
Mal lustig, mal gefährlich: Zwei Vielgereiste erzählen
Maren Landwehr in FALTER 32/2023 vom 09.08.2023 (S. 26)
Allein im stickigen Zimmer auf Bali; eintauchen in einen eiskalten See in Schweden; Missverständnisse beim Frühstück im japanischen Fukuoka oder ein Überfall in Mexiko: Michael Dietz und Jochen Schliemann (beide Jg. 1976) erzählen in "Reisen Reisen -Wie wir die Welt entdecken wollen" von schönen, lustigen und gefährlichen Erlebnissen, die sie auf allen Kontinenten gemacht haben, und reflektieren auf sympathische Art ihr individuelles Unterwegssein. Der Erfolg des gleichnamigen Reisepodcasts mit vier Millionen Aufrufen bis Ende 2022 war Anlass für dieses Buch, in dem die beiden auch auf ihre Reiseanfänge ohne Handy zurückblicken, ihr Fernweh und die Begeisterung schildern, die nach über 100 bereisten Ländern nicht nachlässt.
Im Gegenteil: Trotz Krankheit, Diebstahl und Heimweh entscheiden sich die Journalisten immer wieder fürs Unterwegssein. Reisen heißt für sie, "diesen Planeten mit allen Sinnen, Neugier und Demut zu erleben". Sie glauben, dass das gehaltvoller und nachhaltiger machbar sei als gemeinhin angenommen. "Und wir ahnen (nicht ganz unbegründet), dass man unterwegs vielleicht sogar etwas über sich selbst lernt und die Welt damit ein bisschen besser werden kann."
Es gibt auch Geschichten von daheim respektive aus "Deutschland, Du Exot": Schliemann schwärmt von den Inseln Föhr und Amrum. Dietz wiederum bezeichnet nach einem 15-stündigen Zugtrip in Asien (anstelle eines zweistündigen Flugs) Bahnfahrten als geschenkte Zeit und nachhaltiges Reisen. Ob das bei ihrem weltweiten Unterwegssein mehr als nur Alibi ist, können Lesende selbst entscheiden.
Wichtiger als der Ort an sich ist für die beiden die Form des Alleinreisens, weil sich kleine Abenteuer da bereits als Wagnis anfühlten. Die Autoren schildern anschaulich, detailliert und unterhaltsam: Kurzweil für alle, die noch ein Reiseziel suchen oder lieber von zuhause in Gedanken mitreisen möchten.


