

Sebastian Fasthuber in FALTER 30/2022 vom 27.07.2022 (S. 30)
"Im Land der Schmerzen" hat der französische Schriftsteller Alphonse Daudet (1840-1897) viel Zeit verbracht. Über einen Zeitraum von acht Jahren protokollierte er die Etappen seiner Syphilis-Erkrankung, die er seinem ausschweifenden Liebesleben verdankte. Daudet war ein Erfolgsautor seiner Zeit, bekannt wurde er mit humoristischen Romanen. Sein Freund Émile Zola nannte ihn einen "charmeur", was man als doppeldeutiges Lob auch als Hinweis auf mangelnden Tiefsinn seiner Werke verstehen kann.
Im Angesicht des nahenden Endes lief Daudet in seinen letzten Jahren jedoch zu großer Form auf. Die kurzen Texte sind messerscharfe Beobachtungen ("Man muss viele Tode sterben, ehe man stirbt") und angenehm frei von Wehleidigkeit. Im Zeitalter der Überempfindlichkeit ist dieses Büchlein ein schönes Gegengift.