahl um das Hofburg-Amt antritt, lohnt sich ein zweiter Blick darauf. Der vormals grüne Professor zeigt sich darin als klassischer Liberaler, Citoyen und Weltbürger. Auch wer wissen will, wie Van der Bellen außenpolitisch denkt, findet hier Antworten.
Ein heimliches Wahlprogramm
Barbaba Tóth in FALTER 39/2015 vom 25.09.2015 (S. 22)
Natürlich ist dieses Buch eine Wahlempfehlung. Oder zumindest eine Kandidatenempfehlung. Kaum ein Leser wird Alexander Van der Bellens Buch „Die Kunst der Freiheit“ nicht mit Blick auf die anstehenden Bundespräsidentenwahlen im Frühjahr 2016 lesen.
Noch halten sich alle potenziellen Bewerber (Bewerberinnen gibt es nach dem Tod der Parlamentspräsidentin Barbara Prammer ja nicht) zurück. Auch Van der Bellen. Aber seine gemeinsam mit Bernhard Ecker verfasste politische Biografie zeigt schon einmal, was für eine außergewöhnlich geeignete Persönlichkeit er für dieses Amt wäre.
Das beginnt schon damit, dass Van der Bellen im ersten, sinnigerweise mit „Eigenheiten“ betitelten autobiografischen Kapitel von seiner ganz und gar großeuropäischen Familiengeschichte erzählt. Die Van der Bellens stammen aus Russland bzw. aus dem späteren Estland und Holland. „Migration und der hohe Stellenwert des akademischen und intellektuellen Lebens“ spielten in ihrem Leben immer schon eine große Rolle.
Van der Bellen ist nicht nur deshalb ein Mann der Schrift. Seine Berufung als Professor für Volkswirtschaft nach Wien war sein Traum. „Bis heute kann ich mir keinen schöneren Beruf vorstellen.“ Selbst später als Politiker nahm er sich die Zeit, alle fünf Wochen für die Wiener Zeitung einen Gastkommentar zu schreiben. Und zwar selber zu schreiben. Gedanken grundlegend zu ordnen und zu bewerten ist ihm alles andere als fremd. Die Nachdenkpause – als ehemaliger Chef der Grünen eines seiner Markenzeichen – gehört da genauso dazu wie das weite Ausholen – und viele literarische Referenzen.
All das findet man in seinem Buch, dazu kluge Gedanken über Puritanismus, die „Fernseh- und Boulevarddemokratie“ oder Österreichs extrem rechte Tradition. Sie sieht Van der Bellen leicht resigniert, aber sehr realistisch als historische Gegebenheit, die seit 120 Jahren etwa 30 Prozent der Wähler anzieht.
Ganz zum Schluss erklärt Van der Bellen auch, welche Gründe dagegensprächen, bei der Bundespräsidentenwahl anzutreten. Die Funktion sei „im Grunde unvereinbar mit seinem Anspruch auf Privatsphäre“. Er werde sich die Entscheidung zwischen seinem „Recht auf individuelle Freiheit oder Dienst an der Republik“ jedenfalls nicht leichtmachen, verspricht er. Hoffentlich.