Die Gesellschaft der Gleichen

384 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783868542578
Erscheinungsdatum 02.03.2013
Genre Geschichte/Zeitgeschichte (1945 bis 1989)
Verlag Hamburger Edition, HIS
Übersetzung Michael Halfbrodt
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HerstellerangabenAnzeigen
Hamburger Edition HIS Verlagsges. mbH | Mittelweg 36 | 20148 Hamburg
Mittelweg 36 | DE-20148 Hamburg
verlag@hamburger-edition.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Immer größer werdende Einkommensunterschiede setzen das soziale Band bis zum Zerreißen unter Spannung. Eine Gefahr für die Demokratie?


Zwar haben die Bürger_innen ihre Fähigkeit, sich einzumischen und damit ihren Einfluss, beständig erhöht. Doch während sich die politische Bürgerschaft auf dem Vormarsch befindet, schwindet die soziale dahin. In dieser Kluft liegt die größte Gefahr für die Demokratie selbst. Das Überleben der Demokratie als »politische Form« ist an einen Vergesellschaftungsmodus, an eine »soziale Form« gebunden, in der sich Gleiche als Freie und Freie als Gleiche begegnen können.


Pierre Rosanvallon entfaltet ein sowohl sozial- wie begriffsgeschichtliches Panorama, das die Geschichte der Gleichheitsvorstellungen vom späten 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart des frühen 21. Jahrhunderts darstellt und verknüpft diese Ideengeschichte mit einer kritischen Analyse der aktuellen politischen Situation.

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FALTER-Rezension

Der neoliberale Rufmord an der Gleichheit

Rudolf Walther in FALTER 36/2013 vom 06.09.2013 (S. 17)

Ein Historiker zeigt in einem brillanten Werk, dass sich die Visionen der Gründungsväter unserer Demokratie erst zur Hälfte erfüllt haben

Der Begriff "Gleichheit" hat keine gute Presse. Meistens wird er denunziert als hinterwäldlerische oder steinzeitkommunistische Gleichmacherei. Der französische Historiker Pierre Rosanvallon zeigt in seinem bedeutenden Werk, dass dies nicht nur eine historische Legende ist, sondern obendrein eine politisch inspirierte Dummheit.
Entgegen der Legende von der sozialistisch-kommunistischen Herkunft des Gleichheitsbegriffs demonstriert Rosanvallon, dass sowohl die Französische Revolution von 1789 wie auch ihre amerikanische Vorgängerin von 1776 von Bürgern gedacht und getragen wurde, denen ein gemeinsames Ziel vorschwebte – die "Gesellschaft der Gleichen".
Für beide Revolutionen waren Freiheit und Gleichheit nicht nur untrennbar, sondern gleichursprünglich. Der französische Abgeordnete Pierre-Louis Roederer sah in der "Unduldsamkeit gegenüber Ungleichheiten" sogar die Signatur des Zeitalters.
Die Gleichheitsvorstellungen der französischen wie der amerikanischen bürgerlichen Revolutionäre gründeten auf drei Prinzipien: auf gemeinsamen Grundrechten, die von den materiellen, ethnischen, kulturellen, intellektuellen und religiösen Unterschieden zwischen den Bürgern nicht tangiert werden; auf der Unabhängigkeit aller und der Ablehnung jeder Unterordnung außer jener unter das Gesetz; und schließlich auf egalitärer politischer Teilhabe, daher auf Staatsbürgerschaft und Wahlrecht.

Künstliche Barrieren
Im Widerspruch zu dieser egalitären Grundposition wurde in der "Gesellschaft der Gleichen" Frauen und Sklaven die Gleichberechtigung abgesprochen und das Wahlrecht vielfältig beschränkt – durch den Zensus oder den Ausschluss der Analphabeten vom Wahlrecht.
Je mehr sich Industrialisierung und Kapitalismus durchsetzten, desto illusorischer wurde die Vorstellung von der Gesellschaft der Gleichen. Die herrschenden liberal-konservativen Eliten verdünnten die Gleichheitsvorstellung von 1789 im Laufe des 19. Jahrhunderts auf ein karges Minimum – die Gleichheit vor dem Gesetz. Die soziale Dimension von Ungleichheit wurde psychologisiert oder naturalisiert, soll heißen: Differenzen sprachlicher, ethnischer, religiöser und kultureller Art wurden zur quasi-natürlichen Barriere zum Zutritt zur Gesellschaft der Gleichen erklärt.
Die "egalitäre Ursprungsphilosophie" wurde "wissenschaftlich" demontiert von "Phrenologie" (Lehre von den Schädelformen) und "Kraniometrie" (Gehirnvermessung) – schließlich von Rassentheorien, Nationalgeschichten und Völkerpsychologie­ mit ihren Fantasien von quasi-naturgegebener Ungleichheit und "identitärer Gleichheit", also "nostalgischen Erinnerungen und Klischees" über Rasse, Nation und Volk.
Der revolutionäre Gleichheitsbegriff wurde im Namen von "Natur" und "Identität" reaktionär umgepolt.
Angesichts des politischen Drucks von Benachteiligten und Ausgeschlossenen entschlossen sich die politischen Eliten Ende des 19. Jahrhunderts zu Korrektiven in Form von Sozialversicherung, progressiven Einkommenssteuern und Rechten für Gewerkschaften.
Rosanvallon führt diesen historischen und politischen Bruch auf die Angst der Eliten vor Revolutionen zurück und spricht von einem "Jahrhundert der Umverteilung" im Zeichen des Weltkriegs und danach des "redistributiven Sozialstaats".

Das Ende des Gesellschaftsvertrags
1948 gab es in England noch ganze siebzig Personen, die über mehr als sechstausend Pfund Einkommen (nach Steuern) verfügten – zehn Jahre zuvor waren es noch siebentausend Personen.
Aber bereits Mitte der 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts kam unter der Flagge des Neoliberalismus der brutale Gegenschlag. Es begann, was Rosanvallon das "Zeitalter der Ungleichheiten und der Aufkündigung sozialer Solidarität" nennt. Die "totale Konkurrenzgesellschaft" machte den Konsumenten zum Maßstab des Gemeinwohls und erklärte Risiko und Zufall zur anthropologischen Grundausstattung. Rosanvallon illustriert dies an den Gehältern von Topmanagern in den USA. Deren Gehälter stiegen, verglichen mit denen einfacher Mitarbeiter, von 1:35 (1974) auf 1:150 (1990).
Diesem politisch wichtigen Buch kann man nur viel Erfolg wünschen und dem Verlag dafür danken, dass er die Kosten und Risiken nicht gescheut hat, das Meisterwerk übersetzen zu lassen.

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