

Sebastian Fasthuber in FALTER 27/2011 vom 08.07.2011 (S. 31)
Warum Grönland? Die österreichische Autorin Anna Kim zog es in dem diffusen Gefühl in den Norden, dort warte etwas auf sie. Sie hat sich nicht getäuscht.
In ihrem Reisebericht "Invasionen des Privaten", der in Droschls ansprechend aufgemachter Essay-Reihe erschienen ist, stößt sie bei ihren Begegnungen mit Grönländern immer wieder auf Bezüge und Parallelen zu ihrer eigenen Biografie.
Kims Gespräche mit den Menschen drehen sich um deren Identität, die unter der dänischen Herrschaft und Sprache leidet. Wer akzentfrei Dänisch spricht, ist klar im Vorteil: "Es sei so leicht, Däne in Grönland zu sein, man werde auf dänisch bedient, in allen Geschäften (...), mit Grönländisch hingegen komme man nicht weit."
Die 1977 geborene Autorin kam als Kind mit ihren südkoreanischen Eltern über Deutschland nach Österreich und kennt das Gefühl, sich fremd zu fühlen und assimilieren zu wollen. Einmal bekommt sie ins Gesicht gesagt: "Du siehst grönländischer aus als ich."
Man darf vermuten, die Besucherin fühlte sich in Grönland gleichzeitig fremd und zu Hause.