Mensch und Erde

64 Seiten, Taschenbuch
€ 10.3
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Lieferbar ab September 2025

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Reihe Fröhliche Wissenschaft
ISBN 9783882210477
Erscheinungsdatum 01.09.2013
Genre Philosophie
Verlag Matthes & Seitz Berlin
Adaptiert von Jan Robert Weber
LieferzeitLieferbar ab September 2025
HerstellerangabenAnzeigen
MSB Matthes & Seitz Berlin Verlagsgesellschaft mbH
info@matthes-seitz-berlin.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Der 1913 erstmals erschienene und nach 1945 nie wieder rezipierte Gründungstext der deutschen Ökologiebewegung. Der umstrittene Lebensphilosoph Ludwig Klages formuliert darin auf radikal direkte Weise Gedanken, die heute, hundert Jahre später, genauso wachzurütteln vermögen wie damals. Er erinnert
in seinem Essay an die Dringlichkeit eines Aufbruchs der abendländischen Zivilisation zu einem neuen, ganzheitlichen, naturbewussten Leben.

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FALTER-Rezension

Öko-Apokalyptiker avant la lettre

Kirstin Breitenfellner in FALTER 11/2014 vom 14.03.2014 (S. 30)

Die Mehrzahl der Zeitgenossen, in Großstädten zusammengesperrt und von Jugend auf gewöhnt an rauchende Schlote, Getöse des Straßenlärms und taghelle Nächte, hat keinen Maßstab mehr für die Schönheit der Landschaft, glaubt schon Natur zu sehen beim Anblick eines Kartoffelfeldes und findet auch höhere Ansprüche befriedigt, wenn in den mageren Chausseebäumen einzig Stare und Spatzen zwitschern." Während die alten Völker von einem verlorenen goldenen Zeitalter oder Paradies geträumt hätten, sehe der "Fortschrittsmensch" überall nur den Kampf ums Dasein und zerstöre dabei seine eigenen Lebensgrundlagen.

Robbenbänke an der Nordsee, Biber in Mitteldeutschland und 300 Storchennester alleine in München – sie seien Vergangenheit. Jedes Jahr würden nicht weniger als 300 Millionen Vögel "für die Frauenmode geopfert". Starkstromleitungen, Telegrafendrähte und Touristen, statt heiligen Festen "mürrischer Arbeitsalltag, mit dem falschen Flitter lärmender Vergnügungen" – so sähen die Früchte dieses "Fortschritts" aus. "Eine Verwüstungsorgie ohnegleichen hat die Menschheit ergriffen, die ,Zivilisation' trägt Züge entfesselter Mordsucht, und die Fülle der Erde verdorrt vor ihrem giftigen Anhauch." Diese mit allen rhetorischen Mitteln gewaschene Analyse, die mit wenigen Veränderungen auch heute in der Zeitung stehen könnte, stammt von Ludwig Klages (1872–1856) und wurde vor 100 Jahren geschrieben. Sie konstatiert nichts weniger als ein "Zeitalter des Untergangs der Seele", in dem die meisten nicht mehr leben, sondern nur noch existieren, freudlos und unzufrieden. Weniger als ein Jahr nachdem Klages seine Rede "Mensch und Erde" auf dem "Ersten Freideutschen Jugendtag" vor rund 3000 Begeisterten gehalten hatte, brach der Erste Weltkrieg aus.

Ludwig Klages, Charakterkundler und Begründer der Grafologie, der Lehre von der Handschrift als Ausdruck des Charakters, zählte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den vor allem bei der Jugend populärsten deutschen Philosophen. Dass seine Lebensphilosophie heute nahezu vergessen sei, bedürfe allerdings "keiner Klage und keiner Korrektur", gibt Jan Robert Weber in seinem kenntnisreichen Nachwort unumwunden zu. Das liege unter anderem an der Nähe vieler seiner Ideen zum Nationalsozialismus und seinem bedingungslosen Antisemitismus (Klages war übrigens auch ein entschiedener Feind des Christentums), seiner Ästhetisierung von Politik. Als Teil der Münchner Boheme stand Klages in der Tradition von Nietzsche, Bachofen und Carl Gustav Carus, war mit Stefan George befreundet und pflegte eine (platonische) Beziehung zu Franziska von Reventlow. Seine Lehre: ein synkretistisches "Konglomerat kulturpessimistischer Zivilisationskritik" und "radikale Aufkündigung der abendländischen Geschichte im Gewande aggressiver Lebensmetaphorik". Zu den Stärken des Verlags Matthes & Seitz (siehe Verlagsporträt S. 29) zählen Wiederentdeckungen unbekannter oder vergessener Autoren. Im Falle des im Herbst 2013 veröffentlichten "Liberalismus der Furcht" von Judith N. Shklar aus dem Jahr 1989 stand dahinter klar eine Zukunftsperspektive – denn wo alle nach Verboten rufen, kann eine Rückbesinnung auf die Tugenden der freien Gesellschaft nicht schaden.

Klages' so poetischen wie aggressiven, eindrücklichen wie unheimlichen Essay in der schmalen, jackentaschentauglichen Reihe "Fröhliche Wissenschaft" wieder zugänglich zu machen zielt hingegen auf eine Klärung der Vergangenheit ab. Denn hier liegt, wenn man Weber glauben darf, nichts weniger als das "erste ökologische Manifest in deutscher Sprache" vor, das "nach der lange vorherrschenden sozialen Frage nun die ökologische Frage erstmals in einer vollständigen These an das sich alsbald gewaltsam öffnende Tor des 20. Jahrhunderts anschlägt". Dieses gelte es "nicht zu verherrlichen, sondern ,kritisch' als Gründungsdokument der grünen Bewegung zu kanonisieren" – um sie damit vor der "verblüffenden Vergessenheit ihrer eigenen Vergangenheit" zu bewahren.

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