✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags
Entwicklungsroman. In Ordnung. Nur, wer entwickelt sich da? Die Romanfigur? Eher nicht, obwohl … Der Erzähler also. Vielleicht auch der Autor. Mit Sicherheit der Leser.
Gehört der obere Absatz gegendert? Schwer vorstellbar angesichts der vielen Tunichtguten, Nichtstuer und Machos, die einem in Millendorfers Roman über den Weg laufen. Und die man mag, trotz großer Distanz zu ihnen. Jeder Generation ihr „Herr Karl“? Merz/Qualtinger oder Kafka? Beckett für österreichischen Bedarf? Ein austrifizierter Meta-Roman à la Gide? Aber mit bildungsbürgerlichen Verweisen hat Millendorfers Text nichts auf dem Hut. (Der Hut übrigens – ein wichtiges Requisit.) Flüssiges Erzählen zunächst, hochkulturfern. Wann sind je Ereignislosigkeit und Langeweile so packend erzählt worden? Bis Karls banale Wirklichkeit im Zinshaus der Großstadt und im Amt der Kleinstadt – ein Pendlerschicksal – nicht mehr banal bleibt, atemlos phantastisch wird, dann doch wieder fast banal. Und schließlich aufhört Schicksal zu sein, als der Erzähler seine Anonymität aufgibt. Was zählt? Die Wirklichkeit des Erzählers oder die Karls? Und wenn beide bis zur Unkenntlichkeit zusammenwachsen? Korrektur und Zurücknahme, ein Prinzip: „Alle guten Geschichten beginnen irgendwo anders und enden im Nichts.“ Stimmt das? „Ist doch egal.“ Nein, ist nicht egal. Oder doch? Keine Antwort möglich, solange man Millendorfers Roman nicht gelesen hat.
Der Burgenländer Wolfgang Millendorfer legt nach zwei Erzählbänden seinen ersten Roman vor und will alles zeigen, was er kann. „Kein Platz in der Stadt“ ist viele Bücher in einem: ein Entwicklungsroman mit schrullig-passivem Held, der im Verlauf der Handlung zum Handeln gezwungen wird; eine Pendlergeschichte, wobei der Witz darin besteht, dass Karl in Wien wohnt und seine Bürozeit in einer Provinzstadt absitzt; ein Beamtenroman über ein ziemlich überflüssiges Amt und eine Studie über schleichenden Alkoholismus.
Als wäre das nicht genug, spielt Millendorfer mit dem Leser und den Figuren postmoderne Spielchen. Um den Protagonist aus der Reserve zu locken, engagiert dessen einziger Freund einen Schauspieler, der sich in sein Leben einmischt, und am Ende trifft Karl sogar auf seinen Schöpfer. „Kein Platz in der Stadt“ scheitert, weil der Autor zu viel will. Im Auge behalten aber sollte man ihn.