Lynchjustiz in den USA

275 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783868542738
Erscheinungsdatum 15.03.2014
Genre Geschichte
Verlag Hamburger Edition, HIS
Übersetzung Manfred Berg
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Hamburger Edition HIS Verlagsges. mbH | Mittelweg 36 | 20148 Hamburg
Mittelweg 36 | DE-20148 Hamburg
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Kurzbeschreibung des Verlags

Lynchjustiz ist ein Begriff, der bis heute mit Rassismus, Terror und Gewalt, mit dem berüchtigten Ku-Klux-Klan und dem amerikanischen Süden verbunden ist; ein Verbrechen, das Zehntausende Menschen das Leben kostete.


Manfred Berg erzählt die Geschichte der Lynchjustiz gegen schwarze Amerikaner, Mexikaner oder Chinesen von ihren Anfängen in der Kolonialzeit bis in die Gegenwart. Er berichtet vom Widerstand gegen die Lynchjustiz und untersucht, warum sie um die Mitte des 20. Jahrhunderts aufhörte und welches Erbe sie in der amerikanischen Kultur hinterlassen hat.


Wer verstehen will, warum das staatliche Gewaltmonopol in den USA eine vergleichsweise geringe Akzeptanz findet und die USA die drakonischste Strafjustiz der westlichen Welt praktizieren, findet in diesem Buch Antworten. Dabei beleuchtet Manfred Berg auch, welche Kontinuitäten zwischen dem Lynchen und der Todesstrafe bestehen.

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FALTER-Rezension

Wenn Oberst Charles Lynch aus Virgina das geahnt hätte

Rudolf Walther in FALTER 24/2014 vom 13.06.2014 (S. 18)

Ein brillanter Band untersucht das Phänomen der Lynchjustiz – die in Form der Todesstrafe bis heute in den USA weiterexistiert

Am 13. Juni 2005 verabschiedete der amerikanische Senat eine Resolution, mit der er sich bei den Opfern von Lynchjustiz entschuldigte, und erklärte diese Praxis als "schlimmste Erscheinungsform des Rassismus in den USA". Der Senat gestand sein Versagen ein, weil er keiner der rund 200 Gesetzesvorlagen für ein Bundesgesetz gegen Rassismus, die seit 1900 eingebracht worden waren, zustimmte, obwohl "99 Prozent" der Mitwirkenden bei Lynchmorden der Strafverfolgung entgingen. Nie zuvor und nie danach hat ein amerikanisches Parlament eine solche Mitverantwortung an einem Verbrechen eingeräumt.
Manfred Berg präsentiert die erste umfassende deutschsprachige Darstellung und Analyse eines Großverbrechens, das – anders als andere Massenverbrechen – nicht auf direkter staatlicher Gewalt bzw. Terror beruhte, sondern auf kollektiver Selbstjustiz von Bürgern sowie stiller Komplizenschaft staatlicher Institutionen. Berg definiert den Lynchmord präzis als "extralegale Bestrafung angeblicher Verbrecher durch mehr oder weniger organisierte Gruppen" im Namen der "gemeinschaftlichen Verteidigung von Recht und Ordnung". Er grenzt diese archaische Praxis damit von "hate crimes" ab, die ohne Billigung des Publikums stattfanden, und "race riots" sowie anderen pogromartigen Attacken auf Minderheiten.
Historiker belegen, dass allein zwischen 1882 und 1946 mindestens 4716 Menschen Opfer von so definierten Lynchmorden wurden. 80 Prozent der Taten fanden im Süden der USA statt und 3425 Opfer waren Afroamerikaner.
Die Praxis der Selbstjustiz ist jedoch über 100 Jahre älter und das Wort "lynchen" geht wahrscheinlich auf Oberst Charles Lynch aus Virginia zurück, der Anhänger der britischen Kolonialmacht mit der Berufung auf "Lynch's Law" verprügeln ließ. Im Kampf um die Eroberung des Westens bildeten sich unter den Pionieren Bürgerkomitees ("vigilance committees"), die sich mangels funktionierender staatlicher Organe mittels Selbstjustiz gegen Räuberbanden, Vieh- und Pferdediebe wehrten.

Wurzeln in der Kolonialzeit
Im Süden der USA, wo eine Sklavenwirtschaft herrschte, war die gleiche Praxis der Selbstjustiz bzw. "popular justice" eindeutig rassistisch kodiert und diente der Disziplinierung von Sklaven. Formen von "popular justice" gab es in der ganzen Welt zwischen Russland und Lateinamerika, aber nirgends hielten sie sich so hartnäckig wie in den USA, wo die Akzeptanz des staatlichen Gewaltmonopols, trotz eines drakonischeren Strafrechts, geringer war als in Europa.
Die Wurzeln der Selbst- bzw. Lynchjustiz in Amerika liegen in der Kolonialzeit. In North Carolina wurden schon vor 1776 – der Gründung der USA – 76 Todesurteile verhängt, aber für die Vollstreckung fehlen Belege. Sklaven waren nur "bewegliches Eigentum" und wurden grausam bestraft durch Rädern, Verhungernlassen und Verbrennen. Die Kolonialmacht tolerierte auch, dass bewaffnete Siedler ("regulators") strafend und mordend gegen indigene Gruppen ("Indianer") vorgingen.
Spätestens ab 1830 gehörte die Lynchjustiz "zum Teil der amerikanischen ­Kultur", nachdem Präsident Andrew Jackson – ein skrupelloser Haudegen im Weißen Haus – schon 1845 die Devise ausgegeben hatte, "dass das Gesetz den Willen und das Interesse des Volkes schützen müsse" und dieses Gesetze notfalls missachten dürfe. In der Kultur der Südstaaten, die auf Ehre, Rache, Gewalt und Leidenschaft beruhte, stieß das auf fruchtbaren Boden. Glücksspieler, Gesetzlose, Räuber und andere "Sünder" bekamen nun den "Bürgergeist" und den "Volkszorn" zu spüren und wurden kollektiv gelyncht, wenn Gerichte nicht einschritten.

Blanker Rassenhass im Süden
Die sklavenbesitzende Pflanzeraristokratie des Südens bildete zwar eine Minderheit, aber als kulturell, politisch und wirtschaftlich dominierende Elite gelang es ihr, die armen Weißen im Süden für ihre Interessen einzuspannen im "Rassenkampf" gegen angeblich jederzeit aufstands- und vergewaltigungsbereite Sklaven. Gab es zunächst noch ein "erstaunliches Maß an Fairness" (Berg) in den Verfahren gegen Sklaven, denn ein toter Sklave war ein wirtschaftlicher Verlust für den Besitzer, so änderte sich das nach dem verlorenen Bürgerkrieg (1861–1865) schlagartig.
Der unterlegene Süden wollte die drohende "Negerherrschaft" mit allen Mitteln verhindern. Der rassistisch imprägnierte Paternalismus wurde abgelöst von blankem Rassenhass. Im Wahlprogramm der Demokraten hieß es 1865: "Komme, was wolle, es darf unter gar keinen Umständen jemals eine Gleichheit zwischen Weißen und anderen Rassen geben." Die Gesetze zum Schutz und zur Gleichberechtigung von Schwarzen wurden im Süden noch Jahrzehnte lang missachtet oder unterlaufen. Zum spontan agierenden Mob gesellte sich das organisierte Verbrechen.
Zwischen 1868 und 1871 ermordete der Ku-Klux-Klan rund 20.000 Menschen. "Die Praxis des Lynchens zielte darauf, die Botschaft des Terrors sichtbar zu machen." Der Klan praktizierte nun Schlachtrituale an Schwarze, die vor der Verbrennung gefoltert und deren Körper danach zerteilt und in Portionen verkauft wurden. Fotografen machten aus den Morden ein lukratives Geschäft mit Postkarten, das erst in einer Ausstellung im Jahr 2000 dokumentiert wurde (vgl. www.­withoutsanctuary.org). Nach dem Zweiten Weltkrieg endete die Lynchjustiz und wurde durch das Regime der Todesstrafe ersetzt: Von 1977 bis 2013 wurden in den USA 1300 Todesurteile vollstreckt, 450 davon an Afroamerikanern. Manfred Bergs brillante Studie belegt die Geschichte der Lynchjustiz facettenreich mit bestürzenden Details, die den Leser erschaudern lassen.

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