Max Weber

Ein Leben zwischen den Epochen
496 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783871345753
Erscheinungsdatum 17.01.2014
Genre Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Biographien, Autobiographien
Verlag Rowohlt Berlin
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Rowohlt Berlin Verlag GmbH
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Kurzbeschreibung des Verlags


Bereits als Dreizehnjähriger studiert er die Werke Machiavellis und Luthers, mit neunundzwanzig wird er Professor, er ist zeitweise glühender Nationalist und sieht sich als Gesellschaftstourist dennoch gern den American Way of Life an: Max Weber (1864 – 1920) gehört nicht nur zu den einflussreichsten Denkern der Moderne, sondern ist zugleich eine der schillerndsten, widersprüchlichsten Persönlichkeiten des deutschen Geisteslebens im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Er leidet an der zeittypischen «Nervenkrankheit», arbeitet wie besessen und vollendet dennoch kaum ein Buch; selbst sein Hauptwerk «Wirtschaft und Gesellschaft » erscheint erst posthum. Webers Bedeutung als Soziologe und Volkswirt, Historiker und Jurist ist unumstritten – seine Aufsätze haben Generationen von Akademikern und Politikern beeinflusst, weltweit –, aber was prägte ihn selbst, was trieb ihn an? Als Mensch ist Max Weber bis heute ein Geheimnis geblieben. Jürgen Kaube, einer der renommiertesten deutschen Wissenschaftsjournalisten, versucht in seiner mitreißend geschriebenen, anlässlich des 150. Geburtstags von Max Weber erscheinenden Biographie, dieses rastlose, stets am Rande der Erschöpfung geführte Leben zu ergründen – und entwirft zugleich ein faszinierendes Zeitbild der ersten großen Phase der Moderne.


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ISBN 9783871345753
Erscheinungsdatum 17.01.2014
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FALTER-Rezension

Schinken in Burgunder und die Wirtschaftsethik

Matthias Dusini in FALTER 11/2014 vom 14.03.2014 (S. 38)

150. Geburtstag von Max Weber: Jürgen Kaube gleicht Leben und Schaffen des herausragenden Soziologen ab

Beim Professorendiner herrscht Konversationspflicht, und der Verzehr des achtgängigen Menus dauert drei Stunden. Die Fensterläden bleiben geschlossen, auch wenn draußen die Sonne scheint. Nach dem Essen treffen sich die Ordinarien im Raucherzimmer zum akademischen Plausch.
Das war Heidelberg um 1900, eine Kleinstadt mit 30.000 Einwohnern, gut sortierten Delikatessenläden und mehr Zigarrengeschäften als Kohlenhändlern. Und mitten drin thront der Gelehrte Max Weber (1864–1920), dem die Soziologie einige klassische Texte und knackige Thesen verdankt.
Sein Aufsatz "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" (1904/05) erklärt die Entstehung des modernen Wirtschaftssystems aus dem Zusammenhang einer asketischen Lebensführung, die Bürokratisierung der Welt beschreibt er als den Gang in ein "stählernes Gehäuse der Hörigkeit". Die Beweggründe für soziales Handeln ortet Weber, methodologisch wegweisend, zwischen Eigennutz und kollektiven Sinnvorgaben.

Der deutsche Publizist Jürgen Kaube hat es nun gewagt, das in viele Wissensgebiete auskragende Schaffen Webers mit dessen Lebensweg abzugleichen – und das gelingt aufgrund eines prägnanten Stils, ironischer Zwischentöne und eines selten ermüdenden Detailwissens.
So schildert der Autor Heidelberg, in dem Weber zwanzig Jahre lebte, als produktives und gelehrtes "Weltdorf". Staatsrechtler, Historiker und Nationalökonomen trafen sich etwa im ­Eranos-Kreis und diskutierten über das Christentum der Germanen, die Anfänge der chinesischen Religion und das altjapanische Kaisertum. Zu Max Webers eigenem Vortrag über protestantische Askese gab es "Schinken in Burgunder".
Die Biografie zeichnet nach, wie sehr Webers Denken von den eigenen Lebensverhältnissen geprägt war. Wäre seine romantische Bewunderung für die frühen Städte ohne den prägenden Aufenthalt in Heidelberg erklärbar? Für Weber war tatsächliche Freiheit nur in relativ kleinen Siedlungen möglich. Im Wachstum von Organisationen lauert seiner Meinung nach die Gefahr, dass die befreiende Rationalität in "Versteinerung" umschlägt. "Es ist wie immer bei Weber", schreibt Kaube: "Das Gute ist zugleich das Schlechte." Der nationalliberale Professor war stets auch der schärfste Kritiker seines bürgerlichen Standes.
Mit bewusster Diskretion destilliert der Biograf aus Webers Begrifflichkeit die Wirkstoffe des Biografischen heraus. So wird seine Idee einer "charismatischen Herrschaft" verständlich, wenn man von seiner Bekanntschaft mit dem Dichter Stefan George weiß. Um 1900 war George der Mittelpunkt eines Kreises von Anhängern, die seine Gedichte verehrten und dem Meister ihr Leben unterordneten. Dieser Typus von Gehorsam muss Weber gerade deshalb fasziniert haben, weil er der eigenen rationalen und unpersönlichen Vorstellung von politischer Ordnung zuwiderlief.

Kaube verzichtet weitgehend auf psychologische Deutungen des zu Unbeherrschtheit und extremer Streitbarkeit neigenden Charakters, dessen Karriere durch eine jahrelange "Überreiztheit der Nerven" unterbrochen wurde. Er arbeitet sich aber dennoch so weit zu diesem intellektuellen Koloss vor, dass Webers alles andere als leserfreundlicher Stil aus dem Ringen mit sich selbst verständlich wird.
Es entgeht dem Autor auch nicht, dass Weber seine strikte Ablehnung von "Werturteilen" aufgab, als er eine junge Pianistin kennenlernte. Der sonst so unerbittliche Forscher sprach plötzlich von einer "Pluralität der Wertsphären" und entdeckte in der Musik die Logik des Irrationalen.
Wer heute über Arbeitsüberlastung klagt, wird angesichts von Webers In- und Output verstummen. Er kämpfte sich durch riesige Datenmengen über die ostelbische Landarbeiterfrage oder den internationalen Börsenhandel durch, publizierte zahllose Aufsätze, eilte von Vortrag zu Vortrag, dazu kamen abertausende Briefe.
"Denk Dir, der Max ist eine Stunde mit mir spazieren gegangen, das war ihm ein wirkliches Opfer", berichtet die Gattin Marianne Weber in einem Brief. Ständig schwankte Webers Gefühlsleben zwischen Resignation und Aufgebrachtheit, wofür heute wohl das Adjektiv "bipolar" verwendet würde.

Auch Marianne Weber verhielt sich paradox. Die Frauenrechtlerin lebte für ihren Mann. Die beiden hatten eine Ehe ohne Sex, und die Gattin akzeptierte sogar außereheliche Affären. Nach seinem relativ frühen Tod im Jahr 1920 kümmerte sie sich um die Edition seiner Schriften, gab auch das Hauptwerk "Wirtschaft und Gesellschaft" heraus und verfasste eine Biografie. Diese von Selbstaufopferung geprägte Arbeitsethik hatte offensichtlich eine durchaus produktive Seite.

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