

Joachim Schätz in FALTER 8/2011 vom 25.02.2011 (S. 19)
"Kann ein Film zugleich Krimi sein und österreichisch?" Für Christoph Fuchs ist der Fall klar: In 14 Essays breitet der in Hamburg lebende Filmhistoriker eine Geschichte des österreichischen Kriminalfilms aus, die sich weniger für strenge Genretypologien interessiert als für das Ineinandergreifen von Film- und Zeitgeschichte und die Variation bestimmter Motive. Das erste Kapitel verfolgt das Schweigen in Verbrechen verstrickter Frauen vom Sittendrama "Frauenehre" (1918) bis zu Götz Spielmanns urbaner Romanze "Die Fremde" (2000), ein anderes arbeitet sich von österreichischen Real-Crime-Adaptionen zu den Familienmassakern bei Franz Novotny und Michael Haneke vor. Bei Fuchs steht kein Film für sich allein, seine Methode ist die Passage. Verwickelte Handlungen vermengen sich in seinem Sprachstrom mit historischem Detailwissen und Treibgut aus dem Gedächtnis eines passionierten Kinogängers. Das ist oft erhellend, zerfasert manchmal und macht – wie auch die reiche Bebilderung – große Lust auf die besprochenen Filme.