

Erich Klein in FALTER 9/2013 vom 01.03.2013 (S. 37)
Ich ist ein anderer. Rimbauds Grundregel für moderne Dichter gilt auch in E.A. Richters "Schreibzimmer". Die Versuche, das Eigene an Orten der Kindheit oder in der Fremde dingfest zu machen, endet in einem Paradox: "ich atme mich wörtlich aus, als Toter, der wiederum Tote gebiert".
Dasselbe geschieht bei Konzerten (Musik als größte Herausforderung des Dichters), beim Betrachten eines Fotos von Kafka, dem Fremden par excellence, oder auf einem Soldatenfriedhof. Richter spitzt in höchst artifiziellen Texten die Frage nach dem Verhältnis von Ich, Welt und Sprache aufs Äußerste zu: "heute kein Ich, das Ich gelöscht".