

Zoran Feric, IN DER EINSAMKEIT NAHE DEM MEER
Dominika Meindl in FALTER 36/2017 vom 06.09.2017 (S. 36)
Für einen Sommerroman ist es schon etwas spät, aber auf seinen Schauplatz sollte man Ferićs neues Buch ohnehin nicht reduzieren. Auf der Insel Rab übt eine Handvoll dalmatinischer Freunde in den Sommern der späten 1970er das Flachlegen von Frauen. Die Jugend profitiert von der sexuellen Befreiung unter besonderer Berücksichtigung gelockerter Urlaubssitten. Tito lebt noch und der Hass zwischen seinen Völkern kocht auf kleiner Flamme.
Vieles liest sich für die Herren etwas unterhaltsamer, die Leserin sollte aber die Abgründe nicht übersehen, über die Ferić seine Figuren balancieren lässt. „Denn es gibt keine Sklaverei, die der Liebe gleichkommt.“ Wie er etwa über die Lebensgeschichte der Großmutter, die nach einer Marienerscheinung an den Fuß des Kilimandscharo zieht, die jüngere Migrationsgeschichte der Jugoslawen illustriert, festigt seinen Ruf als einen der wichtigsten zeitgenössischen Autoren Kroatiens.