Wenn die Kinder Steine ins Wasser werfen

120 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783902497871
Erscheinungsdatum 01.02.2011
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Jung u. Jung
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Kurzbeschreibung des Verlags

"Schauen und Denken, das ist der Anfang aller Literatur. Warum also nicht noch einmal zurückkehren zu diesem Anfang? In aller Ursprünglichkeit noch einmal schauen, denken, sich erinnern? Am Flughafen von Brüssel beginnt Xaver Bayers Reise in den Kontinent namens Ich. Von anderen Weltgegenden ist bald die Rede, von einer seltsamen Nähe des Fremden und einer ungemütlichen Fremdheit des Nahen. "Wenn die Kinder Steine ins Wasser werfen" handelt von Physik und Metaphysik. Aus einem Fleck am Tresen des Flughafenrestaurants wachsen Assoziationen, aus chinesischen Feuerwerken oder dem Klang einer mechanischen Nachtigall des 19. Jahrhunderts. Weit verästelt ist der Strom des Bewusstseins, den Xaver Bayer scheinbar absichtslos in den Lauf seiner genauen Sprache bringt. Einen Punkt gibt es erst am Ende dieser magischen Prosa. Es zeigt sich, was der mit dem Hermann-Lenz-Preis ausgezeichnete österreichische Schriftsteller kann: Die Welt in einem Satz durchqueren."

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FALTER-Rezension

Tief hängen die Wolken, sanft schaukelt der Fluss

Stefan Ender in FALTER 10/2011 vom 09.03.2011 (S. 18)

Xaver Bayer fegt allerlei Beobachtungsbrösel zu der Erzählung "Wenn die Kinder Steine ins Wasser werfen" zusammen

Man beginnt mit dem Lesen, die Erzählung fließt dahin, sie fließt und fließt, die Kommata sind gesetzt wie kurze Ruderschläge, die das Geschehen sanft vorantreiben. Bald schon ist klar: So wird es dahingehen bis zum Ende, ohne Punkt und Strichpunkt, der Text ein ewiger Fluss, mit dem Ende als einziger Mündung. Eine Hommage an die beiden Beistrichjunkies Heinrich von Kleist und Thomas Bernhard in deren Jubiläumsjahr? Oder einfach nur eine textmäßige Umsetzung des Titels der Erzählung? Denn "Wenn die Kinder Steine ins Wasser werfen", dann verursacht dieser Steinwurf Wellen – Wellen, die sich fortsetzen und fortsetzen, bis sie irgendwann, ganz weit entfernt, verebben.
Mit Thomas Bernhard teilt Xaver
Bayer eine gewisse elementare Beladenheit. Tiefe Wolken hängen über den Prosalandschaften und dem darin solistisch-
solipsistisch existierenden Personal, wenn auch Bernhards Protagonisten ihre Belastung manisch-explosiv nach außen hin abführen, wohingegen Bayers Haupt­figuren doch eher zu einer sanften, aber unauflösbaren Selbstbedrücktheit neigen.

Den Ich-Erzähler des jüngsten Buches von ­Bayer sehen wir im Transitbereich des Brüsseler Flughafens auf seinen Anschlussflug warten; als ständig herumreisender Fotograf als eine Art Odysseus der Jetztzeit. Als klassischer Bayer'scher (Anti-)Held beginnt er gleich mit der Lieblingsbeschäftigung fast aller Zentralfiguren des Wieners: Er beobachtet seine Umgebung, und gleichzeitig beobachtet er sich selbst beim Beobachten und denkt anschließend über die Selbstbeobachtungsreflexion nach. Gern lösen einzelne Bilder und Mikroszenen auch Erinnerungsflashs aus, und so treibt der Leser zusammen mit dem Ich-Erzähler "wie in einem Kokon" aus Beobachtungen und Erinnerungen in intrauteriner Behaglichkeit dahin.
Konkret bedeutet das, dass Bayer Kleinst­erlebnisse aus einem Duty-free-Shop, einer Bierbar und aus Beträumen mit kleinen Memory-Teilchen über das Fliegen, über Farben, Ferienorte, seinen Fotografielehrer und die wichtigste Frau in seinem Leben (Theresa) zu einem Textganzen verleimt. Das gelingt ihm oft auf sehr elegante Art, allerdings auch oft nur unter inflationärer Verwendung von Verknüpfungen wie "und da fällt mir ein", "und jetzt muss ich daran denken" oder "und da kommt mir in den Sinn".
In der ersten Hälfte der Erzählung kann man immer wieder wunderschöne Gedankenkiesel aus dem Erzählfluss klauben, wie etwa jenen über Träume: "Träume sind vielleicht nichts anderes als nachtaktive Lebewesen unseres seelischen Ökosystems, und wenn man glaubt, dass Gedanken die Seele eines Menschen bilden, muss es doch unter den Menschen endlos viele Arten von Seelen geben, Monokulturseelen und Ziergartenseelen, Seelen mit Wüsten-, Urwald-, Gebirgs- oder gleichsam maritimer Vegetation, es gibt also natürlich auch Seelenverschmutzung sowie verkarstete, verwüstete, gekippte und verbrannte Seelen, und im Gegensatz dazu blühende, fruchtbare, unberührte und gepflegte Seelen, und es gibt schwarze Löcher in jeder Seele."
Mit Fortdauer der Erzählung verliert sich die Qualität der Reflexionen, wie auch der Eindruck überhandnimmt, hier lediglich der Resteverwertung von über die Jahre gesammelten Erinnerungsbröseln des Autors teilzuhaben – Krumen, deren geistiger Nährwert sich oft als gering erweist.

Abseits des medialen Scheinwerferlichts, in dem andere Autoren seiner Generation wie Daniel Kehlmann und Thomas Glavinic standen und stehen, hat der 1971 geborene Xaver Bayer in den letzten Jahren Texte von hoher Qualität veröffentlicht; seine stilistische Klarheit erinnert an Christian Kracht, die Traumverlorenheit seiner Erzählwelten an seinen Jahrgangskollegen David Wagner ("Meine nachtblaue Hose"). Bayers literarisches Debüt aus 2001, die Bobo-Studie "Heute könnte ein glücklicher Tag sein", und sein vor fünf Jahren erschienener Roman "Weiter", ein präzises Protokoll des Sich-selbst-abhanden-Kommens, können und sollen mit Nachdruck empfohlen werden; diese Erzählung lediglich ohne.

Am 31.3., 20.50 Uhr liest Xaver Bayer im Rahmen der "Wortspiele" im Porgy & Bess aus dem besprochenen Buch.

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