Das Buch Groer

Eine Kirchenchronik. Dokumentation
238 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783851292558
Erscheinungsdatum 01.01.1998
Genre Religion, Theologie/Christentum
Verlag Wieser Verlag
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Kurzbeschreibung des Verlags

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FALTER-Rezension

"Schönborn wusste, dass alles stimmt"

Ingrid Mitterecker in FALTER 21/2011 vom 27.05.2011 (S. 20)

Vor fünf Jahren starb der große Verleger und Profil-Herausgeber Hubertus Czernin. In einem zufällig aufgetauchten Interview schilderte er zwei Autoren die Hintergründe im Fall Groër, die Drohungen der Profil-Eigentümer und das Versagen des heutigen Kardinals

Es ist ein historisches, aber noch immer aktuelles Dokument, das die
Autoren und Schauspieler Ingrid und Christian Mitterecker zu Hause auf einer 3,5-Zoll-Diskette entdeckten. Auf dem Datenträger hatten sie ein längst vergessenes Gespräch mit Hubertus Czernin zum Fall Groër archiviert.
Im Frühjahr 2001 hatte der ehemalige Profil-Herausgeber mit den Mittereckers, deren erster Verleger er war, erstaunlich offen über die Bedeutung des Falles, die Interventionen der Profil-Eigentümer, die Attacken des heutigen Kardinals Christoph Schönborn und sein Verhältnis zur Kirche gesprochen.
Das hier abgedruckte Gespräch ist ein gekürzter und leicht redigierter Auszug aus einem langen Dokument, das die Mittereckers als E-Book anlässlich des fünften Todestages Czernins veröffentlichen werden. ("Wie man eine Geschichte sozusagen mutwillig missverstehen will", 3,45 Euro, Infos unter: www.ingridundchristian.at) RED


Die Bedeutung des Falles Groër
Hubertus Czernin: Wenn ich mein Berufsleben von 20 Jahren als Journalist so ansehe, das war schon eine sehr spannende und auch schwierige Zeit, sowohl damals im Jahr 1995, als wir den Fall Groër im Profil durch Josef Votzi hochgebracht haben, als auch später, wie ich die Recherche für ein Buch ("Das Buch Groër", Wieser-Verlag, Anm.) und den Standard gemacht hab. Es hat damals auch mein Verhältnis zur katholischen Kirche wieder wesentlich intensiviert, und zwar ursprünglich gar nicht so sehr aus Glaubensgründen, sondern einfach aus Neugier, wie dieses seltsame Unternehmen Kirche funktioniert. Man setzt sich natürlich auch wieder mehr mit kirchlichen Texten, mit religiösen Texten auseinander, und ich hab damals manchem Menschen bewusst provokant gesagt: Durch den Fall Groër bin ich der Kirche wesentlich näher gekommen, als ich es wahrscheinlich je davor in meinem Leben war. Aber es gibt in meiner Arbeit deutlich wichtigere, am Herzen näher liegende Geschichten. Groër, das hat auch so etwas Mittelalterliches gehabt, vor allem der Göttweiger Aspekt, das hat mich schon sehr stark an manche Aspekte bei Umberto Eco erinnert.
Aber Sie haben ihm trotzdem ein Buch gewidmet, und mit ihm seinen Opfern.
Czernin: (...) Für das Buch hat es zwei Ursachen gegeben: Das eine war, dass ich bei Themen, auf die ich mich wirklich einlasse, so etwas wie eine fast schon pedantische Genauigkeit entwickle. Das heißt, dann will ich den Dingen, wie es so schön heißt, auf den Grund gehen, umso mehr, da ich ja familiär bedingt in einem gewissen gesellschaftlichen Segment aufgewachsen bin, mit dem ich ja nie gebrochen hab, sondern eher, würde ich sagen, zu einem gewissen Zeitpunkt meines Lebens gelernt hab, in zwei verschiedenen Milieus zu leben. Und da hat der Fall Groër im Jahr 1995 sehr viele Konflikte ausgelöst.
Für meinen ältesten und besten Freund, einen wirklich treuen, braven, überzeugten Katholiken, war diese seinerzeitige Profil-Geschichte ein Angriff auf die Kirche selbst. Ein weitschichtig Verwandter hat mir sinngemäß geschrieben, er würde mich jetzt aus der Familie ausschließen. Solche und ähnliche Blödheiten hab ich damals wirklich mehrfach erlebt. Die Leute hatten irgendwie das Gefühl, ich sei der große ­Kirchenfresser. Was ich überhaupt nicht war! Die Geschichte von Josef Votzi hatte Hand und Fuß, und daher gab es nicht den geringsten Grund, sie zu verschieben oder gar zu verhindern. Ich habe damals schon der Redaktion gesagt: "Stellt euch darauf ein, dass wir mehr auslösen und mehr bewegen werden, als das Profil wahrscheinlich je zuvor in seiner Geschichte an Reaktionen, Streit, Angriffen ausgelöst hat."


Die Reaktion der
österreichischen Bischöfe
Czernin: Bereits am Samstag, als wir eine Vorabmeldung ausschickten, kam die Stellungnahme der Weihbischöfe Krätzl und Schönborn. Krätzl galt eigentlich immer als fortschrittlicher Kleriker. Viele haben gemeint, dass er ein guter Nachfolger von Kardinal König hätte sein können. Schönborn kannte ich privat, wenn auch nicht sehr gut. Die beiden haben damals eine Kath-Press-Meldung produziert, wo die Geschichte des Josef Hartmann (ein Opfer Groërs, das sich ans Profil wandte, Anm.) oder die Veröffentlichung des Fall Groërs mit dem nationalsozialistischen Terror verglichen wurde, den es phasenweise gegen katholische Kleriker gegeben hat. Ich gebe zu, das ist unerwartet gekommen, diese ­Assoziation ist von mir wirklich sehr weit weg gewesen, da hab ich dann auch sehr, sehr emotional reagiert.
Wie?
Czernin: Einerseits hab ich natürlich versucht, den Schönborn zu erreichen, um ihn alles zu heißen, was mir eingefallen wäre. Das ist nicht gelungen. Es ist dann Wochen später zu einem Gespräch bei mir zu Hause gekommen, wo sich dann herausgestellt hat, dass er zu diesem Zeitpunkt wusste, dass das, was wir geschrieben haben, natürlich alles stimmt. Andererseits war die Reaktion so indiskutabel, dass man eigentlich mit diesem Verein überhaupt nichts mehr zu tun haben möchte. (...).
Es gab zu jener Zeit in der "Zeit im Bild 2" den "Runden Tisch". Und da wurden Josef Hartmann eingeladen, ich als Herausgeber des Profil, dann irgendein Vertreter irgendeiner katholischen Männer- oder Laienbewegung und ein katholischer Geistlicher. Das war jener Mensch, der an und für sich seit vielen Jahren eine tolle Arbeit macht, und zwar kümmert sich der in Bukarest um die Straßenkinder. Das ist ein sozial wirklich beeindruckendes Projekt. Der empfand sich, was ich damals nicht wusste, aus irgendwelchen innerkirchlichen Gründen gegenüber dem Groër sehr dankesschuldig, und der begann dort mitten im Studio den neben mir sitzenden Josef Hartmann quasi zu psychiatrieren. Er hat angefangen, sich über dessen Psyche auszulassen. Da hab ich mir nur gedacht, wirklich, du bist das Letzte. Ich konnte mich da wirklich kaum zurückhalten. Der katholische Laie wiederum war kaum ein Problem, weil der war so blöde, dass ich ihn mit einer einzigen Bemerkung, kann man sagen, eigentlich schmähstad gemacht hab, weil er irgendwie versucht hat, diese ganzen Duschszenen ins Harmlose zu erklären, und ich ihm dann einfach nur gesagt hab: "Wenn Sie mir jetzt erklären wollen, dass man neuerdings unter der Dusche beichtet, und darum geht es, dann ist das für mich etwas Neuartiges."


Der Konflikt mit den Profil-Eigentümern und der Politik
Czernin: Ich habe mich als Herausgeber natürlich auf einer ganz anderen Ebene auseinandersetzen müssen, auch mit den Eigentümern des Profil, in der Phase war es ja sehr knapp daran, wie ich dann eine Woche später wusste, dass Votzi und ich gekündigt oder entlassen werden.
Da gab es damals die sogenannte GAS, das ist eine Gesellschaftersitzung, da sitzen drinnen die Raiffeisenvertreter, die Kronen-Zeitungs-Vertreter, sprich der Herr Dichand und die Herren der deutschen WAZ, Schumann und Grotkamp, und der Christian Konrad als Vertreter der Raiffeisen, der nicht nur ein normaler Katholik ist, sondern auch ein katholischer Funktionär und auch Kommunionsspender und was weiß ich alles, der hat die Geschichte ja nicht von uns als Eigentümervertreter erfahren, sondern war an jenem Wochenende, an dem das hochgegangen ist, an einem späten Samstagvormittag zu irgendeiner Vernissage im Palais Bräuner in der Argentinierstraße von Sotheby's eingeladen und trifft dort auf einen gewissen Andreas Khol (ehemaliger ÖVP-Klubobmann, Anm.), der ihm sagt, was das für ein Skandal ist, was das Profil, seine Zeitung, geschrieben hat.
Der Konrad hat mich damals zu erreichen versucht, was ihm nicht gelungen ist, weil ich in irgendeinem Kinderschultheater war, und hat sich dann beim Herbert Lackner, der ja auch Mitglied der Chefredaktion war, aber sozusagen mit der Geschichte nichts zu tun hatte, dann abreagiert – und zwar mit dem Satz: "Wenn das nicht stimmt, fliegt's ihr!"
Das war aber noch viel ernster. Und ich hab dann ein paar Tage später mit ihm telefoniert, und er hat mir vorgehalten, dass ich ihn nicht vorinformiert hätte. Da hab ich ihm gesagt: "Okay, was hätten Sie getan, wenn ich Sie vorinformiert hätte?" "Ja, dann hätte ich Sie gebeten, dass Sie noch eine Woche zuwarten." Daraufhin hab ich ihm gesagt: "Genau dieses Problem wollte ich nicht haben. Aus redaktionellen Gründen war die Geschichte komplett ausrecherchiert, da gab's nichts mehr dazuzurecherchieren.
Das hat gestimmt, wir haben den Kardinal um eine Gegenstellungnahme gebeten, mehrere Tage davor, schriftlich wie mündlich, er hat das verweigert, und in dem Moment, wo Sie mir dann gesagt hätten, eine Woche zuzuwarten, hab ich ein innerredaktionelles Problem. Und dann wird aus einer Geschichte, die sozusagen aus anderen Gründen doch eine hohe Bedeutung hat, eine Geschichte, die da lautet, Konflikt im oder ums Profil. Und da ich Sie auch sonst nicht vorinformiere über die wesentlichen Geschichten einer Ausgabe, hätte ich nicht gewusst, warum ich das tun soll."
Und da gab es dann eben, in dieser Woche nach dem Erscheinen, eine Gesellschaftersitzung der Media­printgruppe in Essen, und der Herr Dichand, der mich nie gemocht hat, weil er mich, glaube ich, für irgendeinen linken Rabiatling hält, der hat ja nicht direkt bei Profil etwas mitzureden gehabt, weil er hier ja nicht Eigentümer ist, aber er hat natürlich über die deutschen Eigentümer Druck gemacht.
Es ist damals ein Freund von mir auch zu dieser Sitzung gekommen, und der hat mir damals, danach, nur gesagt: "Dein Kopf ist an einem seidenen Faden gehangen!" Und der hat's dann geschafft, dem Konrad zu erklären: "Bitte, du kannst den nicht raushauen, wenn die Geschichte in Ordnung ist, und so wie es ausschaut, ist die Geschichte in Ordnung."


Weitere Recherche
im Umfeld Groërs zwei Jahre später
Czernin: Ich bin dann direkt nach Paudorf gefahren und hab den Pater Udo Fischer, der ja auch ein Göttweiger ist, besucht und ihn gebeten, ob er mir irgendwelche Hintergründe sagen kann. Und er hat gesagt, er weiß auch nicht, was los ist, weil er ist nicht in dem Konvent gewesen, in dem das Ganze offenbar hochgegangen ist, aber er kann mir ein paar Namen sagen.
So hab ich angefangen mit einem viele Jahre davor aus Göttweig ausgeschiedenen Jungmönch zu sprechen, den hab ich im Süden von Wien besucht, und der hat mir einfach Geschichten erzählt und war immer auch bereit, sie mit vollem Namen zu tragen, wobei mir immer mulmiger und mulmiger wurde, weil ich plötzlich erfasst hab, was ja innerkirchlich seit 95 allen wesentlichen Leuten bekannt war, dass nämlich die Geschichte am Knabenseminar noch wesentlich dicker in Maria Roggendorf im Priorat, also in dieser Außenstelle vom Stift Göttweig, stattgefunden hat. Er hat mir dann wieder weitere Kontakte gesagt, und so bin ich also dann von Exmönch zu Exmönch zu Mönchen und hab dann das Gefühl gehabt – weil es ja 95 immer sehr breit die Meinung gegeben hat, der Hartmann lügt, oder es ist ja nur ein Fall, oder es ist ja eh verjährt, warum wärmt ihr alte Dinge auf, oder es ist ein Angriff auf die Kirche –, die beste Form, diese Geschichte darzustellen, ist eine reine Dokumentation. Ich muss schauen, mich aus allen Wertungen rauszuhalten, das muss einfach eine unangreifbare Dokumentation sein.
Und da hatte ich dann wieder ein kleines Problem. Ich war damals ja Partner von Fritz Molden, wir waren Hälfte-Hälfte-Partner, und er ist auch der klassische konservative Katholik, und außerdem hatte er bereits ein Buch von und mit Schönborn in Vorbereitung.
Ich wusste, wenn ich ihm sage: "Du, jetzt machen wir dieses Buch, als Schnellschuss bei mir", dann fliegt er mir erstens aus katholischen Gründen vom Sessel, zweitens wird er die Panik haben, dass Schönborn-Buch wird es dann nicht geben. Ich hab ihm daher gesagt: "Du, damit da nur ja kein Problem entsteht, und ich weiß, es würde eines entstehen, mache ich das mit dem Klagenfurter Verleger Lojze Wieser." Er war glücklich!
Ich war zufrieden, weil mir da auch als Verlag das Label Wieser lieber war als das Label von Fritz Molden, und hab dann zum Teil eben Gespräche mit Mönchen wie dem ehemaligen Prior, damals war er's noch, von Göttweig geführt, wo ich, was mir eigentlich sonst bei Recherchen nie passiert ist, zum ersten Mal so, so wirklich knapp am Weinen war.
Da hat mir dieser Prior einfach erzählt, seine Geschichte, wie er als junger Mönch in die Fänge des Groër geraten ist, und zwar irgendwie auch gewusst hat, dass man das, was der Groër von ihm wollte, nicht tut. Aber auf der anderen Seite war der Groër die Autorität schlechthin, der man sich tausendfach zu beugen hatte und auch gerne beugen wollte, weil der Groër eine sehr charismatische Figur ist.
Charismatisch?
Czernin: Das würde man als Fernstehender nicht wirklich merken, aber im Kreis mit diesem ganzen Geist der Legio Mariae hat der eine unglaubliche Wirkung gehabt. Der hat sich dann irgendwie als junger Mönch der These angenähert: Wenn es von Groër kommt, dann ist es gut. (...)
Jener Prior hat zum Beispiel gemeinsam mit einem anderen Mönch, der genauso ein Opfer Groërs war, nach der Hartmann- Enthüllung in Wien diese sozusagen "Gegendemonstrationsmesse" organisiert. Ich hab ihn gefragt: "Bitte, Sie haben's von sich selber gewusst, warum greifen Sie den Hartmann an, warum verteidigen Sie das alles, das ist mir nicht mehr logisch, dann sozusagen Widerstandsmessen zugunsten Groërs zu machen." Da hat er gesagt: "Wa­rum, das ist doch ganz klar. Ich hab gedacht, erstens, ich bin sein Einziger. Und wenn es schon einen Zweiten gibt, dann kann er doch das alles nicht öffentlich machen und in den Dreck zerren!"
Er war selber entsetzt über sein eigenes Denken; dieser Mann, der Prior, wie ich das ja auch beschreibe, war dann ja derjenige, der dann letztlich durch Selbsterkenntnis und durch einfach unerträgliche Handlungen des Groër und aus eigenem Problem mit dem Zölibat, weil er eine Freundin hatte, die er inzwischen auch geheiratet hat, der konnte sozusagen den Deckel nicht mehr auf diesen Dampfkessel draufhalten und hat dann diese Geschichte in wirklich unnachahmlicher Weise zum Explodieren gebracht.
Und da hat er dann auch eben erst gemerkt: Du?, du?, was, ihr auch? Es waren letztlich praktisch alle ehemaligen jungen Mönche von diesem Priorat in Maria Roggendorf, und das waren sicher zehn Leute, die waren alle davon betroffen. Und das haben in Wahrheit, wie ich ja auch anhand eines Briefes von einem Göttweiger, der in Salzburg unterrichtet und gelebt hat und das nach wie vor tut, beschreibe, die wesentlichen Bischöfe der österreichischen Bischofskonferenz gewusst, in kürzester Zeit, ich glaube im April, wenn ich das richtig im Kopf habe. Das war ihnen schriftlich bewusst. Er hat das in einem sehr langen Brief, den ich ja fast ganz zitiere, offengelegt. Der Schönborn hat's zu den Akten genommen, der Kapellari hat's kommentarlos an den Vatikan weitergeleitet, und der Stecher hat ganz anders reagiert, der Stecher hat zwar nicht getan, als ob er irgendetwas Zusätzliches wüsste, aber er hat nach Erhalt des Briefes plötzlich erklärt, und das war das erste öffentliche Abgehen im Rahmen der österreichischen Bischofskonferenz, wenn es gegen ihn diese Anschuldigungen wie von Josef Hartmann geben würde, würde er zurücktreten.
Mein Ziel war es einfach: Dieses Buch muss so geschrieben sein und alles muss so dargestellt werden, dass das kein Streitthema mehr sein kann, sondern dass man das einfach als Faktum hinnehmen muss, dass es hier nicht um Meinungen geht und auch nicht um Angriffe auf die Kirche, sondern dass hier ein wesentlicher Kleriker in unglaublicher Weise seine Machtposition ausgenützt hat und wirklich zum Teil psychische Wracks produziert hat.
Ich hab manche im Rahmen dieser Recherche kennengelernt, wo ich mir nur gedacht hab, so können Menschen nicht ruiniert werden, wie die ruiniert worden sind! Und ich gebe zu, dass letztlich dieses Ziel nicht erreicht worden ist, weil die wirklichen Fundamentalisten sind nicht zu überzeugen.
Das hat sich dann auch gezeigt, als es diesen Bischofsbrief gegeben hat, ohnehin kurz vor Erscheinen meines Buches, wo dann Kapellari, Schönborn und erstaunlicherweise der Eder in Salzburg sozusagen die grundsätzliche Frage zum ersten Mal außer Streit gestellt haben. Da gibt es dann herrliche Briefe von Mitgliedern des ehemaligen österreichischen Adels, wo sie den Schönborn in gar nicht sehr christlicher Weise alles und jedes heißen. Weil sie es nicht wahrhaben wollten. Jetzt war ich sehr lang.
Ganz am Anfang haben Sie gesagt, diese ganze Geschichte hat Sie der Kirche letztendlich näher gebracht. Das verstehen wir nicht ganz. Wirklich der Kirche?
Czernin: (...) Durch das Buch hab ich seltsamerweise mit der Kirche meine Beziehung aufgenommen, und durch Gespräche und auch die Auseinandersetzungen ist mir auch wieder die Glaubenswelt, die mir eigentlich sehr lang sehr fremd war, wieder näher gerückt. Und irgendwo im Untergrund, könnte man sagen, hat sich da dann eine Haltung durchgesetzt, dass man auch trotz dieser Affären à la Groër, und das ist ja kein Einzelfall, oder gerade wegen solcher Geschichten, dass man die Kirche als solche, die Institution sozusagen in ihrer Tradition, in ihrer Glaubenstradition, einfach nicht verdammen kann.

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