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Kurzbeschreibung des Verlags
'Der Kleine vergaß die Begegnung mit den Fahrzeugen, die für andere den Tod brachten, ihm jedoch Dinner- und Breakfast-Pakete zuwarfen. Er musste seine Gangart so verändern, dass er keinen Schatten berührte.'Sechzehn Jahre ist 'der Kleine' alt, der sich nach der Befreiung ausdem Konzentrationslager Buchenwald auf den Weg zurück in das heimatliche Jugoslawien macht. Der eben erst freigekommene Held in Ivan Ivanjis eindrucksvollem Roman steht zwischen der seinem Alter entsprechenden Unbekümmertheit, den sentimentalen Erinnerungen an die Kindheit und einem tiefen Wissen vom Leben und der Welt, den Erfahrungen der Verfolgung. Lebens- und Erlebnishunger sind sein Antrieb bei der Wiederentdeckungder Welt, die physisch wie psychisch, materiell wie moralischeine Trümmerwelt ist und in der 'der Kleine' sich behaupten,sich seinen eigenen Weg ohne taugliche Vorbilder schaffen muss.Mit gehöriger Skepsis vor der Verlässlichkeit der eigenen Erinnerungbeschreibt Ivanji klar und unsentimental die Rückkehr seines Helden,der keine Hoffnung auf Wiederbegegnungen hat. Auch der idealisierteVater, der bis dahin immer Wort gehalten hat, wird diesmal sein Versprechen, sicher wiederzukommen, gebrochen haben.Ivan Ivanjis beeindruckender Roman über eine überschattete Kindheit als einmalige Sonderausgabe zum 80. Geburtstag des Autors
Ivan Ivanji blickt auf ein Leben zurück, das es wahrlich verdient, aufgeschrieben zu werden: Aufgewachsen in der nordserbischen Woiwodina, brachte ihn seine jüdische Abstammung 1944 ins KZ. Im Jahr darauf floh er aus den Trümmern des Lagers, irrte durch die Brandruinen des Tausendjährigen Reiches – und fand schließlich ein Jugoslawien vor, das mit dem seiner Kindheit nichts mehr gemein hatte. Die Eltern waren ermordet, die Wohnung beschlagnahmt worden.
Viel später wurde er Titos Übersetzer, aber das ist eine andere Geschichte ("Titos Dolmetscher", Promedia Verlag). Heute lebt Ivanji in Wien, wo er vor wenigen Tagen seinen 80. Geburtstag gefeiert hat. Aus diesem Anlass wurde sein Buch "Schattenspringen" von 1993, eine literarische Beschreibung seiner Jugend, nun neu aufgelegt.
Ivanji hat seine Erinnerungen Jahrzehnte nach Kriegsende niedergeschrieben – ohne Dokumente, die die Geschehnisse belegen, denn die hat er zusammen mit seiner Häftlingskleidung verbrannt. "Nichts verbindet mich mit diesem Knaben", schreibt er. "Ich habe keinen Grund, diesen Bildern mehr zu glauben als Sternen einer Augustnacht, über die man heutzutage nichts mehr schreiben darf, weil sie so falsch, so kitschig klingen." Falsch und kitschig klingt heute bald einmal ein belletristisches Buch über Kriegs- und KZ-Opfer. Ivanji riskiert den Kitsch – und das Ofterzählte liest sich bei ihm wieder ganz neu. Ivanjis Erzählweise ist fast lakonisch, seine Erinnerungslücken gesteht er freimütig ein. Ein 16-jähriger Jugoslawe erlebt den Nachkriegswahn und wird Teil desselben. Der Autor beschreibt die Präpotenz der Sieger, die Wandlung der besiegten Deutschen von Schindern zu Hungerleidern, die zerbombten Häuser, in denen an Wandständern noch federbestückte Hüte hängen.
"Schattenspringen" entfaltet sich zu einem Nachkriegspanorama, dessen Tragik gerade in seiner Zufälligkeit liegt – mit fast parabelhaftem Ende: Der Bub kehrt in seinen Heimatort Großbetschkerek, heute Zrenjanin, zurück – aber dort wartet niemand auf ihn. "Er war heimgekehrt, aber nicht zum Ausgangspunkt, der Weg schloss sich nicht zum Kreis, er war eine Spirale."