

Dominika Meindl in FALTER 34/2016 vom 26.08.2016 (S. 25)
Er sei „ein Fremdarbeiter in die Prosa von eine ferne, fremde, andere Sprach“. Mit seinem kunstvoll gebrochenen Deutsch hat der Israeli Tomer Gardi das Blut der Bachmannpreisjury in Wallung gebracht, Hubert Winkels verglich es gar mit dem ins Museum geschmuggelten Pissoir Duchamps. Gardi ist literarisch mit allen Wassern gewaschen, sein Pidgin-Deutsch hat mehr mit Sprachreflexion zu tun als mit Zaimoglus „Kanaksprak“ oder Straßenrapprosa.
Migrationsnarrativ, Erinnerung an das von den Nazis besetzte Rumänien und Familiengeschichte – die Mischung funktioniert. Gardi bringt Inhalt und Form mit Unterhaltungswert zusammen. Etwa als die Einreisenden fremde Koffer vom Rollband nehmen, in die falschen Kleider schlüpfen und die crossgedresste Mutter in einer Bar erotische Erfolge feiert. „Ich nehme keiner Deutsche Literat sein Arbeit weg“, sagt der Autor. Da könnte er sich irren.