
Sebastian Fasthuber in FALTER 27/2012 vom 04.07.2012 (S. 28)
Henry David Thoreau (1817–1862), der heute als Ökopionier rezipierte Autor des Essayzyklus "Walden" und des nicht minder einflussreichen politischen Essays "Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat", hat kein sehr umfangreiches Werk hinterlassen. Und doch gibt es bislang unübersetzte Texte wie diese Schilderung einer Durchquerung der Urwälder von Maine im Kanu. Thoreau hat sie 1857 zusammen mit einem Freund sowie einem ortskundigen Indianer unternommen. Wo er seine Texte sonst bis zur Buchpublikation unzählige Male zu überarbeiten pflegte, blieb das bei diesem in schnörkelloser Sprache verfassten Nachlassfund aus.
Das Buch führt vor Augen, wie sehr sich Thoreau auf die Natur einließ, indem er hinschaute und hinhörte. Es ging ihm nicht um Verklärung zum Idyll, vielmehr darum, an der Natur die eigene Wahrnehmung zu schärfen. Fast immer sah er das Positive: "In der Stadt kann ein undichtes Dach, durch das es tropft, am Einschlafen hindern, wir aber wurden bald von einem gleichmäßigen Regenguss, der die ganze Nacht über andauerte, eingelullt."


