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Kurzbeschreibung des Verlags
Sie hinterlässt drei Kinder und einen Bindestrich. Sie hinterlässt mir ihre Freundinnen, ihre Bibliothek, ihr Unbehagen. Ich schreibe ihr hinterher als vermissende Tochter, als wütende Frau, als verstummte Dichterin und wundere mich, wie wenig sie sich beschwören lässt, wenn ich es will. Sie hat sich - nun himmlisch - endlich emanzipiert. Ich schreibe über meine mannigfaltige Mutter, ihre Weisheit und Komik, ihren Mann, die Sache mit den Meerschweinchen und mich.
"Sie ist nicht deine Mutter, sie ist meine Frau", sagt der Dichtervater, um mit dem Auto davonzubrausen und seine Affären zu pflegen. Die Mutter, "lustig, herb, emotional erpresserisch und zugleich großzügig", vergräbt sich derweil in Arbeit. Das ungesehene Kind muss ständig aufpassen, nicht verloren zu gehen, und übernimmt die Verantwortung für beide.
Nora Gomringer ist eine vielbeachtete Lyrikerin, beeindruckt durch ihre Performancekunst und leitet nebenbei das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg. Ihr Vater Eugen Gomringer, Begründer der Konkreten Poesie, starb heuer, ihre Mutter Nortrud vor fünf Jahren. Ihr Memoir stellt die Beziehung zur Mutter in den Vordergrund. Man liest die Erinnerungen, die Trauer, Schmerz und Ambivalenz so ehrlich wie lapidar herausarbeiten, mit klopfendem Herzen.
FALTER-Rezension 