Die Praxis der Cultural Studies

256 Seiten, Taschenbuch
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Reihe Cultural Studies
ISBN 9783854093732
Erscheinungsdatum 01.01.2002
Genre Geisteswissenschaften allgemein
Verlag Löcker Verlag
Vorwort Lawrence Grossberg
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Kurzbeschreibung des Verlags

"Die Praxis der Cultural Studies" is, perhaps above all, a major document of German-language cultural studies … In welcoming this book into the world, I hope that it offers both succor and challenge to its readers, and that in its pages, they will find the desire to fashion themselves into critical intellectuals. (Lawrence Grossberg)

Das Buch dokumentiert gut zwei Jahrzehnte Praxis des Autors innerhalb des Paradigmas der Cultural Studies und damit seine Versuche, die doppelsinnig disziplinlose Disziplin (Rolf Lindner) im Kontext der deutschsprachigen Debatten zu Kultur, Politik und Gesellschaft zu verorten. Der erste Teil des Bandes macht einige wesentliche Problemlagen der Cultural Studies zu seinem expliziten Thema. Die folgenden Kapitel widmen sich ausgewählten Forschungsfeldern, nehmen die skizzierten Fragestellungen implizit wieder auf und differenzieren sie kontextbezogen.
Jene messiness, die Angela McRobbie als für die Cultural Studies konstitutiv bezeichnet hat, spiegelt sich also auch im Aufbau des Buches wieder. Thematisch ist der Bogen weit gespannt, er reicht vom Fußball über Jugendkultur bis hin zum "Musikantenstadl" als popularkulturelle Phänomene, von einer Rezeptionsgeschichte der Cultural Studies in Deutschland und Österreich zu einer Diskussion der möglichen Nutzbarmachung der Cultural Studies in der Politikwissenschaft zu einer kritischen Auseinandersetzung des Umgangs von Intellektuellen mit Phänomenen der Popularkultur.
Eröffnet wird der Band mit einer Einleitung von Lawrence Grossberg, der die Bedeutung der Arbeit des Autors aus internationaler Perspektive kommentiert.

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Reihe Cultural Studies
ISBN 9783854093732
Erscheinungsdatum 01.01.2002
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FALTER-Rezension

Gerhard Stöger in FALTER 12/2003 vom 21.03.2003 (S. 34)

So manches braucht halt etwas länger, ehe es hierzulande wahrgenommen wird. Wie zum Beispiel die Cultural Studies (CS), deren Ursprünge im Großbritannien der späten Fünfziger zu suchen sind und die am 1964 gegründeten Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS) an der Universität Birmingham ihre erste Institutionalisierung fanden. Gut drei Jahrzehnte später begann sich dann im deutschsprachigen Raum eine inner- und außerakademische Rezeption dieser hybriden Wissenschaftspraxis abzuzeichnen. Ob das Ganze auch hier unter dem Namen "Cultural Studies" firmieren soll oder doch mit "Kulturstudien" oder "Kulturwissenschaften" zu übersetzen ist - was wegen der tendenziellen Entpolitisierung vielfach kritisiert wird -, sei hier einmal zweitrangig.

Entscheidend ist, dass diese jahrelang vorwiegend außeruniversitär praktizierten Formen innovativer geistes- und sozialwissenschaftlicher Forschungen auch in Österreich gewisse institutionelle Plattformen fanden - vor allem in Gestalt des 1998 im Wissenschaftsministerium initiierten und von Christina Lutter betreuten Forschungsschwerpunkts "Cultural Studies/Kulturwissenschaften". Und zumindest als Schlagworte fanden die Begriffe "Cultural Studies" und "Kulturwissenschaften" auch Aufnahme in einige neu gestaltete Studienpläne.

Der Reader "Kulturstudien in Österreich", den Christina Lutter gemeinsam mit Lutz Musner, dem Co-Direktor des Internationalen Forschungszentrums für Kulturwissenschaften in Wien (IFK) herausgegeben hat, informiert nun am Ende des fünfjährigen Forschungsschwerpunkts über eine Reihe von Projekten, die in dessen Rahmen vom österreichischen CS-Forschungsnachwuchs realisiert wurden. Die qualitative Bandbreite der publizierten Beiträge ist dabei ziemlich groß geraten.

Beim sehr ambitionierten und komplexen Projekt "Zur hegemonialen Konzeption einer ,Gedächtnisgeschichte' der Zweiten Republik" wäre etwa mehr Raum für eine genauere Darstellung der Transformationen kollektiver Erinnerung im Nachkriegsösterreich wünschenswert gewesen. An anderer Stelle zeigt sich hingegen, dass eine subjektive Polit-Polemik auch durch ausgiebiges Zitieren von Jean Baudrillard nicht an Originalität gewinnt. Einige Beiträger scheinen in ihrer forciert-akademischen Terminologie zudem freiwillig auf eine breitere Rezeption verzichten zu wollen. Durch seine klare Sprache ist Roman Horak in seiner Textsammlung "Die Praxis der Cultural Studies" vor der Gefahr der akademischen In-Group-Hermetik gefeit, ohne dadurch an theoretischem Gewicht zu verlieren. Der Wiener CS-Veteran versteht sich darauf, seinen theoretischen Background zwischen Neomarxismus, britischen Cultural Studies und Poststrukturalismus originell und allgemein verständlich zu nutzen, anstatt ihn dekorativ als Zitatwüste in die Auslage zu stellen.

Horak, der als Mitbegründer des Instituts für Kulturstudien (Ikus) bereits in den Achtzigerjahren an einer österreichischen Umsetzung der Cultural Studies arbeitete und heute an der Angewandten und der Uni Wien unterrichtet, bereitet den theoretischen Background der Cultural Studies und ihre Rezeptionsgeschichte im deutschsprachigen Raum ebenso auf, wie er Praxisbeispiele seiner Forschungsarbeiten zwischen Fußballplatz, Jugendkultur und "Musikantenstadl" liefert. Letzteren analysiert Horak in einer der kurzweiligsten Passagen des Buchs als "alpin-katholische und antiurbane Formation mit durchaus rechten, provinzialistischen und großdeutschen Momenten".

Grundsätzlich versteht man Cultural Studies hier mit dem britischen Vordenker Stuart Hall als "das Interesse, die Untersuchung von symbolischen Formen und Bedeutungen mit jener von Macht zu kombinieren". Eine Definition, die für den habilitierten Politologen Horak auch den zentralen Unterschied zwischen Cultural Studies und jeglicher Form von Kulturwissenschaften markiert.

Lawrence Grossberg bezeichnet "Die Praxis der Cultural Studies" in seinem Vorwort als Biografie, die sich am Schnittpunkt intellektueller und popularer Diskurse konstruiere. "Indem ich dieses Buch in der Welt willkommen heiße", endet Grossberg mit der ihm eigenen Emphase, "hoffe ich, dass es seinen LeserInnen sowohl Beistand als auch Herausforderung bietet und dass sie auf seinen Seiten den Wunsch finden, zu kritischen Intellektuellen zu werden, die wissen, dass man tanzen muss - vor, während und nach der Revolution!"

Der Anspruch, intellektuelle Arbeit bei aller Ernsthaftigkeit doch auch mit einem gewissen Sexappeal zu versehen, ist ein grundlegendes Charakteristikum gelungener Cultural Studies. Die hier anklingende Fusion von Gramsci und Pop gilt auch für Roman Horak: Er ist zwar weder ein Revolutionär noch ein Tänzer, versteht sich aber trefflich darauf, das Politische wie das Populare zu analysieren und diese beiden gesellschaftlichen Sphären in seiner Reflexion produktiv miteinander zu verschränken.Als Begleitmusik zum Boom der Cultural Studies im deutschsprachigen Raum ist in den letzten Jahren eine ganze Reihe an Einführungsliteratur erschienen. Dem 1999 bei zu Klampen veröffentlichten Reader "Cultural Studies. Grundlagentexte zur Einführung" kommt eine gewisse Sonderstellung zu, da er wichtige historische Texte erstmals in gebündelter deutscher Übersetzung vorlegt - von den britischen "Gründervätern" Hoggart, Williams und Thompson über "Stars" wie Stuart Hall und Lawrence Grossberg bis hin zu jüngeren Vertreterinnen und Vertretern wie Ien Ang.

Der Sammelband "Die Cultural Studies Kontroverse" liefert jetzt eine logische Fortsetzung. Ging es vor vier Jahren vor allem um die Vermittlung einschlägiger Basics, so werden jetzt die internationalen Debatten über Ausrichtung, Potenziale, Problemfelder und Irrwege der Cultural Studies einem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Neben Originalbeiträgen erfolgt dies auch durch die Übersetzung einflussreicher Texte der jüngeren Vergangenheit wie Stuart Halls Aufsatz "Das Aufbegehren der Cultural Studies und die Krise der Geisteswissenschaften" oder Meaghan Morris' Kritik der analytischen Verflachung und Selbstreferenzialität im Bereich der Popanalyse ("Das Banale in den Cultural Studies").

Die im Buchtitel festgeschriebene "Kontroverse" ist dabei durchaus als produktives Element zu verstehen. Stuart Hall erinnert sich etwa "vor allem an Streitigkeiten, Debatten, Wortwechsel und aufgerissene und zugeschlagene Türen", wenn er an seine Tätigkeit als Leiter des Centre for Contemporary Cultural Studies zurückdenkt - und deutet dies doch grundsätzlich positiv: "Das CCCS hat sich gerade zu den theoretischen Paradigmen, aus denen es sich entwickelt hat, und zu den konkreten Untersuchungen und Praktiken, die es transformieren wollte, immer kritisch verhalten. So gesehen sind Cultural Studies nichts Einheitliches; sie waren nie einheitlich."

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