

Ulrich Rüdenauer in FALTER 11/2017 vom 15.03.2017 (S. 32)
„Im Kino gewesen. Geweint.“ Dieser berühmte Tagebucheintrag ist bezeichnend für den Kinogeher Franz Kafka. Knapp, emphatisch und zugleich distanziert schildert er die Erlebnisse: das Kino als Überwältigungsmedium, dessen Wirkung irgendwie verdächtig ist. Seltsam, dass die Literaturwissenschaft, die aus einem Komma in Kafkas Werk ganze Theorien zu entwickeln versteht, sich nie für die Lichtspielerfahrungen des „heiligen“ Franz interessiert hatte.
Bis der Schauspieler und Autor Hanns Zischler kam. Sein Interesse begann in den 1970ern. Das daraus resultierende Buch „Kafka geht ins Kino“, 1996 erschienen und lange vergriffen, ist das Zeugnis einer Sammelleidenschaft, ein Essay, mit dem man in vergangene Bilderwelten eintauchen kann. Die Neuausgabe liefert nicht nur weitere Funde, sondern auch eine DVD mit Filmen, die Kafka einst gesehen hat. Ein Fest nicht nur für Cineasten!