Keine Chance für Lisa Simpson?

Soziale Ungleichheit im Bildungssystem
310 Seiten, Taschenbuch
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ISBN 9783854762201
Erscheinungsdatum 01.02.2007
Genre Sozialwissenschaften allgemein
Verlag Mandelbaum Verlag eG
Herausgegeben von Ingolf Erler
LieferzeitDerzeit nicht lieferbar
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Kurzbeschreibung des Verlags

Chancengleichheit in der Bildung gibt es nicht, darüber sind sich die AutorInnen dieses Sammelbands einig. Würde Lisa Simpson, die Tochter der Zeichentrickfamilie „The Simpsons“, in Österreich aufwachsen, wäre es fraglich, ob sie einen akademischen Abschluss erreichen könnte. Der Vater ohne, die Mutter mit mittlerer Reife, in einer Kleinstadt lebend – in dieser Konstellation hätte Lisa nur eine Chance von 6 - 8 %, einen Universitätsabschluss zu erreichen.
Längst notwendige Reformen des Bildungssystems werden seit Jahrzehnten blockiert, während Zugangsbeschränkungen oder Studiengebühren stets schnell politische Zustimmung finden.
Die neue Wissensgesellschaft sollte eine sein, an der alle teilhaben. Das vorliegende Buch analysiert, weshalb es noch ein weiter Weg ist bis dorthin und wo vor allem Kinder aus 'bildungsfernen Schichten' im Lebensraum Schule oder Universität mit gläsernen Decken und unsichtbaren Stolpersteinen zu kämpfen haben.
Theoretisch fundiert, durch viele Fallstudien erläutert und auch nicht um Lösungsansätze verlegen, bietet dieser kritische Reader eine hervorragende Diskussionsgrundlage zur aktuellen Bildungsdiskussion.

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FALTER-Rezension

Eva Obermüller in FALTER 12/2007 vom 21.03.2007 (S. 40)

Ohne Lernen geht gar nichts

Warum besteht im Bildungssystem nach wie vor keine Chancengleichheit? Zwei
Neuerscheinungen geben unterschiedliche Antworten und Rezepte.

Lisa Simpson hätte es hierzulande kaum geschafft, das Umfeld ihrer Herkunft hinter sich zu lassen und eine akademische Karriere zu absolvieren – wenn überhaupt, dann kaum als Medizinerin oder Juristin. Sollte sie es dennoch schaffen, wird sie sich letztendlich in der neuen Welt immer fremd fühlen. Das behauptet zumindest der Sammelband "Keine Chance für Lisa Simpson?", herausgegeben von Ingolf Erler, Soziologe und Journalist. Demnach besitzt Österreich ein rein reproduktives Bildungssystem, das heißt, die gesellschaftliche Position der Eltern vererbt sich.
Die Diskussion der letzten Jahre über "Intelligenz und Begabung" verdecke aber die soziale Dimension von Bildungserfolgen. Alles werde an einem bildungsbürgerlichen Kanon gemessen. In der westlichen "Meritocracy" sei jeder seines Glückes Schmied. Leistung werde nur auf einer individuellen Ebene beschrieben. Mit anderen Worten: Wer es nicht schafft, ist selbst Schuld.
Der Sammelband beginnt mit einer Übersicht soziologischer Theorien zur Chancenungleichheit: Von Bourdieu über Althusser bis Adorno wird kein Klassiker ausgelassen. Nicht dass diese nichts Gescheites dazu gesagt hätten, aber Nichtsoziologen steigen vermutlich schnell aus. Der akademische Duktus schafft leider mitunter genau das, was später im Buch kritisiert wird: die Ausgrenzung bildungsferner Schichten durch einen eigenen Jargon. So bleibt mehr als fraglich, ob das Buch seine durchaus lobenswerte Ziele erreicht: Betroffene aufzuklären, dass Scheitern nicht ihre Schuld ist.
Hat man sich bis zu den konkreteren Kapiteln durchgekämpft, erfährt man sehr Aufschlussreiches über weniger bekannte Aspekte der Ungleichheit: etwa über das Fremdheitsgefühls von Arbeiterkinder an Universitäten oder dass selbst die Wahl des Studienfaches durch die soziale Herkunft mitvorgegeben wird. Leider, so bedauern die Autoren einhellig, gebe es kaum Maßnahmen zur Integration oder Ansätze, den anderen "Wissenszugang" von bildungsfernen Schichten für eine neue Lernkultur zu nutzen.

Begabung und Intelligenz" – jene zwei Begriffe, deren Diskussion angeblich die soziale Schieflage verdeckt, sind hingegen das Thema in "Lernen macht intelligent", dem neuen Buch von Elsbeth Stern, das die bekannte deutschen Lehr- und Lernforscherin gemeinsam mit dem Grazer Psychologen Aljosha Neubauer verfasst hat.
Am Beginn des sehr lesbaren – obwohl wissenschaftlich fundierten – Buchs steht der Intelligenzbegriff: In der gängigen Definition "die Fähigkeit, sich in neuen Situationen aufgrund von Einsichten zurechtzufinden und Aufgaben mit Hilfe des Denkens zu lösen, wobei nicht auf eine bereits vorliegende Lösungsstrategie zurückgegriffen werden kann." Die Messbarkeit einer solchen Größe ist naturgemäß begrenzt, dennoch: Klassische IQ-Tests können laut Stern und Neubauer Aussagen über Intelligenzanlagen treffen und zumindest als Indikatoren für die Leistungsfähigkeit von Individuen herangezogen werden. Derartige Tests seien allerdings an Kulturtechniken gebunden. Gerade bildungsferne Schichten sind daher oft benachteiligt, da sie weniger trainiert sind. Andererseits sei Schulerfolg nicht automatisch aus dem IQ ableitbar. Intelligente Menschen sind zwar geistig flexibler, können schneller neuartige Anforderungen bewältigen und brauchen insgesamt weniger Energie beim Denken, aber ohne Lernen geht sozusagen gar nichts. Durch Bildung hätte jeder die Chance, sein Potenzial besser auszunutzen. Genetische Unterschiede würden erst in einer bildungsgerechten Gesellschaft sichtbar. Umgekehrt heißt das: Intelligenz ist nur bei vergleichbaren Lernchancen messbar. Ähnlich wie Erler kritisieren daher auch Stern und Neubauer unser zweigliedriges Schulsystem, da die frühe Aufteilung in Hauptschule und Gymnasium in erster Linie soziale Ungleichheiten reflektiert.
Hohe Intelligenz allein ist also keine notwendige und hinreichende Voraussetzung für Höchstleistungen, der Schlüssel zum Können ist Wissen. Dennoch erteilen die Autoren simplen Trainingsmethoden eine Absage: Gehirnjogging, Brainfood, Musik hören ("Mozart-Effekt") oder spezielle Frühförderung bringen nichts. Lernen ist nur dann erfolgreich, wenn eingehende Informationen sinnvoll an bestehendes Wissen angebunden werden.

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