Mikroskopie der Psyche

Die Anfänge der Psychoanalyse im Hypnose-Labor
288 Seiten, Taschenbuch
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Reihe Wissenschaftsgeschichte
ISBN 9783892446163
Erscheinungsdatum 01.09.2002
Genre Psychologie/Psychoanalyse
Verlag Wallstein Verlag
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Wallstein Verlag GmbH
Geiststr. 11 | DE-37073 Göttingen
info@wallstein-verlag.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Andreas Mayer erhellt die historische Entwicklung psychologischer Untersuchungs- und Therapiemethoden von ihren Anfängen bis zur Einrichtung der psychologischen Praxis. Dabei bietet er eine neue Perspektive auf das Verhältnis von Hypnose und der Psychoanalyse.

Aus der Perspektive des Postfreudianismus schienen Hypnose und Psychoanalyse lange Zeit kaum etwas miteinander gemein zu haben. Während die Psychoanalyse als ein rationales Therapieverfahren und damit als Instrument der Aufklärung galt, stand die Hypnose im Verdacht, zu den »okkulten« Wissenschaften zu gehören. Diese Überzeugung hat dazu beigetragen, daß der Hypnotismus oft noch immer als exotisch oder gar barbarisch angesehen wird. Andreas Mayer unternimmt in seiner Untersuchung eine historische und epistemologische Neubestimmung des Verhältnisses von früher Psychoanalyse und Hypnose. Dabei verfolgt er die verschiedenen Bemühungen in Frankreich, Österreich und Deutschland, den Hypnotismus als eine Experimentalwissenschaft zu etablieren, und analysiert das Scheitern dieser Versuche anhand eines Vergleichs der verschiedenen lokalen Forschungskulturen. Die in Wien von Sigmund Freud entwickelte Technik der »Psychoanalyse« und das dazugehörige spezifische Behandlungsarrangement wird in eine Genealogie von experimentellen und therapeutischen Settings gestellt, wie dem Hypnoselabor Jean-Martin Charcots an der Pariser Salpêtrière, der im Krankenhaus von Nancy entwickelten Suggestionsbehandlung Hippolyte Bernheims oder der psychotherapeutischen Privatpraxis Oskar Vogts. Sowohl durch die Erschließung bisher unpublizierter oder unbeachteter Quellen als auch durch die Anwendung neuerer wissenschaftssoziologischer Ansätze im Bereich der Psychotherapiegeschichte ermöglicht Mayer eine neue Perspektive auf das Verhältnis von Hypnose und Psychoanalyse: Im Gegensatz zu einer bisher dominierenden ideen- oder theoriegeschichtlichen Heransgehensweise verfolgt er die Entwicklung der Psychoanalyse anhand einer Analyse von konkreten Praktiken. Darin erweist sich Freuds Verfahren als ein Resultat von direkten oder indirekten Auseinandersetzungen mit den verschiedenen Experimentalkulturen des Hypnotismus.

Zur Reihe:
Die Wissenschaftsgeschichte verstand sich lange Zeit als eine Art Gedächtnis der Wissenschaften. Heute sucht sie ihren Platz in der Kulturgeschichte und sieht ihre Aufgabe nicht zuletzt darin, Brücken zwischen den Naturwissenschaften und den Geisteswissenschaften zu bauen. Die Formen, in denen dies geschieht, sind keineswegs ausgemacht. Sie sind Gegenstand eines großen, gegenwärtig im Gange befindlichen Experiments. Die historische Einbettung der wissenschaftlichen Erkenntnis, der Blick auf die materielle Kultur der Wissenschaften, auf ihre Objekte und auf die Räume ihrer Darstellung verlangt nach neuen Formen der Reflexion, des Erzählens und der Präsentation. Die von Michael Hagner und Hans-Jörg Rheinberger herausgegebene Reihe »Wissenschaftsgeschichte« versteht sich als ein Forum, auf dem solche Versuche vorgestellt werden.

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Reihe Wissenschaftsgeschichte
ISBN 9783892446163
Erscheinungsdatum 01.09.2002
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FALTER-Rezension

Lukas Wieselberg in FALTER 41/2002 vom 09.10.2002 (S. 30)

Von ihren Anfängen bis zur Gegenwart ringt Freuds Lehre um wissenschaftliche Legitimität. Drei Bücher zeichnen das spannungsreiche Verhältnis der Psychoanalyse zu den benachbarten Wissenschaften nach.

Andreas Mayer beschreibt in seinem jüngst erschienenen Buch "Mikroskopie der Psyche", wie der Hypnotismus daran scheiterte, sich als Experimentalwissenschaft zu etablieren. Die Psychoanalyse sieht der Wissenschaftshistoriker unter anderem als ein Resultat von direkten oder indirekten Auseinandersetzungen mit den verschiedenen Experimentalkulturen des Hypnotismus. Die besondere Stellung der Psychoanalyse an der Schnittstelle zwischen Mentalem, Sozialem und Physischem versteht der kürzlich verstorbene Alfred Lorenzer in seinem Buch "Die Sprache, der Sinn, das Unbewusste" als ausdrückliche Stärke. "Hermeneutik des Leibes" nennt der aus der Tradition der Frankfurter Schule stammende Analytiker und Soziologe die Praxis der Psychoanalyse. Er verteidigt den Triebbegriff Freuds und betont die körperliche Bedürftigkeit des Menschen. Entscheidend für Lorenzer bleibt freilich, "den Trieb nicht geschichtslos biologistisch zu deuten, sondern zu zeigen, wie er in sozialen Prozessen hergestellt wird".

In seinem Verständnis sind es konkrete - zum Teil bereits auch schon pränatale - Interaktionserfahrungen, die das Individuum bis auf die Ebene der Neurophysiologie strukturieren und somit das neuronale Fundament aller unserer Erfahrungen als Ergebnis von Sozialisation hervorbringen. Lorenzer deshalb als "Vordenker" eines Dialogs mit den Neurowissenschaften zu sehen, wie dies Marianne Leuzinger-Bohleber in der Einführung des Buches nahe legt, bleibt indes erklärungsbedürftig.Das von Patrizia Giampieri-Deutsch herausgegebene Buch "Psychoanalyse im Dialog der Wissenschaft. Europäische Perspektiven" hingegen gibt tatsächlich einen Einblick in die von Grünbaum eingeforderte interdisziplinäre Auseinandersetzung der Psychoanalyse mit den Neuro- und Kognitionswissenschaften sowie in die eigenständige empirische Forschung der Psychoanalyse. Die Wiener Lehranalytikerin und Philosophin betont, dass besonders die gegenwärtige Entwicklung der analytischen Philosophie hin zur analytischen philosophy of mind den geeigneten erkenntnistheoretischen Rahmen dafür bietet. Denn Philosophen wie Thomas Nagel, Patricia Kitcher oder Owen Flanagan scheuen sich nicht, die traditionellen metaphysischen Fragen der Philosophie - wie zum Beispiel das Leib-Seele-Problem - wieder aufzugreifen. Nach einer Periode der reinen Sprachanalyse suchen sie wissenschaftlichen Kontakt mit den Neuro- und Kognitionswissenschaften.

Giampieri-Deutsch greift als Philosophin die Unterscheidung der analytischen Philosophie des Geistes zwischen (subjektiver) Erste- und (objektiver) Dritte-Person-Perspektive auf und integriert sie als Psychoanalytikerin zur Klärung und Beschreibung der Erkenntnis des Psychoanalytikers in die psychoanalytische Theorie. Dabei macht sie deutlich, dass die psychoanalytischen Phänomene der Gegenübertragung und der projektiven Identifizierung gegen den Solipsismus sprechen.

Der Psychoanalytiker Wolfgang Berner führt in seinem Beitrag aus, dass die meisten Analytiker durch die Auseinandersetzung mit den Neurowissenschaften das Grundphänomen der Psychoanalyse, die Übertragung, radikaler als in früheren Zeiten formulieren. Neurophysiologisch wird sie als eine Grunderwartung bestimmter Beziehungskonstellationen beschrieben, die Bestandteil des prozeduralen Gedächtnisses (für "Fähigkeiten und Gewohnheiten" im Gegensatz zum deklarativen Gedächtnis für "Fakten und Episoden") sind. Änderungen können nach Berner demzufolge keineswegs durch rationale Einsicht allein, sondern nur durch wiederholte intensiv-affektive Erlebnisse erreicht werden.

Alles in allem liefert der von Giampieri-Deutsch herausgegebene Sammelband einen facettenreichen Überblick über einen interdisziplinären Dialog, der Freuds naturwissenschaftliche Wurzeln und sein therapeutisches Handeln mit den Entwicklungen der zeitgenössischen Philosophie des Geistes sowie den Ergebnissen der modernen Gehirn- und Kognitionsforschung verknüpft. Zweifellos eine Chance für die Psychoanalyse, wieder zu erhöhter Aufmerksamkeit zu finden und sich zunehmend in Richtung wissenschaftlicher Anerkennung zu bewegen. Dass der Psychoanalyse in ihrem interdisziplinären Aufbruch ins 21. Jahrhundert die kritischen Potenziale erhalten bleiben, wie sie etwa Lorenzer betont hat, bleibt ihr zu wünschen.

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