
Der Meister der Meister
Matthias Dusini in FALTER 47/2023 vom 22.11.2023 (S. 8)
Seine Porträts dokumentieren die österreichische Kulturgeschichte -und prägen die Erinnerung an sie. Wer an den Dichter H.C. Artmann denkt, hat Sepp Dreissingers Aufnahme im Kopf, die den Schriftsteller mit aufgespanntem Regenschirm im Bett liegend zeigt. Der Fotograf zitiert darin Carl Spitzwegs Gemälde "Der arme Poet". Oder das Porträt Thomas Bernhards: Der sonst so strenge Autor, am Graben sitzend und schmunzelnd, während hinter seinem Rücken freche Buben ins Bild drängen. Dreissinger, 1946 in Feldkirch geboren und Mitbegründer der Salzburger Galerie Fotohof, vereint in seinem neuen Buch sein fotografisches Lebenswerk.
"365 Portraits" umfasst Werke aus fünf Jahrzehnten: Aufnahmen von Schauspielerinnen und Schauspielern wie Klaus Maria Brandauer und Birgit Minichmayr. Der Regisseur Michael Haneke ist ebenso Teil der Galerie wie die Malerin Maria Lassnig, der Musiker Wolfgang Ambros und die Schriftstellerin Elfriede Jelinek. Sie zeigen, wie Dreissinger "Prominente wieder zu Menschen macht"(Wolf Wondratschek).


