Die virtuelle Forelle

Gedichte
144 Seiten, Hardcover
€ 22
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ISBN 9783902497901
Erscheinungsdatum 01.08.2011
Genre Belletristik/Lyrik
Verlag Jung u. Jung
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Kurzbeschreibung des Verlags

"Im Ernst:" Wenn ein Gedicht von Erwin Einzinger so beginnt, dann ahnt man, dass es ganz so ernst nicht werden wird. Nur um sich womöglich entschieden getäuscht zu sehen: Einzingers Unernst kann durchaus etwas Bitteres haben."Aufwachen in der Morgensonne: Jeder kennt das, jeder kann das." Auch wenn man da eher skeptisch ist - auf einmal steht der Dichter seinem Leser gegenüber und ruft ihm zu: "Glaub es einfach!""Wo das Treffen letztlich stattfindet?" Mitten im Gedicht natürlich, egal, was drumherum los ist, und selbst wenn es heißt: "Ein Singvogel steht auf dem Betonrand des Springbrunnens & tut, als müsse er kotzen."Gewiss, er tut nur so, aber "was geschieht, wenn alles ausufert?" Wir werden sehen. Am Ende jedenfalls "Große Stille am Leicester Square." Und gerade dann gilt die Devise: "Bitte zuhören"."

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FALTER-Rezension

Große Inventur im relativen Chaos

Leopold Federmair in FALTER 41/2011 vom 14.10.2011 (S. 9)

Lyrik aus Österreich II: Erwin Einzinger zeigt in
"Die virtuelle Forelle" fast alles

Erwin Einzinger ist ein unermüdlicher Sammler von Bildern und Geschichten. Vor dreieinhalb Jahrzehnten hat der Oberösterreicher das Fundament seiner höchstpersönlichen Literatursprache gelegt. In der Folge hat er an seinem Werkel weitergezimmert, ohne sich von irgendetwas – Moden, Erfolg, Zweifel – rausbringen zu lassen.
Das bestätigt sein neuer Gedichtband "Die virtuelle Forelle", der die Erwartungen erfüllt: nichts groß Überraschendes, dafür eine Fülle kleiner Erstaunlichkeiten. Das Virtuelle hat Einzug in diese poetische Welt gehalten, die in der sich Modernes und Althergebrachtes, Lebendiges und Abgebildetes die Hand geben. Die Poesie hat in allen diesen Stücken immer etwas Prosaisches, die Prosa etwas Poetisches.

"Zauber lauert an jeder Straßenecke", wie es im vorhergehenden Gedichtband "Ein Messer aus Odessa" hieß. Im neuen heißt es: "Nicht jeder Tag kann eine echte / Perle sein, aber Erstaunliches geschieht / Dennoch an nahezu jeder Ecke dieser Welt …" Kaum hat er einen solchen ins Allgemeine schlingernden Satz hingeschrieben, beeilt sich der Dichter, Beispiele zu geben: "Spielende Kinder zum Beispiel / Fanden unlängst auf halber Strecke / Zwischen Laakirchen & Ohlsdorf / In einem Misthaufen vergrabene Zähne."
Wen der Ortsname Ohlsdorf an Thomas Bernhard erinnert: Bei Einzinger ist so ein Satz keine Anspielung, das Beobachtete weist nicht über sich hinaus. Es genügt sich selbst, gibt allenfalls Anlass zu sprachlichen Kunststücken, Verdrehungen, Kombinationsakrobatik.
Überall gibt es etwas zu ernten, es gilt nur, auf den jeweiligen Ort und seine Hervorbringungen zu achten. Einzingers Literatur ist Lokaldichtung, aber zwischen den einzelnen Orten kann alles Mögliche – eben das Erstaunliche – geschehen. Die Erstaunlichkeit, die der Dichter verschweigt, liegt in dem, was er macht, indem er das Poesiespiel vorantreibt; was er aus den Begegnungen, den Begebenheiten herausschlägt.
Die einzelnen Gedichte sind Ergebnisse seiner "Arbeit des Wörtereinsackens", mit dem ein Dingeeinsacken einhergeht, denn Wörter sind Dinge, und Dinge brauchen Wörter. Einsacken, um etwas anderes herauszuholen: wiederum Wörter, von denen einige unverändert bleiben. Als Readymades machen sie sich gut im dichterischen Kontext ("Zeit verschissen", "Eh schon wissen", "Kaszettel" und so weiter).

Die Arbeit dieses Dichters besteht im Inventarisieren. Er will wissen und uns zeigen, was alles da ist an Erwähnens- oder Belächelnswertem. Er zeigt nicht alles, das stimmt schon. Die Skurrilität liegt im Alltag begründet, doch oft ergibt sie sich erst durch die Auswahl und überraschende Nachbarschaft, die die Dinge, Menschen oder Gesten erfahren.
Einzinger bringt Beispiele. Das Und­soweiter ist für ihn keine Floskel, sondern Grundzug der Wirklichkeit, wie sie uns entgegentritt. Das Undsoweiter treibt uns an, es geleitet uns aber auch wieder hinaus oder vertröstet uns auf eine andere Welt, ein anderes Buch: "(Näheres dazu nächste Woche.)" So lautet der eingeklammerte Schlusssatz des Buchs, schon nicht mehr von hier.
Ein saloppes Versprechen ist das, leicht hingesagt. Worauf es ankommt, hier wie dort, sind die Einzelheiten, das jeweils zu einem Zeitpunkt Anzutreffende, das sich in vielen Fällen selbst genügt und durch den Dichter in eine Konstellation gebracht wird, in der es noch erstaunlicher erscheint, als es für sich schon ist.
Hier die Gleichzeitigkeit der Dinge, jene weltumspannende Koexistenz, die durch Sprache so schwer wiederzugeben ist; dort der kleine Zeitbogen eines Ereignisses, eines Lebens, eines Tages – und alle Ebenen schön bunt durcheinander. Es entsteht ein relatives Chaos. Die Dinge werden ihrer Zeichenhaftigkeit entledigt, das Bedeutsame desym­bolisiert.

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