Wille und Gehirn

162 Seiten, Buch
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Reihe Edition sirius
ISBN 9783895286285
Erscheinungsdatum 30.07.2009
Genre Medizin
Verlag Aisthesis
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Kurzbeschreibung des Verlags

„There is a delightful parallel between these impressively simple experiments and the experiments of Galileo Galilei who investigated the laws of motion of the universe with metal balls on an inclined plane.“ („Es besteht eine reizvolle Parallele zwischen diesen imponierend einfachen Experimenten und den Versuchen Galileo Galileis, der die Gesetze der Bewegungen des Universums mit Metallkugeln auf einer schiefen Ebene untersuchte.“)

So urteilte Sir John Eccles, der Nobelpreisträger für Medizin des Jahres 1963, über das 1964/65 von Kornhuber und Deecke entdeckte Bereitschaftspotential (BP), ein Hirnpotential, das vor selbst-initiierten Willkürbewegungen und Handlungen, wie wir sie alle täglich machen, auftritt.

Diese Entdeckung des auch im Englischen so genannten bewegungsvorbereitenden Hirnpotentials hat viel bewegt: Der Begriff ‚Wille‘ – der bis 1965 aus der psychologischen Literatur so gut wie verschwunden war – kehrte in die wissenschaftlichen Schlagwortregister zurück.

Die Entdeckung des Bereitschaftspotentials kam nicht von ungefähr: Es wurde durch zielgerichtetes Suchen nach den cerebralen Grundlagen des Willens gefunden. Der innovative Denker war Hans Helmut Kornhuber, und Lüder Deecke war damals sein Doktorand. Kornhuber kannte durch seine in langer Kriegsgefangenschaft gemachten Erfahrungen die außerordentliche Bedeutung von Freiheit und Willen, er hatte darüber geschrieben und Vorlesungen gehalten.

In intensiven wissenschaftlichen Experimenten wurde die BP-Forschung sodann von den Autoren vorangetrieben. Von großem Interesse war die topographische Frage: Wo im Gehirn wird das BP generiert? Experimente mit Parkinsonpatienten führten zur supplementärmotorischen Area (SMA). In dieser Area – die zum Frontalhirn gehört – beginnt das Bereitschaftspotential und wird seine frühe Komponente erzeugt. Über die motorische Schleife läuft die Bewegungs-Initiierungs-Information dann zu den Stammganglien und von dort zur primären motorischen Hirnrinde, der Area 4.

Von ebenso großer Bedeutung wie die Entdeckung des BP war der Nachweis, dass der Frontalcortex die führende Instanz im Gehirn ist. Der Präfrontalcortex ist das Organ des Willens. Aber der Willenscortex (Präfrontalcortex) macht nicht alles selbst. Er ist vielmehr ein großer Meister im Delegieren von Aufgaben und Funktionen. Einen Supervisor und Jobverteiler könnte man ihn nennen, d.h., „der Wille“, so sagt Kornhuber, „pflegt gewöhnlich einen kooperativen Führungsstil im Reich der Anmutungen, Bedürfnisse, Triebe und Gefühle, und doch sind wichtige Aufgaben des Willens Konzentration auf das Wesentliche.“ Kurz gesagt, es ist ein besonnener Wille, der uns führen und leiten sollte.

Ist unser Wille nun frei? Haben wir Willensfreiheit? Ja, ist die Quintessenz der Ausführungen von Kornhuber und Deecke. Aber Freiheit gibt es nur in Graden. Absolute Freiheit gibt es nicht. Genau so wenig sind wir aber an einen absoluten Determinismus gefesselt, wie ihn einige Hirnforscher in letzter Zeit behaupten.

Das Buch sei allen empfohlen, die eine umfassend ausdiskutierte, wohlbalancierte Antwort auf das Problem der Willensfreiheit suchen. Es ist ein Buch, welches das Problem multidisziplinär angeht und beleuchtet, in dem Philosophie ebenso zu Wort kommt wie Hirnforschung, Neurologie, Neurophysiologie, Verhaltensforschung, und in dem auch Psychologie, Psychiatrie, Forensik und Jurisprudenz nicht zu kurz kommen – auch Theologen und an der Theologie Interessierte können großen Gewinn aus der Lektüre des Buches ziehen, das auch ein Ethik-Buch ist. Es liest sich spannend und ist in einer allgemeinverständlichen Sprache geschrieben, die auch dem interessierten Laien ein müheloses Lesen ermöglicht.

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Reihe Edition sirius
ISBN 9783895286285
Erscheinungsdatum 30.07.2009
Genre Medizin
Verlag Aisthesis
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FALTER-Rezension

Kirstin Breitenfellner in FALTER 32/2008 vom 06.08.2008 (S. 50)

Die These von der Willensunfähigkeit und der daraus resultierenden Nichtverantwortlichkeit des Menschen ist nicht nur in den Medien, sondern auch in Teilen der Justiz und der Wissenschaft in Mode. Gegen diese Strömung wenden sich zwei Pioniere der neurophysiologischen Willensforschung mit dem Versuch, eine neurobiologische, psychologische und philosophisch-kulturtheoretische Theorie vorzulegen. Die moderne Willensfeindschaft beruht ihnen zufolge auf einem theologisch missverstandenen Naturbegriff. Sie versuchen darzustellen, auf welche Weise die verschiedenen Hirnregionen bei der Entscheidungsfindung und anderen willensgesteuerten Prozessen zusammenarbeiten, die die Grundlage der menschlichen Freiheit bilden. Freiheit definieren sie nicht als gesicherten, sondern dynamischen Prozess, bei dem der Kausalzusammenhang der Triebe vom Finalstreben des Willens überformt wird – als vernünftige Selbstführung, die auf einer komplexen, umfassenden Hirnfunktion beruht und ihr Substrat im Frontalhirn hat: Die Evolution des kreativen und disziplinierten Willenscortex ist der entscheidende Schritt zum Homo sapiens sapiens.
Nicht unbedingt für Laien geschrieben, aber durchsichtig argumentiert, vermag das Bändchen Klarheit über Theorien und Erkenntnisse zu verschaffen, die offenbar über weniger Sexappeal verfügen als das Gerede von Determinierung und der Unschuld der Täter.

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