Die Zugereisten. Roman / Die Zugereisten 2. Roman

344 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783854354437
Erscheinungsdatum 02.09.2005
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Drava
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Kurzbeschreibung des Verlags

1941 erreicht der Krieg Jugoslawien. Ljubljana, das vor kurzem noch König Peter zugejubelt hat, fügt sich der italienischen Besatzungsmacht, deren schmuck uniformierte Vertreter sich, zur Belustigung der ihnen nachspionierenden Buben, vor allem als Weiberhelden und Schürzenjäger hervortun. Lojze, der dreizehnjährige Ich-Erzähler, hat es zum Anführer einer Bande von Gleichaltrigen gebracht, in der man erste Erfahrungen körperlicher Liebe ebenso teilt wie die Beute kleiner Diebstähle. Ein Polizeiverhör, gefolgt von einem neuerlichen Wohnungswechsel, bereiten dem Zusammensein in der Gruppe ein Ende. Die Eltern wollen nach Deutschland umsiedeln – und lassen den Plan, weil man ihnen dafür ein nationales Bekenntnis abverlangt, wieder fallen. Wohin gehört diese Familie, die immer dazwischen steht? Und Lojze, der bald die heimlichen Aktionen der Partisanen bewundert, bald das militärische Gehabe der Domobrancen, die unter dem Schutz der nunmehr deutschen Okkupanten Freiwillige für ihren antibolschewistischen Kreuzzug werben? Während amerikanische Bomben auf Ljubljana fallen und der deutsche Vormarsch in Russland ins Stocken gerät, erwacht in ihm, dem unangepassten Schulversager, eine neue Leidenschaft: Er beginnt zu zeichnen, zu malen, zu lesen, versucht zu schreiben, knüpft Kontakte zu einem Kreis junger Dichter. Nach dem Tod des Vaters bringt er mit 16 Jahren seinen ersten literarischen Erinnerungstext zu Papier. Als dieser in einer Jugendzeitschrift abgedruckt wird, steht Ljubljana kurz davor, im Chaos der letzten Kriegstage zu versinken.

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ISBN 9783854354437
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FALTER-Rezension

Edgar Schütz in FALTER 42/2005 vom 19.10.2005 (S. 24)

Ein Odeur von Orang

Im zweiten Teil seines Jahrhundertbuches "Die Zugereisten" erzählt Lojze Kovacˇicˇ vom Zweiten Weltkriegs.

Was bisher geschah: Der Vater von Lojze Kovacˇicˇ, ein ebenso fleißiger wie in Lebensfragen unbeholfener, mit einer Deutschen verheirateter Kürschner aus Jugoslawien hat es zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Fremdarbeiter in Basel zu Wohlstand gebracht. Aus falschem (National-)Stolz lehnt er aber die Schweizer Staatsbürgerschaft ab. Das bereut er 1938, als die Familie "ausgeschafft" und zur Rückkehr nach Slowenien verdammt wird. Anstelle mit einem Schweizer Pass in Händen den Zweiten Weltkrieg von einem sicheren Logenplatz aus zu betrachten, beginnt für seine Familie ein karges Leben in der fremden "Heimat", wo sie unter Entwurzelung, materieller Not, unter dem Krieg und der Besatzung leiden.
Slowenien wird von deutschen und italienischen Truppen besetzt, das Territorium zerstückelt: Oberkrain und die Kärntner und steirischen Gebiete fallen ans Deutsche Reich, Prekmurje an Ungarn, die Unterkrain und Ljubjljana an Italien. Nach dem Sturz Mussolinis wird die Region 1943 deutschen Kommando unterstellt. Unter der Führung der Kommunisten kämpfen Partisanen gegen die Besatzer. Im Leben von Bubi, wie der kleine Lojze genannt wird, bilden Terrorakte, Kämpfe zwischen Italienern und den "Banditen im Wald" oder "Roten" und "Weißen", Erschießungen, Stiefelgetrampel marschierender Deutscher sowie die stete Propaganda der einen wie der anderen Seite die dröhnende Kulisse für eine ausklingende Kindheit und die Jahre der Pubertät.
Dabei geht es in Ljubljana 1941 – und hier setzt der zweite Band der Trilogie "Die Zugereisten" ein – noch recht fidel zu. Die italienischen Soldaten haben bei der jüngeren Weiblichkeit keinen schlechten Stand und beglücken diese in Durchhäusern, in Baubaracken und in den Logen des "Sloga-Kinos", wo sie neben "feuchten weißen Olagummis" ein Odeur nach "Orang-Utans, Heringen und Affen" hinterlassen. Auch kochen die Mussolini-Soldaten Spaghetti, die sie an die Kinder verteilen.
So weit, so schön. Doch die (etwas) besseren Zeiten gehen vorüber und die Geschäfte des tuberkulösen Vaters den Bach runter. Irgendwann ist seine Lebenskraft gebrochen. Bubi und Schwester Clairi kaufen ihm mit dem letzten Geld einen einfach gezimmerten Sarg. Zuvor hat der Vater noch einmal die entscheidende Wende beschworen, indem er die Familie vor einem deutschen Ambulanzzug aufmarschieren lässt, wo sie sich vor der geplanten Übersiedlung in das Mutterland einem medizinischen Eignungstest unterzieht. Menschenmaterial wird dort selektiert, vermessen und je nach Tauglichkeit als neuer Bürger des Deutschen Reichs akzeptiert oder aussortiert. Obwohl alle Familienmitglieder die Prüfung bestehen, ist es ausgerechnet die Mutter, die wegen der demütigenden Prüfungsprozedur nicht mehr heim ins Reich will.

So bleibt Lojze in Slowenien, wo er seine Talente entdeckt. Er malt Bilder für ein Kinderheim und bekommt dafür etwas zu essen. Er vertieft sich in die Literatur und entwickelt die Gabe zu schreiben, selbst wenn ihm das Slowenische noch im Weg steht. Dennoch taucht er ein in die Literaturzirkel betuchter Bohemiens, die es in Ljubljana trotz aller Not noch gibt. Für seine erste Veröffentlichung bekommt er 360 Lire. Damit kann er die ausstehende Miete von drei Monaten, den Strom und ein paar Grammeln bezahlen.
In einer stakkatoartigen Sprache reiht Kovacˇicˇ Alltagsskizzen eines Heranwachsenden aneinander, deren Detailreichtum vor dem Hintergrund der Vierzigerjahre zu einem makrosozialen Ganzen und einem historischen Gemälde verschmelzen. Slowenische Literaturkritiker wählten die Trilogie zum "Roman des 20. Jahrhunderts". Das scheint bis zur letzten Konsequenz stimmig. Auf Slowenisch erschien sie bereits vor mehr als zwanzig Jahren, als die Welt noch klar in Ost und West getrennt war und niemand an eine Übersetzung dachte. Nun ist das Interesse erwacht. Zu spät, denn Lojze Kovacˇicˇ ist am 1. Mai 2004 verstorben. Dabei hätte er wohl noch viel zu erzählen gehabt.

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