

Kirstin Breitenfellner in FALTER 9/2015 vom 27.02.2015 (S. 36)
Wenn man professionell liest, bringt man manche Bücher nur zu Ende, weil man muss. Der Humor von Frank Schulz, Jahrgang 1957, der für den Roman "Onno Viets und der Irre vom Kiez" (2012) viel Lob einheimste, muss nicht zu jeder Stimmungs- und Lebenslage passen. Seine Mittfünfziger, die auf eine fulminante Saufkarriere und ein erbärmliches Liebesleben zurückblicken, können im zweiten Viets-Roman "Onno Viets und das Schiff der baumelnden Seelen" denn auch ganz schön auf die Nerven gehen.
Sogar, wenn sie sich auf eine Kreuzfahrt begeben, die naturgemäß reichlich Satirepotenzial aufweist, das Schulz auch weidlich ausschlachtet. Doch erst auf den letzten 20 Seiten erfährt man, dass dieser Autor nicht nur blödeln und kalauern, sondern auch glaubwürdig über die Liebe schreiben kann. Das überrascht nicht nur, sondern macht auch Lust auf mehr. Also: Bitte noch einmal von vorne, und zwar im Ernst.