Der Mann, der nicht aufhörte zu schlafen

288 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783871347320
Erscheinungsdatum 16.01.2012
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Rowohlt Berlin
Übersetzung Mirjam Pressler
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Rowohlt Berlin Verlag GmbH
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Kurzbeschreibung des Verlags


Erwin schläft und schläft und kann kaum mehr erwachen. Es ist das Jahr 1946, und der jüdische Junge, der mit knapper Not überlebte, treibt ziellos durch Europa, auf Zügen, Pferdekarren, stets vor sich hin dämmernd. Denn der Schlaf hält in Erwin das Verlorene lebendig: die grüne, heimatliche Bukowina, die geliebte Mutter, den Vater, der nebenher Romane schrieb. Nach Station in einem Flüchtlingslager bei Neapel und einer abenteuerlichen Schiffspassage findet Erwin sich in Palästina wieder. Der Kibbuz soll den Siebzehnjährigen zum zukunftsfrohen «neuen Juden» erziehen – aber die Fremdheit schmerzt ihn nur umso mehr. Da wird Erwin schwer verletzt. Im Hospital obsiegt wieder der Schlaf – vorerst. Denn genesend liest Erwin die Bibel und lernt, mit den Worten ringend, Hebräisch. Die heilige Sprache seiner Väter zeigt ihm endlich einen Weg, das in Schlaf, Traum und Erinnerung Bewahrte zu retten: Unter neuem Namen beginnt Aharon zu schreiben, und erzählend lässt er die entschwundene Welt in der neuen, uralten Sprache wiedererstehen …
Mit zärtlicher Kraft schildert Aharon Appelfelds autobiographischer Roman ein Erwachen im neuen Leben, inmitten der Wirren von Flucht und Emigration. Nach «Geschichte eines Lebens» das wohl persönlichste Buch des großen Erzählers.


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ISBN 9783871347320
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FALTER-Rezension

Wie aus Erwin plötzlich ein Aharon wird

Stephanie Doms in FALTER 11/2012 vom 16.03.2012 (S. 22)

Geheimnisvoll: der israelische Erzähler Aharon Appelfeld und sein "Mann, der nicht aufhörte zu schlafen"

Was bedeutet es, den Namen zu wechseln, der einem von den Eltern gegeben wurde, und in einem fremden Land ein neuer Mensch zu werden?
Erwin, ein 17-jähriger Junge aus Czernowitz, rettet sich in den Schlaf, in unzählige Träume, die seine zweite Realität geworden sind und in denen er nach Antworten sucht. In der Wirklichkeit kann er seine Zweifel nicht mitteilen, denn alle um ihn bemühen sich um eine neue Sprache und Identität. Es ist das Jahr 1946, und in Palästina versuchen viele Juden Wurzeln zu schlagen – neue, tiefere Wurzeln, die nicht mehr so leicht dem Boden entrissen werden können. Erwin heißt jetzt Aharon.

Unverkennbar autobiografisch ist Aharon Appelfelds Roman "Der Mann, der nicht aufhörte zu schlafen". Auch der Autor, geboren 1932, wuchs wie sein Protagonist in Czernowitz auf, verlor seine Eltern im Krieg, überlebte ein Nazilager und gelangte über Italien nach Palästina, wo er Hebräisch lernte und sein Leben der Literatur verschrieb. Appelfelds Werke, die untrennbar mit der jüdischen und seiner eigenen Geschichte verbunden sind, stellen ein Beispiel dafür dar, dass man manches am eigenen Leib erfahren muss, um mit einer derartigen Intensität und Dichte darüber schreiben oder es auch nur ansatzweise verstehen zu können – den Krieg, die Verfolgung, das Festhalten am Leben.
Aharon klammert sich an seine Herkunft, selbst wenn seine Wurzeln ins Bodenlose greifen. Auch seine Freunde, an deren Seite er in Palästina den Existenzkampf fortsetzt, können sich nicht mühelos von dem lösen, was sie vor dem Krieg besaßen. Der Krieg hat sie alle verwundet – und dennoch sind es nicht die körperlichen Wunden, die am meisten schmerzen.

Aharon kommt die Muttersprache immer mehr abhanden, und nur um den Weg seines bewunderten Schriftsteller-Vaters fortzusetzen, eignet er sich mühsam die fremde Sprache an. Er kann nicht aufhören zu schlafen, denn es fällt ihm schwer, damit zu leben, dass seine Eltern tot sind und er seine Geschichte neu schreiben muss. Während er sich im Krankenhaus von seinen Kampfverletzungen erholt, kopiert er handschriftlich die Bibel, akribisch Wort für Wort. Die Religion ist Mittel zum Zweck. Er will sich ausdrücken, wenn nötig mit hebräischen Worten. So langsam, wie seine zerbrochenen Beine heilen und das Gefühl in sie zurückkehrt, so langsam werden auch die ungelenken Worte vertraut und lebendig. Die neue Sprache ist es, die ihm schließlich ein Vorwärtskommen ermöglicht.
"Der Mann, der nicht aufhörte zu schlafen" ist wie eine Wanderung durch dichten Nebel. Die Sätze lösen sich unvermittelt aus uferlosem Grau, und mit gedämpftem Klang führen sie den Leser auf ein unsichtbares Ziel zu. Vieles taucht am Wegesrand auf, dessen Formen wir nur erahnen können – Historisches, Politisches, Soziales. Appelfelds Sprache bleibt voller Geheimnisse, und am Ende tauchen die Sätze wieder im Nebel unter – und mit ihnen eine Geschichte, die so unvorstellbar wie bedeutend, so lehrreich wie aktuell ist. Sie verdient es, immer wieder gelesen zu werden.

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